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Kultklub Mascotte beim Zürcher Bellevue schliesst Ende Juni

Bald wird es im Zürcher Club Mascotte keine Party mehr geben.
Bald wird es im Zürcher Club Mascotte keine Party mehr geben.instagram mascotte_zurich

«Ausgehverhalten der Jungen hat sich verändert»: Kultclub Mascotte in Zürich macht dicht

Ab Juli wird der Club «Mascotte» am Zürcher Bellevue nicht mehr als Partylocation betrieben, Ende 2025 macht die Location ganz dicht. Unter anderem ein Grund dafür ist das veränderte Ausgehverhalten der Jugend seit der Coronapandemie.
08.05.2025, 10:0408.05.2025, 12:25
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Das «Mascotte» gilt als einer der ältesten Clubs der Schweiz. Vor über 100 Jahren wurde die Location offiziell eröffnet, bekannte Namen wie Aracade Fire, The XX, Florence & The Machine, die Toten Hosen oder Pete Doherty traten dort schon auf.

Seit 2004 führten Patrick Spiller, Lukas Meier, Marc Blickenstorfer, Patrick Grau und Alfonso Siegrist den Club am Zürcher Bellevue. Doch damit ist nun Schluss. Denn das «Mascotte» schliesst bald seine Türen.

Das Corso-Haus mit Kino, dem Dancing Mascotte, der von Max Bill entworfene Corso-Schriftzug, dem ABM und dem Grossmuenster, aufgenommen im Jahr 1976 (KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Str)
Das Mascotte befindet sich seit über 100 Jahren im Corso-Haus beim Zürcher Bellevue. Bild: PHOTOPRESS-ARCHIV

Wie der Club in einem Instagram-Post bekannt gibt, lassen die Verantwortlichen den Mietvertrag per Ende 2025 auslaufen. Vom 12. bis 14. Juni planen die Betreiber noch ein letztes Abschlusswochenende, bis Ende 2025 wird der Club dann als Eventlocation für private oder geschäftliche Anlässe erhalten bleiben. Dann ist definitiv Schluss.

Was nach 2025 passiert, ist noch unklar. Die Stadt Zürich plant eine grössere Renovierung des denkmalgeschützten Corsohauses, das «Mascotte» hätte also so oder so mindestens zwei Jahre Pause machen müssen.

«Wir blicken voller Stolz, Dankbarkeit und Wehmut auf über 800 Konzerte, tausende Partys und zahllose spannende Erlebnisse zurück. Das «Mascotte» war für viele ein zweites Zuhause ... auch für uns», heisst es im Instagram-Post.

Schwierige Jahre seit Corona

In einem Interview mit dem «Tagesanzeiger» erklärt Alfonso Siegrist das Aus: «Das vergangene Jahr lief nicht zufriedenstellend. Das Ausgehverhalten der Jungen hat sich seit Corona deutlich verändert. Gesünder leben – nicht mehr durchfeiern.»

Gemäss Siegrist sind die Einnahmen an der Bar seit rund einem Jahr um bis zu 30 Prozent gesunken, zudem hat sich das Ausgehangebot in der Stadt verändert: «Zürich explodiert förmlich mit Outdoor-Events und Pop-ups.»

Auch die Location im Corsohaus am Zürcher Bellevue entwickelte sich in den letzten Jahren eher zum Nachteil. «Früher gab es noch andere Clubs nebenan, wie das Purpur. Der Nachtbus hielt vor dem «Mascotte». Heute fehlt zu später Stunde die jugendliche Laufkundschaft», sagt Siegrist.

Die Jungen würden eher die urbaneren Kreise 3, 4 und 5 bevorzugen. «Ausserdem konnten wir keinen Aussenbereich bespielen wie andere Lokale. Das war schwierig.»

Clubsterben in Zürich

Das «Mascotte» geht damit den gleichen Weg wie erst kürzlich der Klub «Zukunft» bei der Langstrasse. Auch die «Zukki» schloss im März seine Pforten, weil die Jugend von heute ihr Ausgehverhalten verändert hat.

Die Zürcher Clubszene kämpft seit längerem mit finanziellen Problemen. Steigende Kosten, weniger Alkoholkonsum und schwindende Einnahmen setzen den Betrieben zu.

Es ist darum gut möglich, dass nach dem «Mascotte» und der «Zukunft» noch weitere Partyinstitutionen folgen werden.

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Die beliebtesten Kommentare
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Ichweissnicht
08.05.2025 10:23registriert April 2016
Naja, als jemand der einige male dieses Lokal besucht hat (auch nach Corona) ist es nicht verwunderlich. Man klagt über weniger Alk-Konsum, verlangt aber für den billigsten Voda (zB. mit Redbull) stolze 19.50. Auch wenn der Club "voll" war und man sich kaum bewegen konnte, hat man nichteinmal die Gallery für alle geöffnet. Klar hat meine keinen Bock in einer Sardinienbüchse zu feiern. So voll und gefragt wie zB die Pop-Ups The Lobby 6 und Bazzar sind, bin ich nicht der Meinung das weniger gefeiert wird. Man lässt sich nur nicht mehr abzocken und möchte was für sein Geld erleben. Meine Meinung.
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ray7
08.05.2025 11:21registriert Oktober 2020
Ganz ehrlich: Die Schliessung überrascht kaum – das ist das Resultat jahrelanger Selbstüberschätzung. Als Mann ohne weibliche Begleitung und nicht dem gängigen „Insta-Lifestyle“-Look entsprechend, wurde man vor 10 Jahren meist abgewiesen. Man setzte bei den Angesagten Partys klar auf ein schicki-micki-Publikum. Mit vier feierfreudigen Jungs hatte man da sowieso kaum Chancen – und das bei Preisen, die schon vor 10 Jahren überrissen waren. Früher wollte man die Trinkkumpels nicht und heute beklagt man sich über zu wenig Alkoholkonsum - tja...
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Bündn0r
08.05.2025 10:44registriert Januar 2018
Entweder man geht mit der Zeit oder man geht mit der Zeit.

"Schuld" an einer Schliessung oder Konkurs sind nie die Veränderungen in der Gesellschaft, sondern immer die Ausrichtung des Angebots vorbei an der Nachfrage.
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