Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer - aber ein ganzer Vogelschwarm kann zu einer heissen Situation führen. So geschehen im Jahr 2009 in New York. US-Airways-Pilot Chesley «Sully» Sullenberger und sein Co-Pilot Jeffrey Skiles waren kurz nach Start des Flugs 1549 mit einer Notsituation konfrontiert. Ein Schwarm von Vögeln kollidierte mit dem Flugzeug und setzte beide Triebwerke ausser Gefecht. Innert Kürze entschloss sich Sullenberger zur Landung im Hudson-Fluss. Alle 155 Personen an Bord überlebten die spektakuläre und vor allem gefährliche Notwasserung.
Derartige Vögel-Kollisionen - auf Englisch «Bird Strikes» genannt - kommen selten aber regelmässig vor. Und in den allermeisten Fällen gehen sie glimpflicher aus als beim «Miracle on the Hudson», dem Wunder auf dem Hudson. Aber: In letzter Zeit ist deren Zahl überproportional angestiegen. Dies berichtet das Wall Street Journal.
Schuld sei die Pandemie, schreibt die US-Zeitung, die sich auf Aussagen und Daten von Flughäfen, Luftfahrtbehörden und Biologen beruft. Denn die Covid-Krise sorgte für eine weltweite Flug-Flaute. Manche Pisten wurden gar über längere Zeit gar nicht benutzt. Die Folge: Vögel nisteten sich dort ein, wo sie es nicht sollten. Auf gegroundeten Flugzeugen, in den Triebwerken oder in unbenutzten Infrastrukturen wie Fingerdocks und Boarding-Treppen. Die Tiere haben sich an die Absenz der Airbusse und Boeings gewöhnt.
«Das Risiko ist signifikant gestiegen», sagt Phil Mountain, Chef der britischen Firma Birdstrike Management, die Airlines und Flughäfen bezüglich der Vogel-Kollisionsgefahr berät. Am Flughafen von Portland in Oregon sind Gänse ein Problem, in Rom Möwen und im indischen Bangalore Schwarzmilane.
Und in der Schweiz? Auch hier haben sich die tierischen Vögel an die Absenz ihrer Artgenossen aus Stahl gewöhnt. Je nach Monat seien die Zahlen im vergangenen Jahr zwar unterschiedlich ausgefallen, sagt Raffaela Ackermann, Sprecherin des grössten Landesflughafens in Zürich. Aber: «In Summe wurden 2021 mehr Vogelschläge verzeichnet als in den letzten zwei Jahren.»
Die Zunahme beobachte man vor allem bei drei Vogelarten: den Rauchschwalben, Mauersegler und Turmsegler. Bei den ersten beiden erklärt Ackermann die Kollisionshäufung mit dem nassen, kühlen und stürmischen Wetter zwischen Mai und August. «Dadurch gab es weniger Insekten und dadurch weniger Futter für diese Arten.» Die Schwalben mussten in der Folge länger in der Luft auf der Jagd bleiben, um ihre Küken zu ernähren. Bei den Turmfalken habe man ein verändertes Jagdverhalten festgestellt. «Sie scheinen vom reduzierten Flugbetrieb profitiert zu haben und haben neue Jagdgebiete näher an der Piste beansprucht.»
Rolf Kunz, Präsident der ornithologischen Gesellschaft Zürich, ist nicht überrascht: «Flughäfen mit ihren grossen Grünflächen waren schon immer attraktiv für Vögel. Da ist es nur logisch, dass sie mit weniger Lärm noch attraktiver geworden sind.» Ohne Flugzeuge würden die Vögel eine riesige, ungestörte Fläche ohne Menschen und Hunde antreffen.
Swiss-Sprecherin Karin Müller bestätigt die Entwicklung: «Während der Pandemie haben wir im Verhältnis zu den Flugbewegungen mehr Vogelschläge registriert.» Sie verweist auf die Begründung der EASA und die Ruhe während der Pandemie. Müller sagt aber auch: «Mit einem ‹Bird Strike› muss grundsätzlich immer gerechnet werden, besonders während den saisonal bedingten Bewegungen von Vogelschwärmen im Frühling und Herbst.»
