Die Sichtung eines grossen, hundeartigen Tieres bei Rümlang hat Spekulationen ausgelöst, dass es sich um einen Wolf handeln könnte.
Ob es sich beim grossen Hundeartigen tatsächlich um einen frei lebenden Wolf handelt, lässt sich aufgrund der schlechten Qualität des Videos allerdings nicht eindeutig feststellen. Die Fortbewegung, der ängstlich eingezogene Schwanz und die Färbung sprechen eher dafür. Irritierend ist jedoch die dunkle, völlig untypisch dicke Halspartie, die untypisch massige Erscheinung und der schwerfällige Rhythmus der Fortbewegung, die gegen ein Wildtier spricht.
Aber im Vergleich zu einer sehr ähnlichen Videoaufnahme vom 23. März 2021 am Irchel ist es durchaus möglich, dass auch hier wieder ein Wolf unterwegs war.
Deswegen einen besonderen Alarm auszurufen, ist eher eine psychologische Massnahme, und keine Massnahme gegen eine tatsächliche Gefahr. Es ist erwiesen, dass schon viele Wölfe auf Wanderschaft heimlich das Mittelland, auch den Kanton Zürich, durchquert haben. Deshalb gilt für alle Halter:innen von Schafen und Ziegen generell, dass sie auch im Flachland jederzeit mit Wölfen rechnen müssen, dass sie also ihre Tiere hinter gut geladenen Elektrozäunen weiden lassen und nachts wenn möglich einstallen oder zusätzlich sichern.
Wenn nun im Dezember tatsächlich wie angekündigt das grosse, emotionale Wolfsschiessen in den Bergkantonen losgeht, werden die Wolfsfamilien in alle Richtungen zerstreut, und es ist anzunehmen, dass dann Übergriffe versprengter, verschüchterter Wölfe auf Nutztiere zunehmen werden, auch dort, wo es bisher nie Schäden gab.
Die Erfahrung zeigt nämlich, dass sich die Schäden an Nutztieren – von Ausnahmen abgesehen – dort in Grenzen halten, wo die Wölfe sich auskennen oder nur durchziehen. Denn die Beutegreifer finden dank sehr hoher Wildbestände im Wald genügend Nahrung.
Aber es liegt in der Natur vieler Menschen, dass jeder Wolf automatisch unter Generalverdacht des Bösen steht, obwohl nach den wissenschaftlichen Fakten nur ein Bruchteil von ihnen tatsächlich Nutztiere angreift und sie für Menschen – auch im Vergleich zu anderen Risiken – keine reale Gefahr sind.