Die Aussicht vom Üetliberg ist atemberaubend. An schönen Tagen sieht man den Zürichsee, die Stadt und die mächtigen Glarner Alpen. Geniessen kann man diesen Fernblick etwa vom Bergrestaurant Uto Staffel, das sich 20 Minuten Fussmarsch von der Endstation der Üetlibergbahn befindet.
Trotz der ausgezeichneten Lage sind nicht alle Gäste mit der «ehrlichen und herzhaften Küche» des Lokals zufrieden. Dies lässt sich im Netz nachlesen, wo die Kunden immer wieder negative Kommentare verfassen.
So weit, so normal. Sonderlich schlecht sind die Ratings nicht, es gibt auch viele Kunden, die das Restaurant schätzen.
Was jedoch sofort ins Auge sticht: Der Inhaber des Lokals lässt die negativen Bewertungen nicht auf sich sitzen und reagiert umgehend. Sowohl auf Google als auch auf Tripadvisor hat der Wirt Dutzende Kommentare verfasst, in denen er die Kommentarschreiber hart angeht. Er beklagt sich über den Personalmangel und fordert die Kunden dazu auf, am Wochenende auszuhelfen.
Doch nicht nur das: Der Wirt veröffentlicht immer wieder die Telefonnummern, den ganzen Namen und den Arbeitgeber der Gäste. Diese kennt er unter anderem durch die Reservationsangaben.
Nachfolgend 13 Beispiele – die persönlichen Angaben haben wir geschwärzt:
watson hat den Wirt des Uto Staffel, Dirk Luttmann, kontaktiert. Angesprochen auf seine saftigen Retourkutschen, sagt der Gastgeber des Restaurants: «Das mache ich nur, wenn die Rezensionen nicht der Wahrheit entsprechen.»
Besonders stören ihn Personen, die mit einem negativen Kommentar drohen, falls sie nicht bekommen, was sie wollen. Er wolle sich dadurch nicht unter Druck setzen lassen, erklärt Luttmann gegenüber watson. Sogenannte Influencer würden immer öfter etwas gratis verlangen, da mache er aber nicht mit. «Meine Beizer-Kollegen lassen sich das bieten, das ist der Fehler.»
Doch geht Luttmann damit nicht einen Schritt zu weit, in dem er persönliche Daten veröffentlicht? Datenschutzexpertin Ursula Uttinger gibt Luttmann in einem Punkt recht. «Es ist zweifelsohne heute schwierig, sich als Unternehmen gegen falsche Bewertungen zu wehren», sagt sie zu watson. «Andererseits ist eine falsche oder ‹unfaire› Bewertung kein Freipass Namen und Telefonnummer zu veröffentlichen.»
Weiter meint Uttinger: «Es ist für das Unternehmen – hier Restaurant Uto Staffel – nicht eindeutig, wem die Telefonnummer wirklich gehört, selbst wenn jemand unter dieser Telefonnummer etwas reserviert haben sollte. Insbesondere ist nicht davon auszugehen, dass die betroffene Person damit rechnen musste, dass ihre Telefonnummer im Internet erscheint.»
Davon zeigt sich Luttmann wenig beeindruckt. Er sei jahrelang ruhig und sachlich geblieben, damit sei er aber nicht weitergekommen. Deshalb gebe er jetzt jeweils zurück und veröffentliche persönliche Daten. Luttmann meint trotzig: «Sie stellen mich öffentlich an den Pranger, dann mache ich das auch so.»
Persönliche Daten der Gäste publizieren ist absolutes NO GO!
Was den Personalmangel betrifft: Ja, ist bekannt, aber wenn dieser nicht überraschend auftritt (z.B. wg. Krankheit oder Unfall) dann sollte man als Wirt halt auf etwas Umsatz verzichten und nicht alle Tische verkaufen um die Service-Qualität zu gewährleisten.
Zudem hat Personalmangel oft auch mit lausigen Arbeitsbedingungen zu tun. Nicht nur punkto Lohn, sondern auch punkto Wertschätzung, Umgangsformen, Einsatzpläne, etc.