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Winterstromreserven treiben Strompreis nach oben

Winterstromreserven treiben Strompreis nach oben

22.03.2023, 07:2822.03.2023, 11:28
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Der Durchschnittshaushalt muss dem Netzbetreiber Swissgrid 2024 mehr als doppelt so hohe Tarife abliefern wie im laufenden Jahr: 146 Franken statt 70. Swissgrid begründet das zum einen mit höheren Beschaffungskosten, zum anderen mit den Winterreserven des Bundes.

Diese Kosten müsse der Netzbetreiber von Gesetzes wegen auf die Konsumentinnen und Konsumenten abwälzen, teilte Swissgrid am Mittwoch mit. Der neue Tarif allein verteuert die Stromrechnung für den Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4500 Kilowattstunden (kWh) 2024 um 54 Franken.

Der Bund ergriff zahlreiche Massnahmen für die Versorgungssicherheit im Winter. Dazu gehören die Wasserkraftreserven, die Reservekraftwerke und die Notstromgruppen. Swissgrid erhebt diese nicht vom Unternehmen verursachten Kosten mit dem neuen Tarif.

Längerfristig zwei Milliarden

Auf die Kilowattstunde gerechnet macht er 1,2 Rappen zusätzlich zu den Netztarifen aus. Für Unternehmen mit einem Jahresverbrauch von 90'000 kWh schlägt sich das in Kosten von 1080 Franken nieder.

Die Wasserkraftreserven im abgelaufenen Winter stellten 14 Speicherkraftwerksbetreiber sicher. Der Zuschlag erfolgte durch Swissgrid in einer Auktion. Die Winterreserven aus der Wasserkraft entsprachen einer Strommenge von 400 Gigawattstunden. Nach Angaben der Eidgenössischen Elektrizitätskommission kostet das knapp 300 Millionen Franken.

Die Kosten für bestehende Reservekraftwerke und Notstromgruppen für die Zeitperiode von Winter 2022/2023 bis Winter 2025/2026 beziffert der Bund auf insgesamt rund 580 Millionen Franken. Die Gesamtkosten für die Winterreserven dürften sich zwischen 2023 und April 2026 auf rund zwei Milliarden Franken belaufen.

Teurere NetzdienstleistungenDie Tarife für die Netzdienstleistungen selbst steigen für den 4500-kWh-Haushalt von 70 auf 92 Franken. Der Tarif macht 2024 damit sieben Prozent der jährlichen Stromrechnung aus, wie Swissgrid-Marktstrategiechef Thomas Reinthaler vor den Medien sagte. Für das 90'000-kWh-Unternehmen beläuft sich der neue Netztarif auf 1840 Franken.

Die starke Preiserhöhung für die Grundleistung des Übertragungsnetzes erklärt Swissgrid mit den allgemeinen Systemdienstleistungen. Deren Tarif steigt von 0,46 Rappen pro kWh im laufenden Jahr auf 0,75 Rappen 2024.

Der Netzbetreiber rechnet nach eigenen Angaben mit einem höheren Beschaffungsaufwand. Bereits 2023 erhöhte Swissgrid diesen Posten von 0,16 auf 0,46 Rappen. In den Jahren zuvor gab es gemäss Reinthaler indessen Reduktionen.

Zu tiefe Tarife 2023

Zudem muss das Unternehmen eine Unterdeckung abbauen, welche auf die stark gestiegenen Strompreise zurückgeht. Die Tarife für 2023 hatte Swissgrid vor Jahresfrist bekannt gegeben. Den Angaben zufolge waren dabei die grossen Preissprünge an den Strommärkten noch nicht absehbar.

Allerdings erhöhte Swissgrid die Haushalttarife bereits damals um 20 Franken. Die Firma ist verpflichtet, Verluste aus dem Vorjahr jeweils zu kompensieren.2024 steigt im weiteren der Tarif für Wirkverluste von 0,30 auf 0,34 Rappen pro kWh. Auch hier liegt der Grund im Hochpreisumfeld. Swissgrid kompensiert die Übertragungsverluste der Leitungen am Strommarkt. Trotz angepasster Beschaffungsstrategie rechnet das Unternehmen mit höheren Kosten.

Gleich bleiben dagegen die Tarife für die Netznutzung. Deren Entwicklung ist weniger von äusseren Faktoren abhängig. Auch der Tarif für Blindenergie verändert sich nicht. (sda)

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75 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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PinPon
22.03.2023 07:57registriert November 2020
Wieso nur, habe ich das Gefühl, dass wir von den Stromunternehmungen von vorne bis hinten vera****t werden? Wir müssen immer mehr bezahlen, während die Firmen trotz angeblicher Krise einen Rekordgewinn nach dem anderen machen. Der Strommarkr ist die grösste Mafia der Schweiz!
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Vitai Lampada
22.03.2023 09:33registriert Dezember 2022
Während 20 Jahren wurde der Ausbau von Solar, Wind und Batteriespeichern von der Lobygetriebenen Politik mit allen Mitteln verhindert. Dies um die gut gehenden Geschäfte der Stromkonzerne und die Alimentierung der Staatskassen durch diese nicht zu gefährden.
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