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Studie: Eine von zehn Frauen erleidet mindestens eine Fehlgeburt

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Eine von sieben Schwangerschaften weltweit endet mit einer Fehlgeburt.Bild: shutterstock

Studie: Eine von zehn Frauen erleidet mindestens eine Fehlgeburt

27.04.2021, 05:5927.04.2021, 13:52
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Eine von sieben Schwangerschaften weltweit endet mit einer Fehlgeburt, und jede zehnte Frau hat mindestens eine Fehlgeburt erlitten. Weltweit werden jedes Jahr rund 23 Millionen Fehlgeburten gezählt.

Das seien rund «44 pro Minute», heisst es in einem Bericht, den ein internationales Expertenteam am Dienstag im Fachmagazin «The Lancet» veröffentlicht hat. Vermutlich sei die Zahl «wesentlich höher», weil nicht jede Fehlgeburt gemeldet werde.

«Viel zu lange heruntergespielt»

Das Phänomen sei «viel zu lange heruntergespielt und oft nicht ernst genommen worden», kritisierten die 31 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die die Daten in drei Studien zusammentrugen, die für den Bericht zusammengefasst wurden. «Es reicht nicht mehr, den Frauen einfach zu sagen: Versucht es weiter», erklärten sie im Vorwort. Vor allem in psychologischer Hinsicht müsse es mehr Unterstützung für die Betroffenen geben.

Als Faktoren, die das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen, gelten unter anderem genetische Veränderungen beim Fötus, das Alter der Mutter und, in geringerem Masse, das Alter des Vaters, starkes Über- oder Untergewicht, Alkohol, Tabak, Stress, Nachtarbeit sowie Luftverschmutzung oder Pestizide im Umfeld der Schwangeren.

«Auch wenn eine Fehlgeburt in den meisten Fällen nur einmal erlebt wird, bräuchte ein erheblicher Teil der Bevölkerung Behandlung und Unterstützung», erklärte Siobhan Quenby von der Universität Warwick, eine der Autorinnen des Berichts im «Lancet». Stattdessen herrsche weiter Schweigen, nicht nur bei betroffenen Frauen, sondern auch beim medizinischen Personal, den politischen Entscheidungsträgern und bei der Forschungsfinanzierung.

Mindestmass an Hilfe empfohlen

Die Verfasser des Berichts empfehlen ein Mindestmass an Hilfe für die Betroffenen, vor allem psychologische Hilfe für das Paar und Beratung vor weiteren Schwangerschaften. Frauen, die mehrere Fehlgeburten erlitten haben, müsse umfassender geholfen werden.

In den vergangenen Monaten hatten das Model Chrissy Teigen und die Ehefrau von Prinz Harry, Meghan Markle, über ihre Fehlgeburten berichtet. Organisationen, die sich um Betroffene kümmern, hatten den Tabubruch begrüsst. (sda/afp)

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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Klangtherapie
27.04.2021 10:31registriert Dezember 2017
Ich habe mal gelesen das wahrscheinlich jede Frau in ihrem Leben eine "Fehlgeburt" hat, es aber einfach nicht weiss weil das Baby bereits in den ersten 3-4 Wochen wieder geht ohne das die Schwangerschaft bemerkt wurde.
Ich hatte vor 9 Jahren eine heftige Fehlgeburt im 5. Monat, was mir in dieser Zeit aufgefallen ist, alle haben sich um mich gekümmert, mein damaliger Partner wurde total vergessen. Auch die dazugehörigen Väter verlieren ein Kind, es wird leider nur sehr selten daran gedacht und ich denke die Väter sollten genau so miteinbezogen werden in die Traumaverarbeitung.
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Bee89
27.04.2021 07:57registriert Mai 2018
Ich bin auch der Meinung, es sollte viel offener über das Thema Fehlgeburt geredet werden sowie auch über alle anderen Schattenseiten der Schwangerschaft und Geburt.
Das ganze Thema wird immer noch so romantisiert, dass es für viele Frauen schon richtig traumatisierend sein kann, wenn bei ihnen nicht nur Sonnenschein herrscht. Gefühle von "was mache ich falsch, ich bin keine richtige Frau wenn ich nicht mal ein Kind bekommen kann, usw"
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Elephant Soup slow cooker recipes
27.04.2021 10:35registriert Februar 2019
Ich finde es erschreckend, wie das Schwangerschaft und Kinder von einigen Leuten als Smalltalk Thema wahrgenommen wird. Kinderlose Frauen mitte/ende 30 werden beim Kaffikränzli im Geschäft ungeniert darauf angesprochen.. In meinem Umfeld kenne ich Frauen, welche jahrelang versuchten schwanger zu werden und dies ein verdammt wunder Punkt ist. Ich kenne auch einige Frauen, die Fehlgeburten (ja, plural) erlitten haben, oder damit konfrontiert waren, dass das Kind behindert sein wird. Das viele Leute nicht begreifen wollen, wie persönlich dieses Thema ist, finde ich schockierend.
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