Bislang blieb die Schuhbranche vom Inflationsschock verschont. «Wir haben vom schwachen Eurokurs profitiert», erklärt Dieter Spiess, ehemaliger Präsident des Branchenverbandes Schuhschweiz und Inhaber eines Schuhgeschäfts in Gelterkinden BL. Es sei vorteilhaft, dass die Schweizer Schuhhändler zu 99 Prozent im Euroraum einkauften: So habe man die Preise bislang «stabil halten» können.
Doch das ändert sich bald. Ab Frühjahr ist mit Preisanstiegen zu rechnen. Im Durchschnitt werden Schuhe um 6 bis 7 Prozent teurer. Doch wie der Online-Händler Digitec Galaxus meldet, ist der Preisanstieg bei manchen Schuhtypen noch happiger: Sneakers werden um 20 Prozent teurer. Gummistiefel schlagen um 22,4 Prozent und Flipflops sogar um 24,4 Prozent auf.
Besonders stark steigen also die Preise bei Schuhen, deren Herstellung auf Erdöl beruht. Bei Sportschuhen, Gummistiefeln und Flipflops geht es vor allem um synthetische Materialien wie Plastik, Nylon-Netze, Polyester und Polyurethan-Schaumstoff.
Laut Dieter Spiess sind einerseits die Transportkosten massiv gestiegen, anderseits würden auch Spekulationen die Preise in die Höhe treiben. Manche Markenhersteller wollen offenkundig von der Inflation profitieren und eine bessere Marge einstreichen. So schreibt auch Galaxus, manche Hersteller hätten sich «preislich höher positioniert», um mit einer «kleineren, aber zahlungskräftigeren Zielgruppe mehr Gewinn zu erwirtschaften».
Die Schuhbranche ist generell unter Druck. Viele Mode- und Schuhhändler sind in den vergangenen Jahren verschwunden. Im Sommer 2020 musste die Schuhkette Pasito-Fricker Konkurs anmelden. Ende November 2022 ging die traditionsreiche Schuhfirma Vögele Shoes pleite, im Dezember traf es die Aargauer Fretz Men.
Ist der Online-Handel schuld am Rückgang des traditionellen Schuhgeschäfts? Das ist Dieter Spiess zu einfach: «Beide Kanäle, der Online-Handel und der stationäre Handel, haben ihre Berechtigung.» Der Wegfall von Grossfilialen habe verschiedene Gründe: «Auch wenn es nicht ausgesprochen wird, sind oft Managementfehler oder ein fehlendes Frühwarnsystem die Ursache», sagt Spiess.