März 2022: Die Coronavariante Omikron dominiert die Schweiz. Die Impffrage reisst einen Graben durch die Gesellschaft.
Am letzten Tag des Monats, ein Donnerstag, klingelt es um 22.30 Uhr an der Haustüre von Christoph Berger. Als Präsident der eidgenössischen Impfkommission steht er im Zentrum der Aufmerksamkeit. Impfgegner schimpfen über ihn – aber auch Impfbefürworter, die mehr Tempo fordern.
Der Mann vor der Türe trägt die Polizeiuniform einer Sondereinheit mit Schutzweste, übergezogener Sturmhaube, Pamir und umgehängtem Sturmgewehr. Er sagt zu Berger, dieser befinde sich in Gefahr. Er müsse sofort mitkommen. Berger folgt dem mit «Polizei» angeschriebenen Mann.
Sie steigen in ein Auto, Berger sitzt hinten, und fahren in einen Wald im Gebiet Pfannenstiel. Auf der Fahrt durch die Nacht sagt der vermeintliche Polizist, Berger sei als Präsident der Impfkommission in Gefahr. Corona-Leugner könnten ihn abfangen, um Geld zu erpressen: «Lieber fahren wir einmal nachts in der Gegend umher, dann haben wir nachher kein Problem, als zu sagen nein, wir wollen Sie jetzt nicht stören und nachher ist Ihre Familie alleine.»
Der «Polizist» mimt Verständnis: «Ich glaube, Sie haben wahrscheinlich einen der schwierigsten Jobs momentan im ganzen Land.»
Im Wald angekommen, fordert er ihn auf, auszusteigen, und holt aus der Mittelkonsole des Autos eine Pistole und richtet sie auf Bergers Stirn. Der Entführer fordert 300'000 Franken. Er braucht sie für eine App, die er entwickelt hat. Sie soll die Leute für Nachbarschaftshilfe vernetzen. Doch sie ist ein Flop, eine Geldvernichtungsmaschine. Der Entführer will sich mit der Erpressung aus der Schuldenfalle retten.
Doch er hat den bekannten Kinderarzt nicht nur wegen seines Einkommens ausgewählt. Als Präsident der Impfkommission soll er die App empfehlen und so zur Vermarktung beitragen. Die App soll die Gesellschaft in der Krise wieder zusammenführen.
Der Entführer outet sich dabei auch als Impfgegner. Er sagt: «Jetzt ist es fertig mit diesem verdammten Impfstoff, diesem Gift!»
Bis Dienstag müsse Berger das Geld auftreiben. Der Erpresser werde sich bei ihm per Mail und dem Codewort «Negan» melden. Das ist ein Anführer in der Fernsehserie «Walking Dead», der die Gesellschaft nach einer Apokalypse neu aufbauen will.
Mit vorgehaltener Pistole sagt der Entführer, er werde Berger töten und gegen seine Frau und seine Kinder vorgehen, wenn er nicht mitmache. Der Erpresser zeigt Berger den Kofferraum: geladen mit vielen Waffen und Munition.
Berger fürchtet um sein Leben und seine Familie. Per Handschlag erklärt er sich bereit, sich an die Abmachung zu halten. Sie steigen ins Auto und fahren zum Bahnhof Uster. Dort drückt der Entführer Berger eine Hunderternote für eine Taxifahrt nach Hause in die Hand und lässt ihn gehen.
Berger meldet sich bei der Polizei. Fünf Tage später, Mittwochmorgen um 9.25 Uhr, erhält er das angekündigte Mail. Die Polizei kann damit den Täter identifizieren: Ben V., 38, ein Deutscher aus Wallisellen.
Seinen Job als Sales Manager (Anzeigenverkäufer) hat er fristlos verloren. Seine Träume von der Selbstständigkeit sind geplatzt. Er wollte Multimillionär werden. Doch er ist verschuldet. Trotzdem führt er den Lebensstil eines Millionärs. Er lebt in einer Penthouse-Wohnung, fährt einen 7er-BMW und inszeniert sich mit seiner Freundin und Geschäftspartnerin als erfolgreichen Geschäftsmann.
