Die niederländische Wohlfahrtsorganisation Humanitas hat ein wunderbares Projekt lanciert: Sechs Studenten, von der Wohnungsnot und den damit verbundenen steigenden Preisen erdrückt, finden im Altersheim von Deventer einen Platz. Und zwar gratis. Sie müssen einfach mindestens 30 Stunden im Monat mit den 160 Senioren verbringen. Kochen, mit oder für sie einkaufen oder ihnen beibringen, wie man einen Computer bedient oder mit ihnen Bingo spielen.
Gea Sijpkes, die Leiterin des Projekts, wollte «das wärmste und netteste Haus» aufbauen, sagt sie gegenüber ABC. «Alle älteren Menschen sollen da unbedingt einziehen wollen! Wie aber ist diese Idee umsetzbar?», hat sich die Frau gefragt. Angestellte würden viel kosten, fährt Sijpkes fort,
Eigentlich sei er einfach nur ein guter Nachbar für den 72 Jahre alten Senior, mit dem er den Gang teilt, sagt der 19-jährige Student Jurriën. Wenn er von der Uni kommt, besucht er ihn für eine Stunde.
Jurriën liebt es, im Altersheim zu wohnen. Aber natürlich gebe es auch die dunkle Seite. «Menschen sterben», sagt er. «Meine Nachbarin ist direkt vor meinen Augen gestorben.» Dennoch haben die jungen Menschen einen sehr lebendigen Einfluss auf die älteren Herrschaften: «Sie interessieren sich für die Leben der Studenten. Sie wollen wissen, ob sie einen Freund oder eine Freundin haben, ob sie dort übernachten und solche Dinge halt», lacht die Leiterin und fährt fort:
Ein ähnliches Modell gibt es seit 2009 auch in der Schweiz. Es nennt sich «Wohnen für Hilfe» und ist erstmals in deutschen Universitäts-Städten entstanden. Auch hier war der Grund die Wohnungsknappheit: Während Studenten sich verzweifelt in ellenlange Warteschlangen einreihen, um einen Blick auf eine Wohnung zu erhaschen, die sie sowieso nicht bekommen, vereinsamen viele ältere Menschen in ihren geräumigen Wohnungen. Führt man sie zusammen, schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe.
In Zürich betreut Pro Senectute die Vermittlung von Studenten und Senioren. Dabei gilt für die Studenten die Faustregel: eine Stunde Hilfe pro Monat für einen Quadratmeter Wohnraum.
Rolf Krebser, der Sprecher von Pro Senectute Zürich, erzählt watson, dass das Verhältnis zwischen Senioren und Studenten, die sich bei ihnen für eine generationenübergreifende Wohngemeinschaft bewerben, etwa bei 1:5 liegt. Das liege vor allem am hohen Druck, denen die Studenten ausgesetzt sind: Sie sind darauf angewiesen, eine Bleibe zu finden, vor allem wenn sie zum Studium in eine andere Stadt ziehen. Die älteren Kandidaten hingegen würden sich auch sehr genau überlegen, ob sie sich einen jungen Menschen ins Haus holen wollen. Viele von ihnen würden bereits jahrelang alleine leben und darum fiele ihnen die Vorstellung oftmals schwer, plötzlich einen Teil ihrer Privatsphäre aufgeben zu müssen.
Das Auswahlverfahren läuft folgendermassen:
Krebs betont, dass es dabei sehr auf die «Chemie» ankäme. Wenn diese stimme, dann würden diese WGs ganz wunderbar funktionieren.
Das Altersheim ist bis anhin für Studenten in der Schweiz keine Wohn-Option wie Monika Weder von Curaviva verrät. Einzig in Genf gäbe es ein Projekt, das diesem nahe komme: Das neue Priorat («le Nouveau Prieuré») in der Gemeinde Chêne-Bougeries gelegen, ist seit 2011 im Bau und wird im Frühling 2016 144 Senioren und 24 Menschen mit Mehrfachbehinderungen beherbergen, 60 Kinder kriegen einen Kindergartenplatz und 24 junge Studenten eine Wohnung. Generationenübergreifendes Wohnen, wo das Teilen und Helfen im Vordergrund steht.
Student/innen und Senior/innen im Ensemble. Abwechslung und mehr Leben für beide Parteien.
Die jüngere Person, die der älteren Person physisch Hilfestellung bei z.B. Einkaufen bieten kann. Die ältere Person, gereift und weise durch das Alter, die die jüngere Person mental unterstützen könnte, z.B. bei Prüfungs-Angst.