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Tausende Stellen sind nie ausgeschrieben, wir wissen weshalb

Auf der Suche nach einem Job sind direkte Besuche auf Firmen-Homepages vielversprechender als Telefonanrufe. 
Auf der Suche nach einem Job sind direkte Besuche auf Firmen-Homepages vielversprechender als Telefonanrufe. bild: shutterstock

Warum tausende Jobs in der Schweiz nie auf einer Jobplattform auftauchen

12.11.2016, 10:1714.11.2016, 16:40
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Wer nach einer Stelle sucht, informiert sich zuerst mit grosser Sicherheit bei einer der grossen Jobplattformen. Für alle, die dort nie fündig geworden sind, kommt jetzt eine gute Nachricht: 

Es sind viel mehr Stellen offen, als es scheint. Denn zwei von drei offenen Stellen werden überhaupt nicht öffentlich vermarktet. Das geht aus einer Analyse der Firma Metapage AG aus Zürich hervor. Demnach sind 64 Prozent aller freien Stellen nicht auf Jobportalen zu finden, sondern werden nur direkt auf den Homepages der jeweiligen Arbeitgeber ausgeschrieben. 

Wo holst du dir Infos über offene Stellen?

Gemäss Kushtrim Arifi, Geschäftsführer von Markenjobs.ch, das von Metapage AG betrieben wird, hat dies folgende Gründe: Erstens seien Ausschreibungen auf den bekannten Jobportalen teuer und zweitens «verursachen regelmässige Ausschreibungen bei den Arbeitgebern viel Aufwand». Lidl und Aldi zum Beispiel, aber auch Denner, Novartis oder Ikea, stellen auf ihre eigene Homepage 90 Prozent mehr offene Stellen, als sie dies öffentlich tun.

Der Nationalrat möchte dem entgegenwirken. Er hat kürzlich beschlossen, dass Unternehmen verpflichtet werden können, die offenen Stellen den regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) zu melden. 

ARCHIV - ZUM SOZIALBERICHT 2016 VOM SCHWEIZER KOMPETENZZENTRUM SOZIALWISSENSCHAFTEN, FORS, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - [Gestellte Szene] Die Webseite des Regionalen Arbei ...
Ein RAV-Berater berät einen Stellensuchenden.Bild: KEYSTONE

Direkt auf die Firmen-Homepages gehen

Rekrutierungsexperte Pascal Paulus von der SV Schweiz zeigt auf, wie es bei vielen Firmen läuft: «Wir publizieren lediglich Kader- und Hauptsitzvakanzen auf Jobplattformen», sagt er. In Ausnahmefällen lasse er zudem auch eher schwer zu besetzende Stellen auf solchen ausschreiben. Dass er nicht alle 1200 freien Jobs pro Jahr auf Jobportalen vermarkte, liege schlicht und einfach an den hohen Kosten

Die Lehre aus dem Ganzen ist laut der Analyse, dass sich die Suche auf den bekannten Job-Portalen zwar weiterhin lohnt. Am meisten Chancen hat jedoch, wer sich dort zuerst informiert und dann direkt auf der Homepage der Firmen nach Jobs sucht. (feb) 

100 Schweizer Arbeitgeber befragt 
Bei der Studie hat Metapage AG 100 mittelgrosse und grosse Arbeitgeber berücksichtigt. Dabei hat die AG untersucht, wie viele Stellen die Arbeitgeber auf der in der Schweiz meistgenutzten und grössten Jobbörse publizieren und wie gross der Anteil der Stellen ist, die nie öffentlich vermarktet werden. Markenjobs.ch macht alle Stellen auf den Websites der Arbeitgeber für seine User sichtbar. Die Firma hat ihre Räumlichkeiten im selben Haus wie watson. 
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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Thomas Bollinger (1)
12.11.2016 10:33registriert Juli 2015
Für Arbeitgeber ist es allerdings auch sehr mühsam, wenn sich vollkommen unqualifizierte Leute melden - oft nur deshalb, weil das RAV quantitative und nicht qualitative Ziele vorschreibt. Deshalb haben die Ausschreiber lieber 5 statt 500 Dossiers.
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Squ33zy
12.11.2016 12:37registriert Oktober 2015
Die Stellensuche über Jobportale ist mir aber auch immer ein Graus: ständige Re-Posts der immer gleichen Stellen über Monate hinweg, ungenaue und blumige Beschreibungen von Stellen, bei denen man dann erst am Bewerbungsgespräch die volle Wahrheit erfährt und schwammige Klassifikationen, was extrem viel Scrollen bedeutet. Wünschte mir da eine gute, zentrale (eventuell kantonal organisierte?) Online-Plattform, anstatt dass man sich auf zig verschiedenen Seiten stundenlang durch Trash wühlen muss.
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metall
12.11.2016 10:48registriert Januar 2014
Wir schreiben unsere Stellen auch nur auf unsere Website aus. Ein Link auf Facebook, mit 100$ bewerben, das wars. Hat bis jetzt immer geklappt. Statt 2000.00 für eine Stellenanzeige. Diese garantiert einem auch keine besseren Bewebungen, wenn man bedenkt wie man online die Interessen einschränken kann.
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