Im Juni haben wir euch nach den besten Sommerhits aller Zeiten gefragt. Und ihr habt entschieden. Die Hitliste ist draussen.
Aber was wären die watson-Sommerhits ohne die Geschichte dahinter?
Die möchten wir euch natürlich nicht vorenthalten. Darum kommen sie hier: eure drei beliebtesten Sommersongs – und wie sie entstanden sind.
1989 versuchte die deutsche Tageszeitung taz dem One-Hit-Wonder Lambada der Band Kaoma auf den Grund zu gehen. «Ist die Lambada obszön?», wollte sie vom brasilianischen Komponisten Augusto Mannis wissen.
Mannis greift zur etymologischen Erklärung: Lambada heisse im brasilianischen einerseits «Peitschenhieb». Im übertragenen Sinne aber auch «Unanständigkeit» oder «Unschicklichkeit». Eigentlich sei Lambada reine Tanzmusik. Und ja, für den Betrachtenden «offen sexuell».
Eng aneinandergepresste Körper, Hüften, die im Gleichschritt geschwungen werden – kein Wunder, verfiel halb Europa dem Popsong. In Frankreich, wo der Song produziert wurde, verkaufte sich die Single 1,7 Millionen Mal. Weltweit gingen sechs Millionen Singles über den Ladentisch.
Es war nicht nur der Song, der die Massen bewegte. Sondern auch das Video dazu. Darin zu sehen sind die beiden Teenager Roberta de Brito und Washington Oliveira, die – ebenfalls eng umschlungen – den «verbotenen Tanz» tanzen. Bald schon diskutierten Talkshows über die moralische Bedeutung von «Lambada».
Und erst als der Song bereits auf die ersten Plätze der weltweiten Hitparaden geklettert war, wurde bekannt: Fast alles geklaut. Teile der Musik und des Textes von «Lambada» gehen auf den Originaltitel «Llorando se fue» (sie gingen weinen) der bolivianischen Folklore-Gruppe Los Kjarkas zurück. Die Komponisten engagierten darauf einen Anwalt und konnten sich aussergerichtlich darauf einigen, einen Teil der Tantiemen behalten zu dürfen.
«Lambada» blieb ein One-Hit-Wonder. Kaoma kam nie mehr an den Erfolg heran. Immerhin: Der 33-jährige Song inspirierte auch die jüngere Popgeschichte. Und wurde in Teilen mit Jennifer Lopez' «On The Floor» 2011 wieder auf die hiesigen Dancefloors befördert.
Was die TV-Serien «Die Simpsons», «New Girl» und der Film «Hochzeits-Crasher» gemeinsam haben? Genau: Sie kommen nicht ohne den Song «In The Summertime» von Mungo Jerry aus (die watson-Userschaft offensichtlich auch nicht).
Der Mann hinter dem Song ist Ray Dorset. Musik zu machen war für Dorset mehr Hobby als Beruf. Die eingängige Melodie sei Dorset eines Tages einfach in den Sinn gekommen. Die Lyrics dazu rasch geschrieben.
Fehlte eigentlich nur noch die Band. Ende April 1970 war Mungo Jerry geboren und kurze Zeit später von Pye Records entdeckt. Im Mai 1970 spielte die frisch gebackene Band mit Frontman Ray Dorset am Hollywood Music Festival in England.
«Wir spielten am späten Samstagnachmittag. 90 Prozent des Publikums war bekifft und lag nur herum. Alles ziemlich lethargisch», erinnert sich der Banjo- und Jug-Spieler Paul King im amerikanischen Musikmagazin «Louder». Aber als sie «In The Summertime» zu spielen begannen, verpuffte die Lethargie, so King. «Das Publikum begann zu tanzen und klatschen. Es war, als hätte man ihnen einen elektrischen Schock verpasst.»
So war es um die Geschichte von «In the Summertime» geschehen. Der Auftritt katapultierte Mungo Jerry in die Charts. Bis heute gilt der Song der britischen Band als einer der umsatzstärksten Sommerhits aller Zeiten. Und wurde bislang in 40 Sprachen übersetzt. Chinesisch ist eine davon.
Kommen wir zur Siegerin und dem beliebtesten watson-Sommerhit aller Zeiten: Hey, Macarena!
Es heisst, eine venezolanische Flamenco-Tänzerin soll das Musikduo Los del Río zum Song inspiriert haben. Ihr Auftritt soll die beiden Spanier 1993 zu den Textzeilen «Dale a tu cuerpo alegría Magdalena» (Schenk deinem Körper Freude, Magdalena) inspiriert haben. Um eine Verwechslung mit einem gleichnamigen Song zu vermeiden, taufte man Magdalena kurzerhand in Macarena um. Und geboren war der Sommerhit.
Der ursprüngliche Songtext von Los del Río war für 1993 ziemlich fortschrittlich. Die junge und rebellische Macarena träumte von einem Leben in New York und hinterfragte die patriotischen Tugenden ihres Freundes.
Doch es brauchte einen Remix zweier Amerikaner, der Macarena in die Charts katapultierte. Nur der spanische Refrain blieb bestehen. Aus der ursprünglich rebellischen wurde die hedonistische Macarena, die von einem Dreier mit zwei Kollegen ihres Freundes singt. (Und wer das nicht glaubt, der höre sich den Songtext einmal genauer an).
Der Remix der Bayside Boys verhalf dem Duo Los El Río zum absoluten Durchbruch. Die vergnügungssüchtige Macarena tanzte sich weltweit aufs Chart-Podest. Elf Millionen Singles wurden verkauft.
Passend zum Hit darf die dazugehörige Bewegungsabfolge natürlich nicht fehlen. Die entstand in einer spanischen Tanzschule und war ab 1996 im Musikvideo zu sehen. Und danach wohl auf jeder einzelnen Geburtstags- und Hochzeitsfeier.
Im UN-Sicherheitsrat wurde übrigens auch schon Macarena getanzt. Die US-Botschafterin und spätere Aussenministerin Madeleine Albright liess es sich nicht nehmen, mit dem Botschafter Botswanas den Macarena zu tanzen. Ay!
Für mich persönlich die mit Abstand und ewige Nr. 1 aller Sommerhits. (Und ja Frau Obrist, man schreibt es mit zwei O, Jamboo) 🤭
Ich bin Generation Coco 😅😎