Das Hochwasser sorgte am Bodensee für eine Mückenplage, einige Touristen sollen deswegen sogar ihren Urlaub storniert haben. Hobby-Gärtner beklagen sich über Raupen, die ihre Pflanzen wegknabbern. Spaziergängern nehmen immer mehr Insekten wahr, die ihnen ins Gesicht fliegen.
Kann es sein, dass sich die Bestände erholen? Erleben wir gar ein Insekten-Revival?
«Wichtig ist, zwischen dem Vorkommen von Arten und der Anzahl Individuen zu unterscheiden», sagt Marcel Falk von der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT).
In der Schweiz sind fast 30'000 Insektenarten bekannt. Rund 60 Prozent der Insektenarten seien gefährdet oder potenziell gefährdet. «Besonders unter Druck sind Insekten rund um Gewässer oder auf Feucht- und Landwirtschaftsgebieten.»
Die Hauptgründe für den Rückgang: der weiter andauernde Verlust an Lebensräumen und Strukturen sowie der Rückgang der Qualität der verbliebenen Lebensräume durch Überdüngung, Pestizide oder Lichtverschmutzung. Auch die Klimaerwärmung und invasive Arten setzen die Insektenbestände unter Druck.
«Weit verbreitete und wärmeliebende Insekten dagegen haben sich in den vergangenen 20 Jahren eher weiter ausgebreitet», sagt Falk.
Doch eine Trendumkehr beim Insektensterben bedeutet dies nicht. Das Schwirren, Summen und Brummen verschwindet nach wie vor.
«Unter dem Strich schwindet vor allem die Insektenvielfalt», so Falk.
Die Situation sei vor allem im Mittelland schlecht, doch auch in den Alpen und im Jura gingen die Bestände immer mehr zurück. Allerdings gilt zu beachten, dass Insektenbestände lokal und witterungsbedingt stark schwanken können. Dies zeigt beispielsweise das Tagfaltermonitoring:
Wärmeliebende Arten legen zu, kälteliebende ab. «Die Tendenz ist klar, man sieht aber auch die grossen Schwankungen von Jahr zu Jahr», so Falk.
Feststeht: Insekten sind unersetzlich für unsere Ökosysteme. Sie bestäuben Pflanzen – und leisten für uns Menschen unentbehrliche Dienste. Rund ein Drittel unserer Nahrung ist von dieser «Dienstleistung» abhängig. Ausserdem verbessern sie die Bodenqualität, helfen bei der Beseitigung toter Organismen und dienen unzähligen Tieren als Nahrung.
Jeder könnte auf seinem Balkon etwas für die Artenvielfalt machen.
In den Achtzigern musste ich die Frontscheibe am Auto fast wöchentlich reinigen und heute reicht es mit gerade 2x im Sommer.