Am Basler Euroairport sind die Vögel ebenfalls auf dem Vormarsch. «Der pandemiebedingte Rückgang des Flugverkehrs und der menschlichen Präsenz hat dazu geführt, dass einige Vogelarten in der Nähe der Start- und Landebahnen häufiger anzutreffen sind», sagt Sprecherin Manuela Witzig. Problematisch seien nicht einzelne kleine oder grosse Vögel, sondern grössere Schwärme, wie etwa von Krähen oder Staren. Die Zahl der Wildtierschäden sei zuletzt leicht gestiegen.
Bird Strikes müssen gemäss EU-Regelung dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) gemeldet werden. Auf Anfrage zeigt das Amt die Entwicklung hierzulande auf:
Bird Strikes in der Schweiz (Quelle: Bazl)
2020 sind die Fälle zwar um 50.6 Prozent zurückgegangen. Allerdings: Die Anzahl Flugbewegungen schrumpfte stärker, um 64 Prozent, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen. Für das vergangene Jahr liegen noch keine gesamtschweizerischen Aviatik-Zahlen vor. Ein Indiz für den überproportionalen Anstieg der «Bird Strikes» zeigen aber die Flugbewegungen am Flughafen Zürich von 2021. Diese betrugen 48 Prozent im Vorkrisenvergleich. Die Vogelschläge hingegen 78 Prozent.
Bazl-Sprecher Christian Schubert gibt sich zurückhaltend: «Ob die Pandemie zu einem signifikanten Anstieg der Anzahl Vogelschläge geführt hat, kann bislang nicht abschliessend beurteilt werden.» Das Vogelaufkommen sei von sehr vielen Faktoren abhängig wie etwa dem Wetter im Frühling während der Brutphase. «Ist der Frühling beispielsweise sehr nass und kalt, werden weniger Vögel geboren oder überleben die ersten Wochen nicht.»
Im Sommer ist laut Schubert die Kollisionswahrscheinlichkeit grösser, «weil die im Frühling geborenen Jungvögel ausfliegen und nebst der fliegerischen Unkenntnis auch die mit dem Flugbetrieb einhergehenden Gefahren nicht kennen.»
Laut dem Bazl kommt es vor allem während des Starts, der Landung oder im Tiefflug in einer Höhe von 300 bis 600 Metern zu Vogelschlägen. «Meistens verlaufen sie glimpflich, sie können aber je nach betroffenem Flugzeugteil - Cockpitscheibe, Flügel oder Triebwerk - erheblichen, finanziellen Schaden verursachen», sagt Schubert. Euroairport-Sprecherin Witzig verweist auf eine Branchenschätzung, wonach Vogelschläge jährlich zwei Milliarden Dollar an Kosten verursachen.
Gemäss Publikationen der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle für Verkehr ist es in den vergangenen Jahrzehnten zumindest hierzulande zu keinen Unfällen oder schweren Vorfällen aufgrund von Vogelschlag gekommen.
Damit dem so bleibt, beschäftigen laut Bazl-Sprecher Schubert alle grösseren Regional- und Landesflughäfen eigene Wildtier-Experten, die darauf spezialisiert sind, den Flugbetrieb und die Präsenz der Tiere möglichst gut auseinanderzuhalten. Seit einigen Jahren würden unter anderem Laserpointer eingesetzt, um die Vögel von der Piste zu verscheuchen, ohne sie aber zu verletzen. «Es wird nicht in die Augen der Vögel gezündet, sondern es genügt, den Laserstrahl auf den Aufenthaltsort des Vogels oder des Vogelschwarms zu richten.» Auch Lautsprecher und Knallpatronen werden zur Vergrämung eingesetzt.
Denn wenn der Lärm der Flugzeuge fehlt, muss er anderswo herkommen.
Leute, echt.
Flugzeug: Aluminium.
Stahl: Gut für den Bau. ist um ein erhebliches schwerer.
Da muss aber einer eine verdammt ruhige Hand haben wenn er den Augen der Vögel ausweichen kann mit dem Laserstrahl. Meiner Erfahrungen nach ist das unmöglich ausser man ist nur 1-2m entfernt... aber dann könnte man sie auch gleich mit rufen und winken vertreiben.