Die Preise für Erdgas steigen – und haben so Einfluss auf immer mehr Produkte. Jetzt droht wegen der Erdgas-Krise eine Kohlensäure-Knappheit. Das bedroht sogar das Schweizer Nationalgetränk Rivella.
Der deutsche Branchenverband der Mineralwasserproduzenten meldet, dass bereits nur noch 30 bis 40 Prozent der regulären Kohlensäure-Mengen zur Verfügung stehen.
Kohlendioxid wird automatisch bei der Erdgas-intensiven Herstellung von ammoniakhaltigem Kunstdünger erzeugt. Mit Wasser vermischt, wird Kohlensäure hergestellt. Durch die explodierten Gaspreise wurde die Düngerproduktion stark zurückgefahren, wodurch auch weniger Kohlendioxid in den Umlauf kommt. Nun hat auch BASF, der einst grösste deutsche Ammoniakproduzent, seine Produktion stark gedrosselt.
Sollte sich die Versorgungssituation nicht ändern, könnte es bei den Getränkeherstellern zu Abstrichen führen. Sei dies im Absatz oder der Qualität (weniger Blööterli). Im Gegensatz zu Landwirten, die statt Dünger Alternativprodukte verwenden können, geht das bei Getränken nicht so einfach. Die Hersteller sind zwingend auf Kohlensäure angewiesen (siehe Box).
Die grossen Brauereien haben jedoch bereits vorgesorgt. Heineken, Feldschlösschen oder Schützengarten können mit CO₂-Rückgewinnungsanlagen die aus dem Gärungsprozess gewonnene Kohlensäure zurückgewinnen. Kleinere Produzenten dürften grössere Schwierigkeiten haben. Aber auch der Traditionskonzern Rivella kämpft:
Zurzeit erhalte Rivella zwar die benötigten Mengen, aber die Situation könne sich jederzeit ändern, meint Susanne Widmer, Rivella-Sprecherin, gegenüber 20 Minuten. Auch das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) weiss um die prekäre Versorgungssituation: «Für die Schweiz müssen neue Lieferanten gefunden werden», sagt Sprecher Thomas Grünwald. Es gebe weltweit genug Versorger, die nicht vom Erdgas-Preisschock betroffen seien. Allerdings nehme dieser Umstellungsprozess eine gewisse Zeit in Anspruch.