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Nachfrage nach Klimaanlagen dürfte in der Schweiz am stärksten ansteigen

Studie: Schweiz wird bei Erderwärmung den grössten Anstieg von Kühlanlagen verzeichnen

Die Nachfrage nach Klimaanlagen für private Haushalte wächst aufgrund der Hitze stark. Eine Studie hat nun untersucht, wo die Nachfrage bei einer Erderwärmung von 2 Grad am stärksten zunehmen wird.
14.07.2023, 16:5114.07.2023, 17:06
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In der Schweiz soll die Nachfrage des Kühlbedarfs am stärksten steigen, wenn das 2-Grad-Ziel nicht erreicht wird. Zu diesem Schluss kommt eine neue britische Studie, die sich mit den Auswirkungen des Klimawandels befasst und im «Nature Sustainability» veröffentlicht wurde.

A worker looks at his phone during a break by a newly installed air conditioner unit fixed outside an apartment in Madrid, Spain, Wednesday, April 26, 2023. Spain is experiencing summer temperatures i ...
Die Nachfrage von Klimaanlagen wächst bei steigenden Temperaturen. Bild: AP

Die Frage, wo der Energiebedarf von Kältetechnik steigt, ist von entscheidender Bedeutung, da es keine Anzeichen dafür gibt, dass die Erderwärmung um 1,5 Grad noch verhindert werden kann.

Die Ergebnisse zeigen, dass in Regionen rund um den Äquator, insbesondere in den Regionen südlich der Sahara, der Kühlbedarf am stärksten gestiegen ist. Sollte sich das Klima weiter erwärmen, würden aber Länder wie die Schweiz, das Vereinigte Königreich und Norwegen den grössten relativen Anstieg verzeichnen – also Länder, die nicht auf hohe Temperaturen vorbereitet sind. Es wären entsprechend umfassende Anpassungen der Hitzeresistenz notwendig.

Schweiz verzeichnet höchsten Wert

In der Schweiz sowie in Grossbritannien soll die Zahl der Tage mit unangenehmen hohen Temperaturen bei einer Erderwärmung von 2 Grad um 30 Prozent zunehmen. Die Studie basiert auf Klimamodellen und Daten des britischen Met Office.

Das Ranking nach relativer Abkühlungsveränderung

  • Schweiz (30 Prozent)
  • Grossbritannien (30 Prozent)
  • Norwegen (28 Prozent)
  • Finnland (28 Prozent)
  • Schweden (28 Prozent)
  • Österreich (24 Prozent)
  • Kanada (24 Prozent)
  • Dänemark (24 Prozent)
  • Neuseeland (24 Prozent)
  • Belgien (24 Prozent)

Nordeuropäische Länder sind nicht genügend auf nachhaltige Kühlalternativen vorbereitet und würden Schwierigkeiten damit haben, mit höheren Temperaturen zurechtzukommen, prognostizieren die Forschenden. Derzeit seien Gebäude in Nordeuropa oft so gebaut, dass sie in der kalten Jahreszeit Wärme speichern und im Sommer glühend heiss werden können.

Dass der Kühlbedarf in der Schweiz immer weiter zunimmt und einen starken Einfluss auf unser Energiesystem haben wird, bestätigen Hochrechnungen des schweizerischen Forschungsinstituts Empa. In einem extremen Szenario rechnen die Forschenden damit, dass bis Mitte des Jahrhunderts fast genauso viel Energie zum Kühlen benötigt wird wie zum Heizen. Rund 40 Prozent des Energieverbrauchs gehen in der Schweiz heute auf das Konto von Gebäuden, der Hauptteil entfällt auf das Heizen.

Insofern fossile Brennstoffe zur Kühlung von Häusern verwendet werden, kann dies den Klimawandel weiter vorantreiben, warnt die Co-Autorin Dr. Radhika Khosla, gegenüber «The Guardian»:

«Ohne angemessene Massnahmen zur Förderung einer nachhaltigen Kühlung werden wir wahrscheinlich einen starken Anstieg des Einsatzes energiefressender Systeme wie Klimaanlagen erleben, was die Emissionen weiter erhöhen und uns in einen Teufelskreis der Verbrennung fossiler Brennstoffe verwickeln könnte.»
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141 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hierundjetzt
14.07.2023 17:06registriert Mai 2015
Aber nicht in den Altersheimen der Stadt Zürich.

Da ist man extrem strikt.

Da gibts für 80 jährige bei 36 Grad Zimmertemperatur nur einen zusätzlichen Ventilator.

Wegen Klima.

Zitat Stadt: schon nicht optimal. Aber Klima ist wichtiger.

Und die anderen sterben wegen Überhitzung 😌

Kann man sich nicht ausdenken 😶🫥🤦🏼‍♂️
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maylander
14.07.2023 17:23registriert September 2018
In der Schweiz haben wir einen sehr hohen Nachholbedarf. Früher gab es alle paar Jahre einige Hitzetage. Die waren zwar mühsam aber man konnte sich irgendwie durchmogeln.
Wenn die Hitze aber lange anhält und auch die Nächte zu warm sind geht es irgendwann nicht mehr.
Bei 35 Grad kann man einfach nicht mehr gut arbeiten. Die Leute sind unkonzentrierter und manchmal auch aggressiver.
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Laborant
14.07.2023 17:02registriert November 2019
Immerhin kann bei paralleler Installation von Solaranlagen der sommerliche Produktionsüberschuss für die Kühlung verwendet werden.
Funktioniert bei meinem Elternhaus erstaunlich gut - es wird einfach ein bisschen weniger ins Netz eingespiesen.
Wie das dann bei Mietwohungen aussieht, steht auf einem anderen Blatt. Ich für meinen Teil arbeite mit XXL-Sonnenschirmen auf dem Balkon um die Fensterfront "kühl" zu halten.
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