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Zürich baut aus «Gleichstellungsgründen» keine neuen Pissoirs – die Begründung ist viel weniger ideologisch, als man vermuten könnte

Zürich baut aus «Gleichstellungsgründen» keine neuen Pissoirs – die Begründung ist viel weniger ideologisch, als man vermuten könnte

30.07.2015, 17:3030.07.2015, 17:42
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Warum kosten manche öffentlichen WCs in der Stadt Zürich einen Franken, während andere gratis sind? Warum hat es generell nicht mehr WCs? Was tun gegen Wildpinkler, für die jede Mauer ein WC ist? Mit solchen Fragen rückt der Tages Anzeiger der Zürcher WC-Behörde, kurz «Züri WC», zu Leibe. Man erfährt allerlei Wissenswertes, etwa, dass behindertengerechte, und somit kostenpflichtigen Anlagen weniger Platz brauchen und darum vor allem in der Innenstadt den Vorrang vor den Gratis-WCs erhalten.

Der interessanteste Teil steht am Schluss: Wildpinkler sind bekanntlich überwiegend Männer, was die Frage aufwirft, warum die Stadt nicht mehr Pissoirs baut, zumal diese günstig im Unterhalt sind. Die Antwort lautet: «Aus Gleichstellungsgründen».

Aus Gleichstellungsgründen???

Den Vorwurf, aus ideologischen Gründen auf eine einfache Lösung des Wildpinkler-Problems zu verzichten, lässt Matthias Stamberger, stellvertretender Leiter von Züri WC, nicht gelten: «Jedes Multifunktions-WC ist auch ein Pissoir, die Schüssel ist gross, der Deckel oben.»

Selbst wenn zusätzliche Pissoirs gebaut werden könnten, was teure Wartungskosten nach sich ziehen würde, bliebe das Grundproblem bestehen: «Das müssten Pissoirs auf Rädern sein, denn notorische Wildpinkler sind nicht bereit, auch nur wenige Schritte zu gehen», so Stamberger.

Eine Lösung gibt es nicht, lautet die ernüchternde Erkenntnis. «Wir bewirtschaften hier eine Begleiterscheinung unserer Spassgesellschaft.»

(kri)

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