Doch seine Freundin bezeichnet ihn als Versager, als er ihr nicht mehr jeden Luxus bieten kann. Trotzdem verschwendet sie sein Geld für Marihuana und Wimpern. Auf ein Geburtstagsgeschenk für ihn verzichtet sie allerdings. Am Tag nach seinem 38. Geburtstag begeht er die Entführung. Niemand weiss davon. Seiner Mutter gesteht er am Tag der Tat, er habe in seinem Leben alles falsch gemacht.
Als die Polizei ihn identifiziert hat, geht es schnell. Noch am gleichen Tag erwartet ihn eine Sondereinheit am Wohnort. Als Ben V. um 19.50 Uhr seinen BMW in die Tiefgarage steuert, stoppt ihn die Polizei.
Blitzschnell zieht er eine Selbstladepistole aus der Mittelkonsole und schiesst seiner Lebenspartnerin in die linke Schläfe. Die 28-Jährige ist auf der Stelle tot. Die Polizei eröffnet das Feuer und Ben V. stirbt ebenfalls. Als der Tatort gesichert ist, umklammert er seine Pistole immer noch mit der rechten Hand.
Im Kofferraum findet die Polizei ein Waffenarsenal: Sturmgewehre, Pistolen, Flinten, Maschinenpistolen und einen Revolver. Auch mehrere tausend Schuss Munition hat Ben V. bei sich. Alles legal erworben.
Die Ermittlungen der Polizei im Umfeld des Paares zeigen, dass sich Ben V. von den Behörden wegen der Coronamassnahmen «verarscht» fühlte. Er habe sich in das Thema hineingesteigert und die ganze Freizeit in das Thema investiert. Er sei sicher zu feige gewesen, sich selbst zu töten, und zu verliebt, um alleine zu gehen. Deshalb tötete er wohl seine Freundin, um danach von der Polizei erschossen zu werden.
Seine Freundin kannte das Ausmass seiner finanziellen Misere nicht. Sie führten zwar zusammen eine Handelsfirma, mit der sie unterschiedlichste Produkte importierten. Doch er verweigerte ihr Auskünfte über Finanzen und Logindaten.
Auch sein anderer Geschäftspartner, mit dem Ben V. die App entwickelt hatte, wusste nichts. Sichergestellte Chats bestätigen, dass der Partner vor Schuldenfallen warnte und einen Finanzplan verlangte. Erfolglos. In einer Einvernahme sagt er, Ben V. habe wohl seinen Ärger auf Berger projiziert.
Die Polizei verhaftet den Partner am Tag nach dem Schusswechsel und behält ihn 34 Tage im Gefängnis. Er ist ein Anhänger von Verschwörungstheorien und besitzt eine Waffe. Doch er ist unschuldig, wie die Auswertung seines Handys, Standortermittlungen und Beweiserhebungen bestätigen. Ihm sage nicht einmal der Name Christoph Berger etwas, gibt er zu Protokoll. Er erhält 6600 Franken Genugtuung für die U-Haft und seine Pistole zurück.
Damit schliesst die Zürcher Staatsanwaltschaft die Ermittlungen zur Entführung ab. CH Media hat Einsicht in die rechtskräftige Einstellungsverfügung genommen und damit den Fall rekonstruiert. Hängig ist ein Verfahren zum Polizeieinsatz.
Doch eine Frage bleibt. Nach der Entführung gab Berger in einer persönlichen Erklärung an, die Tat habe nichts mit seiner Rolle als Impfchef zu tun. Warum hat er seinen Fall beschönigt? Auf Anfrage schweigt er.
Ich kann absolut nachvollziehen, dass Berger über so ein traumatisches Erlebnis nicht öffentlich reden will. Und dass er den Vorfall nicht mit der Pandemie verbinden wollte, ist ebenfalls verständlich. Es gab in dieser Zeit nicht wenige Impfgegner und Coronaverleugnerinnen, die für eine Nachahmungstat in Frage gekommen wären.
Chapeau für Bergers enormen Einsatz in dieser crazy Zeit!
Schon damals haben die Schwurbler das vehement in Abrede gestellt. Sie werden es auch jetzt wieder leugnen, weil sie allgemein Mühe mit der Realität haben. Ich habe Mühe mit den Schwurblern, die noch immer nicht runtergekommen sind und sich im Karnickelbau verlaufen haben.