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Reisebüros verärgert über Zusatzaufwand bei annullierten Flügen

Reisebüros verärgert über Zusatzaufwand bei annullierten Flügen – Swiss wartet zu

Die Flugabsagen des Kranich-Konzerns sorgen bei den Reisebüros für Zusatzaufwand. Die Lufthansa macht ihnen nun ein Angebot, das aber die Verärgerung in der Branche nur noch vergrössert. Die Swiss wartet bisher zu - doch nun fordern Tui, Kuoni und Hotelplan Gespräche.
10.08.2022, 07:31
Benjamin Weinmann / ch media
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Es ist eine Kettenreaktion. Wenn die Swiss einen geplanten Flug storniert, führt dies bei den Reisebüropartnern zum erheblichen Mehraufwand. Denn es gilt nicht nur, eine Ersatzverbindung zu finden, sondern je nachdem auch ein neues Hotel, einen neuen Flughafentransport und so weiter. Kuoni-Chef Dieter Zümpel zeigte sich deswegen zuletzt im Interview mit CH Media enerviert und forderte von der Swiss – zusammen mit der gesamten Branche - eine Entschädigung. Kuoni, Hotelplan, Tui Suisse und Co. schweben 30 Euro pro Passagier und Flug vor. Doch die Swiss will bisher davon nichts wissen.

In Deutschland, wo die gleiche Debatte entbrannt ist, hat die Lufthansa nun einen Schritt auf die Reisebüros zugemacht, wie das «Handelsblatt» berichtet. Nur: Dieser Schritt ist klitzeklein. Als Entschädigung für die Zusatzarbeit in den letzten Wochen und Monaten bietet die Lufthansa den Reisebüros im August und September einen Zustupf pro verkauftem Ticket im Wert von einem Euro.

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Menschen sind am Flughafen in Rotterdam gestrandet, da ihr Flug gestrichen wurde.Bild: keystone

Verärgerte Reisebüros

Die Empörung ist gross, wie das Antwortschreiben eines deutschen Reiseagenturchefs zeigt, aus dem die Zeitung zitiert: «Wenn wir und unsere Mehrarbeit nur ein Euro wert sind, dann weiss ich nun endgültig, was ich von Ihrem mit Milliarden Euro Steuergeldern gestützten Unternehmen halten muss.»

Die Lufthansa behauptet derweil, die Bonuszahlung habe nichts mit dem Mehraufwand zu tun - entgegen einem Lufthansa-E-Mail, das dem «Handelsblatt» vorliegt und das Gegenteil suggeriert. Darin schreibt eine Managerin: «Heute habe ich mal positive Nachrichten zu verkünden. Da die Mehrarbeit, die auf euch lastet, uns durchaus bewusst ist, hat man einen speziellen Summer Incentive (Sommer-Anreiz, Anm. d. Red.) zur Anerkennung eurer Arbeitsleistung ins Leben gerufen.»

Hotelplan und Co. planen Gespräche mit Swiss

Und hierzulande? «Bisher gab es kein solches Angebot seitens der Lufthansa-Gruppe an die Veranstalter und Reisebüros in der Schweiz, sofern man das ein Angebot nennen kann», sagt Walter Kunz, Geschäftsführer des Schweizer Reise-Verbands. Sprich: Ein Euro pro verkauftem Ticket würde ihm bei weitem nicht reichen. Gespräche mit der Swiss stünden an. Einzig der Zeitpunkt sei noch nicht definiert. Wie Kuoni-Chef Zümpel wirft Kunz der Swiss aufgrund ihrer abwehrenden Haltung Arroganz vor.

Auch Markus Flick, Sprecher vom Kuoni-Konzern DER Touristik Suisse, sagt, man habe von einem entsprechenden Angebot keine Kenntnis. Und selbst wenn es käme: «Es stünde auch in einem sehr deutlichen Missverhältnis zum Aufwand, der uns durch instabile Flugpläne in den letzten Monaten entstanden ist und vermutlich weiterhin entstehen wird.» Gespräche mit der Swiss seien geplant. Dies bestätigt auch Hotelplan. Und Tui-Suisse-Sprecherin Sonja Ptassek sagt, man sei kontinuierlich im Gespräch mit Swiss.

ARCHIVBILD ZUR MELDUNG, DASS DER BUNDESRAT SCHWEIZER AIRLINES MIT 1,3 MILLIARDEN FRANKEN HELFEN WILL - A large number of Swiss International Air Lines aircrafts and easyJet aircrafts are parked on the ...
Bild: KEYSTONE

«Die Talsohle ist durchschritten»

Derweil gibt Lufthansa-Vorstandsmitglied Christina Foerster Entwarnung an die Adresse der Passagiere in Bezug auf das sommerliche Flugchaos. «Die Talsohle ist durchschritten, der Flugbetrieb ist weitgehend stabilisiert», sagte sie kürzlich den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Sie kündigt dabei eine Verdreifachung des Callcenter-Personals der Lufthansa bis Ende Jahr an. Denn wegen der Flugannullationen, Streiks in Europa und anderer Unregelmässigkeiten habe es bei den Hotlines «teilweise extreme Nachfragespitzen» mit stundenlangen Wartezeiten gegeben. Rückerstattungen von Tickets würden ausserdem in der Regel spätestens nach sieben Tagen bezahlt, viele auch früher.

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