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Salmonellen: ETH entwickelt Antibiotika-Alternative

Mikrobiologin untersucht Bakterien im Labor
Bild: Imago

Salmonellen mit Kombi-Impfung bekämpfen: ETH entwickelt eine Alternative zu Antibiotika

Die Resistenz gegen Antibiotika steigt: Schweizer Forscher eliminieren Bakterien erfolgreich mit einer Kombination aus Impfung und harmlosen Mikroorganismen.
09.04.2025, 14:4709.04.2025, 14:47
Bruno Knellwolf / ch media
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Bakterien in unserem Darm sind überlebenswichtig, weil sie dort unsere Nahrung verdauen. Leider gibt es unter diesen Mikroorganismen aber auch viele Krankheitserreger. Sie können Durchfall verursachen oder sogar zu Blutvergiftungen und lebensbedrohlichen Entzündungen führen.

Dagegen werden in der Regel Antibiotika verschrieben. Doch sind diese wegen Resistenzen zum Teil unwirksam geworden. Nun hat Emma Slack, Professorin an der ETH Zürich und an der Universität Oxford zusammen mit einem Team vom Biozentrum der Universität Basel eine hochwirksame Schluckimpfung gegen Darmerreger entwickelt. Der Clou dabei: Die Impfung wird mit gutartigen Bakterien kombiniert, welche den krankmachenden Bakterien die Nahrung rauben und diese so aushungern. Bei Mäusen hat das bestens funktioniert, wie die Studienautoren in der Fachzeitschrift «Science» schreiben.

Wirksam gegen Salmonellen und E.-coli-Bakterien

Bei den Mäusen konnten die Forscher mit der Kombination von Impfung und harmlosen Mikroorganismen die Besiedlung gefährlicher Salmonellen verhindern. Zudem war die Kombi-Impfung auch gegen E.-coli-Bakterien wirksam. Wurden in der Studie die Impfung oder die gutartigen Bakterien alleine verabreicht, zeigten diese deutlich weniger Wirkung als in Kombination.

Damit das neue Impfkonzept funktioniert, müssen die eingenommenen konkurrierenden Stämme im gleichen Darmabschnitt leben wie die Erreger, damit sie mit dem gleichen Säuregrad und Sauerstoffgehalt zurechtkommen und die gleichen Nährstoffe verwerten. Die Forscherinnen und Forscher stellten deshalb im Labor mittels Gentechnik einen Salmonella-Konkurrenzstamm her, der hochwirksam ist. Die Wissenschafter zeigten zudem, dass es auch ohne Gentechnik klappt, wenn natürlich vorkommende Stämme im Darm vorhanden sind. Möglich war dies mit drei natürlich vorkommenden E.-coli-Stämmen.

«Mit einem Impfstoff können wir krankheitserregende Bakterien zwar dezimieren, aber um langfristig erfolgreich zu sein, brauchen wir gutartige Mikroorganismen, die die entstandene Nische im Darmökosystem ausfüllen», wird Emma Slack in der ETH-Mitteilung zitiert. Die Kombination mit der Impfung mache es möglich, dass Menschen, die keine natürlichen Konkurrenzstämme im Darm hätten, gut geschützt werden können.

So könnten krankheitserregende oder sogar antibiotikaresistente Bakterien im Darm von Patienten vor chirurgischen Eingriffen eliminiert werden. Besonders wichtig wäre dies zum Beispiel vor Organtransplantationen. Dadurch liesse sich der Antibiotika-Verbrauch reduzieren, betonen die Wissenschafter. Auch das Immunsystem von Reisenden in ferne Länder könnte mit der Kombi-Impfung vor gefährlichen, unbekannten Bakterienstämmen geschützt werden.

Irgendwann sollen Menschen eine Kapsel schlucken können, die den Impfstoff und die Konkurrenz-Bakterien enthält. Bis es so weit ist, dauert es aber noch, erst muss die Übertragung von der Maus zum Menschen gelingen.

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