Wir alle kennen sie, die Bilder der kilometerlangen Warteschlangen bei Wohnungsbesichtigungen. In vielen Städten sind sie keine Seltenheit mehr. Jetzt stell dir vor, du müsstest dich auch noch beinahe ausgehungert in eine solche Schlange stellen.
So ergeht es derzeit den Bienen.
Ihnen fehlt es nicht nur an Nahrung, sondern auch an Nistgelegenheiten. Rund die Hälfte der 600 Wildbienenarten in der Schweiz ist deshalb vom Aussterben bedroht.
Um auf die Problematik aufmerksam zu machen, lanciert BienenSchweiz, die Dachorganisation der Imkersektionen, eine Wohnungsplattform für Bienen. Wie man Bienen bei der Wohnungs- und Nahrungssuche unterstützen kann, erklärt uns Martin Schwegler, Zentralpräsident BienenSchweiz.
Herr Schwegler, warum fehlt es den Bienen an Nahrung und Lebensraum?
Martin Schwegler: Aufgrund der Zersiedlung, der intensiven Landwirtschaft und der ausgeräumten Landschaften, also der Kulturlandschaften, die zum Zwecke der intensiveren Landnutzung vernichtet oder in einen unnatürlichen Zustand versetzt wurden, hat das Blütenangebot stark abgenommen.
Aber die Pollen fliegen doch immer länger und intensiver?
Die Blütenvielfalt im Frühling ist trügerisch – wenn im Juni die Wiesen gemäht sind, die Obstbäume und Rapsfelder verblüht sind, finden Wild- und Honigbienen nur noch wenig Nahrung. Dann spricht man von der Grünen Wüste.
An welchen Orten fehlt es vor allem an Nahrung und Lebensraum?
In eintönigen Landschaften mit intensiver Landwirtschaft und an Orten, wo der Boden stark versiegelt ist. Auch Gärten mit englischem Rasen und wenig einheimischen Pflanzen sind für Bienen wenig attraktiv.
Wo geht es den Bienen in der Schweiz am besten?
Wild- und Honigbienen fühlen sich an Orten wohl, wo es möglichst vielfältige Nahrung in Form von einheimischen Blumen gibt. Da viele Wildbienen keine Langstreckenflieger sind, brauchen sie zudem in der Nähe Nistgelegenheiten, wo sie ihre Brut aufziehen können, in Totholz, offenen Bodenstellen oder abgestorbenen Pflanzenstängeln – auch das fehlt in der heutigen Landschaft.
Warum?
Das liegt vor allem darin, dass wir die Tendenz haben, alles aufzuräumen. In Gärten werden abgestorbene Pflanzenstängel im Herbst abgeschnitten, braune Stellen am Boden müssen sofort bepflanzt oder mit Rasen begrünt werden. Auch Totholz wird oft als unschön angesehen und beseitigt. Kurzgefasst: Es braucht strukturreiche Landschaften, die ein Mosaik verschiedener Elemente wie Blumen, Hecken, offene Bodenstellen und Totholz bieten.
Was können wir tun, um den Bienen zu helfen?
Wir alle können das Blütenangebot verbessern – auch nur ein kleiner Topf mit einheimischen Blumen auf dem Balkon kann eine wertvolle Pollen- und Nektarquelle für die fleissigen Bestäuberinnen sein. Oft ist auch weniger mehr: Ein etwas unaufgeräumter Garten bietet mit Totholz, abgestorbenen Pflanzenstängeln, offenen Bodenstängeln und blühendem «Unkraut» einen wertvollen Lebensraum.
Welche Blumen eignen sich dafür am besten?
Einheimische Pflanzen sind bienenfreundliche Pflanzen. Ein Vorteil einheimischer Wildpflanzen ist, dass wir gezielt einzelne, spezialisierte Wildbienenarten unterstützen können. So sind in der Schweiz zum Beispiel sechs Wildbienenarten auf Glockenblumen spezialisiert. Das heisst, dass diese Wildbienen, wie zum Beispiel die Glockenblumen-Scherenbienen (Chelostoma rapunculi), für ihren Nachwuchs nur Pollen von dieser Pflanze sammeln. Bei rund 30 einheimischen Glockenblumenarten hat es für jeden Geschmack etwas dabei.
Gibt es noch weitere?
Sehr pflegeleicht sind zum Beispiel die Pfirsichblättrige Glockenblume, die Nesselblättrige Glockenblume (optimal für schattigere Standorte) oder die Rundblättrige Glockenblume. Letztere ist eine wahre Dauerblüherin und fühlt sich sowohl in der Sonne als auch im Halbschatten wohl. Und sie haben einen weiteren Vorteil.
Welchen?
Sie können mehr als nur Nahrung liefern: Die Blüten bieten den Wildbienen einen geschützten Schlafplatz, der manchmal sogar von mehreren Individuen gleichzeitig genutzt wird. Mit Glockenblumen ist ein Balkon also bei Tag und Nacht ein Renner.
Ist es sinnvoll, sich ein Bienenhaus zu kaufen?
Die sogenannten Bienenhotels fördern nur Arten, die auch in hohlen Pflanzenstängeln nisten. 75 Prozent der Wildbienen nisten aber im Boden – sie sind besonders gefährdet und brauchen unsere Unterstützung. Wichtig ist neben dem «Hotel» auch immer noch das «Restaurant» – ein Bienenhotel oder eine Nistgelegenheit ist nur wertvoll, wenn in der Nähe auch genug Futter in Form von blühenden Pflanzen vorhanden ist.
Was passiert, wenn das Bienensterben weitergeht?
Für ein funktionierendes Ökosystem sind unsere Bienen wichtig. Sie bestäuben Wildpflanzen, aber auch einen Grossteil unserer Kulturpflanzen. Ohne die Bestäubung durch Bienen und andere Insekten würden sich die Ernteerträge stark verringern.
Fristen Bienen in der Politik ein Nischendasein?
BienenSchweiz ist politisch aktiv und bemüht, dass auch die Politik unsere Bestrebungen unterstützt. In der Sommersession wird eine Motion von Ständerat Peter Hegglin, selbst Imker, behandelt. Ziel der Motion ist es, die Bestäubung von Pflanzen sicherzustellen, dazu gehört unter anderem ein Monitoring von Bienen sowie die Stärkung der Forschung zur Bestäubung von Bestäuberinnen.
Und klärt soviele wie möglich darüber auf!
Weil bringt nichts🤷
Doch, bringt viel sonst können die Bauern in kürze Chinesen importieren, die z.B. Obstbäume mit Pinseln bestäuben, dort ist es mehrheitlich schon so.
Gebt den Insekten wenigstens ein bisschen Platz, verbietet und bestraft sofort jegliche Steinwüsten um Häuser, dort sollen Blumen wachsen und den kleinen Alleskönner geht es wieder klein wenig besser.
Ach und Glyphosat verbot sofort, das scheint vielen Insekten nicht zu bekommen