Die Prämien steigen im Schnitt um 6,6 Prozent – so sieht's in deinem Kanton aus
Die Krankenkassenprämien steigen im nächsten Jahr im Mittel um 6,6 Prozent. In den fünf vergangenen Jahren betrug der durchschnittliche Anstieg jährlich 1,5 Prozent. 2013 bis 2018 verteuerten sich die Krankenkassenprämien um jeweils 3,8 Prozent.
In den vergangenen Jahren konnten die Krankenkassen das Prämienwachstum dämpfen, indem sie ihre Reserven anzapften. Der Bundesrat hatte ihnen 2021 den freiwilligen Reservenabbau erleichtert. Das wirkte sich auf die Prämien 2022 aus.
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Nach vier Jahren relativer Stabilität sei der Anstieg «beträchtlich», teilte das für die Bewilligung der Prämien zuständige BAG mit. Die Coronavirus-Pandemie belastete das Gesundheitssystem stark.
Die Pandemie verursachte zum einen direkte Kosten, etwa für Spitalbehandlungen und Impfungen. Zum anderen verursachte sie indirekte Kosten, unter anderem durch verschobene Eingriffe. Diese Verschiebungen führten zu Nachholeffekten, die ab der zweiten Hälfte 2021 stark zunahmen. Das schlug sich in einem Kostenwachstum von 4,5 Prozent nieder. Die Gesundheitskosten stiegen zudem im ersten Halbjahr 2022 weiter.
Der Prämienanstieg in der Übersicht:
- Die mittlere Prämie beläuft sich 2023 auf 334,70 Franken. Das entspricht im Schnitt einem Anstieg von 6,6 Prozent.
- Wie deine Prämie konkret steigen dürfte, kannst du dem Prämienrechner des Bundes entnehmen.
- Am deutlichsten drückt der Prämienanstieg aufs Portemonnaie von Bewohnern und Bewohnerinnen der Kantone Neuenburg, Appenzell Innerrhoden und Tessin. Dort steigen die Prämien um mehr als 9 Prozent an.
- Den grössten Zuschlag müssen die jungen Erwachsenen in Appenzell Innerrhoden hinnehmen: Ihre mittleren Prämien steigen um 10,1 Prozent. Auf der besseren Seite stehen ihre Altersgenossen im Kanton Glarus: Sie müssen mit einem Anstieg von 1,5 Prozent rechnen.
- Wer mit der Prämienanpassung für nächstes Jahr unzufrieden ist, kann die Krankenversicherung bis Ende November kündigen. Wie das funktioniert, erklären wir dir hier. Bis Ende Oktober müssen die Versicherten individuell über die für nächstes Jahr geltenden Prämien informiert werden.
Alle Altersklassen
Die Berechnung der Prämien basiert auf Schätzungen. Nach Angaben des BAG waren diese durch die Pandemie besonders schwierig. Es zeigte sich indessen, dass die Prämien 2021 und 2022 die Kosten nicht deckten. Deshalb ist der Nachholprozess 2023 vom Gesetz her zwingend.
Erwachsene ab 26 Jahren
Ein Ende des Kostenwachstums im Gesundheitssektor ist gemäss dem Bundesamt nicht in Sicht. Der medizinisch-technische Fortschritt, das zunehmende Leistungsvolumen und die alternde Bevölkerung treiben die Kosten weiter an.
Das BAG verweist indessen auf Massnahmen zur Kostendämpfung. Die Hebel dabei sind etwa eine Begrenzung von Überangebot und -nachfrage, Tarifanpassungen im ambulanten Bereich, die Spitalplanung und mehr Transparenz in der obligatorischen Krankenversicherung.
Junge Erwachsene bis 26 Jahre
Kürzlich verabschiedete der Bundesrat ein zweites Massnahmenpaket zur Kostendämpfung und einen Gegenvorschlag zur Kostenbremse-Initiative der Mitte. Zudem ist eine Verordnungsänderung in der Vernehmlassung, welche etwa die Generika-Förderung vorsieht. Bereits umgesetzt ist unter anderem die Senkung der Labortarife und der Medikamentenpreise.
Kinder bis 18 Jahre
(sda/mlu)
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