Teigwaren, Benzin, Streamingdienste – die Liste der Güter, die teurer geworden sind, ist lang. Und die Teuerung macht keine Pause: Nächstes Jahr bezahlen die meisten Menschen in der Schweiz mehr für den Strom, die Mieten und für die Krankenkassenprämien, die nicht zur offiziellen Inflationsrate beitragen. Das sind drei bedeutende Budgetposten. Doch sie werden nicht überall gleich viel teurer.
Wir haben anhand von Daten des Bundes und des Immobilienberaters Wüest Partner berechnet, wie stark die Preisanstiege in den Schweizer Gemeinden im Durchschnitt ausfallen (mehr zu den Daten und dem Vorgehen lesen Sie am Ende des Artikels). Dabei ergab sich ein differenziertes Bild von Regionen, in denen das Preisniveau moderat steigt – aber auch von Gemeinden, in denen die Menschen alleine für Strom und Krankenkasse mehrere Hundert Franken mehr ausgeben müssen.
Am stärksten ist die Teuerung im Kanton Zug, der Stadt Zürich und dem Oberengadin. Das hat primär mit den rasant steigenden Mieten zu tun. Im Oberengadin sind die Angebotsmieten laut Wüest Partner innerhalb eines Jahres um 7,5 Prozent und mehr gestiegen. Wer in St. Moritz, Pontresina oder Samedan eine 90-Quadratmeter-Wohnung sucht, sieht sich mit Median-Preisen von 2290 Franken konfrontiert – ohne Nebenkosten. Im Kanton Zug kostet eine gleich grosse Wohnung 2520 Franken, in der Stadt Zürich sogar 2960 Franken.
Wichtig: Es handelt sich hier um Wohnungsmieten, die auf dem Markt feilgeboten werden. Wir stützen uns darauf, weil die Datenverfügbarkeit besser ist als bei den Bestandesmieten, welche die bestehenden Mietverhältnisse abbilden. Unsere Analyse überschätzt die Teuerung bei den Mieten dadurch tendenziell. Dies, weil Angebotsmieten laut der Zürcher Kantonalbank landesweit 14 Prozent und in der Stadt Genf sogar 54 Prozent höher sind als Bestandesmieten. Der Grund ist, dass das Gesetz diese stärker schützt.
Die Bestandesmieten sind aber ebenfalls im Steigen begriffen. Der Referenzzinssatz ist soeben zum zweiten Mal in diesem Jahr gestiegen. Das berechtigt die Vermietenden zu einer Mieterhöhung – sofern sie frühere Senkungen weitergegeben haben. Fachleute der Credit Suisse rechnen mit durchschnittlich sieben Prozent höheren Mieten.
Das höchste Teuerungsniveau von allen Schweizer Gemeinden hat die Zuger Gemeinde Steinhausen. Die Angebotsmieten sind innert Jahresfrist um rund 162 Franken gestiegen. Ausserdem wird der Strom nächstes Jahr überdurchschnittlich viel teurer: Wo ein 4-Zimmer-Haushalt mit Elektroherd und -boiler im Schweizer Durchschnitt 18 Franken pro Monat mehr bezahlt, sind es in Steinhausen 39 Franken.
Für die Krankenkassenprämien werden 31 Franken mehr fällig. Addiert man die drei Posten, resultiert ein monatlicher Betrag von 232 Franken – pro Jahr ist das ein Mehrbetrag von fast 2800 Franken.
Nur vier Franken hinter Steinhausen folgt die Stadt Zürich mit 228 Franken monatlicher Mehrausgaben. Hier stammt ein noch grösserer Teil der Teuerung von den Mieten: 190 Franken. Den Zürcherinnen und Zürchern kommt der vergleichsweise tiefe Strompreis entgegen; er steigt nur um 8 Franken pro Monat. Auf Platz drei folgt Menzingen ZG, auf Platz vier St. Moritz GR. Der Durchschnitt aller Gemeinden liegt bei 94 Franken.
Die Regionen mit der tiefsten Teuerung bei Strom, Prämien und Mieten sind der Berner Jura, das Tessiner Tre Valli und Teile des unteren Baselbiets. Berner Jura und Tre Valli sind die zwei einzigen Regionen, in denen die Mieten gesunken sind. In Moutier BE beträgt die Teuerung rund 32 Franken pro Monat, in Arlesheim BL 46 Franken und in Biasca TI 49 Franken.
Vereinzelt gibt es in anderen Landesteilen Gemeinden mit tieferer Teuerung. Es sind alles Gemeinden, in denen die Strompreise auf dieses Jahr hin explodiert sind und es nächstes Jahr eine Korrektur nach unten gibt. In den zwei St.Galler Gemeinden Niederhelfenschwil und Gaiserwald führt das sogar zu einer negativen Teuerung. Der Preisrückgang beim Strom überwiegt die Anstiege bei Krankenkassenprämien und Mieten um 14 respektive 2 Franken.
Allerdings ist der Rückgang des Strompreises in Niederhelfenschwil in Realität nicht ganz so gross, weil die Gemeinde einen Rabatt auf den Strompreis 2023 gewährt hat. Dasselbe haben auch andere Gemeinden mit hohen Strompreisen getan.
Zwischen 14 Franken weniger und 232 Franken mehr pro Monat – wieso gibt es bei Strom, Krankenkassenprämien und Mieten so grosse Unterschiede zwischen den 2136 Schweizer Gemeinden? Beim Strom sind Haushalte an den lokalen Grundversorger gebunden. Von denen gibt es landesweit über 600 – und damit eine grosse preisliche Vielfalt.
Die Krankenkassenprämien sind in 15 Kantonen einheitlich. Die anderen elf Kantone sind in zwei oder drei Prämienregionen unterteilt. Dort bezahlt man in städtischen Gemeinden höhere Prämien als in den ländlichen Kantonsteilen. Dies, weil die Dichte an medizinischen Leistungen und damit Gesundheitskosten höher sind. Bei den Angebotsmieten machen vor allem Angebot und Nachfrage die Unterschiede aus.
Die Inflation lag für Teigwaren zuletzt übrigens tiefer als im Sommer. Angesichts der starken Preisaufschläge bei Strom, Prämien und Mieten dürfte das für viele bloss ein schwacher Trost sein.
Und bei den Mieten ist die voraussichtliche Erhöhung wegen dem Referenzzinssatz noch nicht mal dabei. Das gibt nochmals mindestens 3% obendrauf.
Ich möchte keine andere Regierungsform, jedoch wenn wir eine faire Politik wünschen, dann müssen wir die Parlamente ausmisten. So wie es jetzt ist schaden wir uns und dem Land.