Um halb sechs Uhr morgens konnten sich die Piloten und die Airline einigen. Nach einem Verhandlungsmarathon übers Wochenende, der bis am Montag dauerte, fanden Swiss-Chef Dieter Vranckx und Clemens Kopetz, Präsident der Piloten-Vereinigung Aeropers, eine Lösung im Ringen um einen neuen Gesamtarbeitsvertrag für die Cockpit-Crew.
Nun sind die Eckpunkte der Einigung bekannt. Wie Aeropers in einer Mitteilung schreibt, habe man sich auf einen Teuerungsausgleich in der Höhe von 2 Prozent und eine Lohnerhöhung von 2.3 Prozent geeinigt. Der Pilotenverband spricht von einem Kompromiss im finanziellen Bereich, der für beide Seiten akzeptabel sei. Gleichzeitig lässt Aeropers durchblicken, dass die Forderung nach einem Teuerungsausgleich höher gelegen hatte.
Deutliche Zugeständnisse machte die Swiss bei der Einsatzplanung. Bisher war es so, dass die Cockpit-Angestellten ihren Arbeitsplan jeweils am 25. des Vormonats erhielten. Dies erschwerte die Planbarkeit von privaten Angelegenheiten und Ferien. Sollten die Aeropers-Mitglieder das neue Vertragswerk annehmen - und davon ist nach den mühseligen Verhandlungen inklusive Streikdrohung auszugehen - wird der Einsatzplan von der Swiss künftig eine Woche früher kommuniziert.
«Wir sind zufrieden, dass wir Fortschritte bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Planbarkeit des Soziallebens erreichen konnten», sagt Aeropers-Präsident Clemens Kopetz. Bei einer Annahme des Vertrags wird dieser per 1. Januar 2023 in Kraft treten.
Allerdings: Die Einigung hat aus Angestellten-Sicht einen grossen Haken. Denn bei den Verhandlungen waren auch die Auslagerung von Flügen an günstigere Airlines wie Helvetic Airways von Milliardär Martin Ebner und Air Baltic ein Thema. Diese sind der Aeropers, aber auch der Kabinengewerkschaft Kapers, schon seit langem ein Dorn im Auge. Bei diesem Punkt habe man allerdings keine Fortschritte erzielen können, räumt Aeropers-Sprecher Thomas Steffen ein. Sprich: Die Swiss wird das Personalwachstum auch weiterhin mithilfe externer Partner planen können.
Und dennoch: «Wir sind froh, dass die Zeiten der Unruhe und Unsicherheit vorüber sind», sagt Steffen. «Die Einigung ermöglicht es unseren Pilotinnen und Piloten, die Passagiere der Swiss auch in Zukunft sicher und zuverlässig an ihre Destinationen zu bringen.» Die Swiss will sich zu den Details der Einigung nicht äussern.
Airline-Chef Dieter Vranckx liess sich einzig in einem Communiqué wie folgt zitieren: «Ich bin froh, dass Aeropers und wir uns nach einem nahezu zwei Jahre andauernden, schwierigen Verhandlungsprozess auf die Eckpunkte für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag für das Cockpitpersonal verständigen konnten. Das ist ein wichtiger Erfolg für alle Beteiligten, der uns als Unternehmung sowie auch unseren Kundinnen und Kunden wieder die gewohnte Ruhe bringt.» (aargauerzeitung.ch)