Die zwölfte Bevölkerungsbefragung stellt der Stadt Zürich ein gutes Zeugnis aus: Trotz Wohnungsnot, Tempo 30, Diskriminierung und weiteren Problemen leben doch über 70 Prozent der Zürcherinnen und Zürcher ganz gern in der Stadt, und weitere 25 Prozent immerhin noch eher gern.
Dass die Einwohnerinnen und Einwohner die Stadt als Wohnort sehr schätzen, freut Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) natürlich ausserordentlich, wie sie im Vorwort des 74 Seiten dicken, am Freitag präsentierten Berichts festhält. «Wir sind gut unterwegs.»
Angesichts des Bevölkerungswachstums und der Bautätigkeit legte die zwölfte Bevölkerungsbefragung unter anderem einen Schwerpunkt auf das Thema «Entwicklung der Stadt und bauliche Dichte».
Diese Entwicklung schlägt sich auch im Sorgenbarometer nieder, bei dem maximal drei der aktuell grössten Probleme genannt werden konnten. Das Thema «Wohnraum», seit 2019 auf Platz 2 liegend, hat nun zum bisherigen Spitzenreiter «Verkehr» aufgeschlossen; beide wurden von 50 Prozent der Befragten genannt. Deutlich dahinter folgen Lebenshaltungskosten (13 Prozent) sowie Politik und Verwaltung (5 Prozent).
Die Schaffung von Wohnraum oder die Förderung von preisgünstigem Wohnraum ohne Zubauens von grüner Fläche seien offensichtlich grosse Anliegen, hält dazu Corine Mauch im Bericht fest. Denn gemäss Befragung gaben knapp 90 Prozent an, dass mehr Wohnraum geschaffen werden müsste. Ebenso viele plädierten dafür, dass durch eine allfällige Bautätigkeit keine Freiräume verloren gehen sollten.
Der Bereich Verkehr wird seit der ersten Bevölkerungsbefragung 1999 am häufigsten als Problem genannt. Darunter fallen alle Themen von öffentlichem Verkehr über Veloverkehr bis hin zu Parkplätzen.
Diese Breite erschwert eine Interpretation: So verteilten beispielsweise 42 Prozent der Befragten der Stadt für die Tempo-30-Zonen eine ungenügende Note (1, 2 oder 3). Ob sie sich dabei darüber ärgerten, dass es zu viele oder zu wenige derartige tempoberuhigte Zonen gibt, erschliesst sich aus der Befragung nicht.
Zum ersten Mal wurde auch das Thema Diskriminierung in der Bevölkerungsbefragung aufgenommen. 20 Prozent der Zürcherinnen und Zürcher haben demnach innerhalb eines Jahre eine entsprechende Erfahrung gemacht.
Dies am häufigsten wegen ihrer Nationalität, Sprache oder Geschlecht und meist im öffentlichen Raum, im öffentlichen Verkehr oder im beruflichen Alltag.
Die Bevölkerungsbefragung der Stadt Zürich wird seit 1999 alle zwei Jahre durchgeführt. Für die aktuelle Befragung wurden rund 11'000 Personen angeschrieben, 5200 füllten den Fragebogen auf Papier oder online aus. (yam/saw/sda)