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Bund stimmt Abschuss von zwölf Wolfsrudeln zu

Bund stimmt Abschuss von zwölf Wolfsrudeln zu – das im Onsernonetal bleibt aber

28.11.2023, 08:1828.11.2023, 10:59
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Die Kantone können insgesamt zwölf Wolfsrudel vollständig abschiessen. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hat entsprechende Gesuche aus fünf Kantonen bewilligt. Einzig ein Gesuch aus dem Tessin, das ganze Rudel im Onsernone-Tal zu entfernen, wurde abgelehnt.

ARCHIV - 18.01.2017, Nordrhein-Westfalen, Isselburg: Ein Wolf (Canis Lupus Lupus) l
Derzeit streifen in der Schweiz gemäss Angaben des Bundes 32 Wolfsrudel mit insgesamt rund 300 Wölfen herumBild: keystone

Im Onsernone-Tal sei es in den vergangenen zwölf Monaten nicht zu Rissen in geschützten Situationen gekommen, begründete das Bundesamt am Dienstag in einer Mitteilung sein Nein. Allerdings könne das Tessin zwei Drittel der Jungwölfe des Rudels abschiessen.

Dasselbe können die Kantone auch bei fünf weiteren Rudeln (Val Colla, Carvina, Jatzhorn, Rügiul und Mont Tendre) tun, wie es weiter hiess. Gesuche eingereicht hatten Graubünden, das Wallis, die Waadt, St. Gallen und das Tessin.

Möglich macht die Abschüsse eine Änderung der Jagdverordnung, die Anfang November in Kraft trat. Demnach dürfen Wölfe vom 1. Dezember bis zum 31. Januar präventiv abgeschossen werden, also bevor sie Schaden angerichtet haben.

Zahl der Wölfe wächst stark

Derzeit streifen in der Schweiz gemäss Angaben des Bundes 32 Wolfsrudel mit insgesamt rund 300 Wölfen herum. Im Jahr 2020 waren es noch elf Rudel mit gut 100 Wölfen gewesen.

Die Zahl der gerissenen Nutztiere stieg von 446 im Jahr 2019 auf 1480 im vergangenen Jahr. Vor allem für die Alpwirtschaft mit Schafen und Ziegen ist das ein Problem. Die Wölfe rissen aber auch Rindvieh, Alpakas oder einmal einen Esel.

An der Jagd auf die Wölfe beteiligen dürfen sich nur Wildhüterinnen und Wildhüter sowie speziell ausgebildete Jägerinnen und Jäger. Dass alle Wölfe wie vom Bund bewilligt bis Ende Januar erlegt werden, ist laut dem Bundesamt für Umwelt unwahrscheinlich. Es sei jedoch davon auszugehen, dass das Wachstum des Wolfsbestands – wie vom Bundesrat beabsichtigt – stark gebremst werde, hiess es im Communiqué.

In den kommenden Jahren werden die Kantone jeweils von September bis Ende Januar präventiv in den Wolfsbestand eingreifen. Dazu müssen sie den Angaben zufolge jeweils neue Gesuche einreichen.

Wolfsschützer sehen Rechtsbruch

In Wolfsschutz-Kreisen waren die Pläne von Bund und Kantonen bereits im Vorfeld des Entscheids des Bafu auf Kritik gestossen. Das Vorhaben sei mit der Berner Konvention unvereinbar, teilten die Wolfsschutzorganisationen CH Wolf und Avenir Loup Lynx Jura (Deutsch: Zukunft Wolf Luchs Jura) am vergangenen Freitag mit.

Die Berner Konvention ist ein Übereinkommen über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume. Die Schweiz hat diese Konvention unterzeichnet. (saw/sda)

Umsetzung dürfte Jahre dauern

Das Wallis reagierte sofort auf den Entscheid des Bundesamts. Staatsrat Frédéric Favre habe entschieden, die Abschüsse umgehend anzuordnen, teilte der Kanton mit - weniger als eine Stunde, nachdem das Bafu seine Mitteilung versandt hatte.

Geplant ist im Wallis der Abschuss von sieben der 13 Rudel mit etwa 34 Tieren - wobei die Umsetzung des Vorhabens nach Angaben des Kantons allerdings Jahre dauern dürfte.

Auch der Kanton Graubünden verfügte noch am Dienstag, alle Tiere der vier Wolfsrudel Stagias, Vorab, Beverin und Lenzerhorn zu töten. Er kann gemäss der Bewilligung des Bafu maximal 44 Wölfe abschiessen lassen. Das wäre etwa ein Drittel des Bestandes von grob geschätzt 130 Wölfen im Bündnerland. Derzeit gibt es in Graubünden insgesamt zwölf Wolfsrudel.

St. Gallen liess den Abschuss des ganzen Calfeisental-Rudels genehmigen. Dieses Jahr riss das Rudel 14 Schafe in geschützten Herden.

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100 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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James McNew
28.11.2023 08:35registriert Februar 2014
Immer noch: 🤦‍♂️. Immer noch: Missachtung des im Referendum ausgedrückten Volkswillen. Immer noch wissenschaftlich unhaltbar.
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Murschetg
28.11.2023 08:39registriert Mai 2016
Komplett kontraproduktiv, da jetzt mit Munition reinzugehen. Die Wölfe die hier (in Graubünden) sind, haben ihre Reviere gefunden, es kommt im Vergleich zur Anzahl an Wölfen zu so wenig Rissen von Nutztieren.
Dynamik und vertriebene Tiere führt zu Problemwölfen und Streifzügen in neue Gebiete. Der mühsam erreichte Status Quo wird aufgegeben, um vor denen zu kuschen, die am lautesten bellen, sogar gegen den Entscheid der Bevölkerung.
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Christian Mueller (1)
28.11.2023 08:46registriert Januar 2016
Hatten wir nicht erst gerade eine Abstimmung??
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