Pippi Langstrumpf, die mutmasslich erfolgreichste Figur aus Astrid Lindgrens literarischen Schöpfungen, wird dieses Jahr 50. Also zumindest die TV-Serie. Die TV-Serie, die hierzulande beinahe jedes Kind einmal gesehen hat und es geschafft hat, eine literarische Figur generationenübergreifend an ein Fernsehbild zu koppeln.
Und schon frönen wir alle demselben Flashback. Dass es so wenige Trigger braucht, um ein ganz bestimmtes Gefühl auszulösen, liegt in diesem Falle vor allem an den charismatischen Darstellerinnen und Darstellern. Es sind TV-Bilder, geschaffen für die Ewigkeit (könnte man Stand heute meinen):
In 50 Jahren passiert in der Regel so einiges. Darum werfen wir die Frage auf: Was wurde aus den Pippi-Langstrumpf-Helden unserer Kindheit?
Charismatische Rebellin, selbstständige Chaotin, charmante Überlebenskünstlerin – und das alles stets in archaisch frecher Manier.
Ob Mädchen oder Bub – mit Pippi konnte und kann sich jede und jeder irgendwie identifizieren. Geschlechterklischees hat dieser Charakter definitiv nicht entsprochen. Und heute?
Sie machte die übliche Karriere eines Kinderstars: Nach «Pippi Langstrumpf» absolvierte sie ihren Schulabschluss und arbeitete anschliessend als Sekretärin. Kein Witz. Natürlich versuchte sie sich nebenbei weiterhin als Schauspielerin in kleineren Theatern, ehe sie (und das ist jetzt wirklich klischeehaft) eine Gesangskarriere anstrebte.
Daraufhin wirkte sie vereinzelt in kleineren Fernsehfilmen und Mini-Serien mit, ehe sie seit 2007 in der deutsch-schwedischen Krimiserie «Der Kommissar und das Meer» die wiederkehrende Rolle der Gerichtsmedizinerin Ewa Svensson besetzt.
Aber Moment, da fehlt doch noch was ... Kinderstar? Nach frühem Durchbruch stagniert? One-Hit-Wonder?
Der nette, brave Bursche mit blondem Haar von nebenan. Der geschniegelte Junge war zusammen mit seiner Schwester stets in Pippis Abenteuer verwickelt, wobei er definitiv der Abenteuerlustigere war. Beide stellten mit ihrer rationalen, behüteten Art den Kontrast zur karnevalesken Pippi dar.
Nun, was wurde aus Tommy?
Sundberg, der in der Serie übrigens Pippis Stunt-Double mit Perücke war, hing seine Schauspielkarriere direkt nach «Pippi Langstrumpf» an den Nagel. Das überrascht auch nicht, wenn man seinen Ausführungen 2001 in einem Interview mit der «Süddeutschen Zeitung» glauben darf:
Er studierte, leitet mittlerweile eine Instore-Marketing-Firma in Malmö und verbringt rund einen Drittel des Jahres auf Mallorca. Und viel mehr gibt es eigentlich gar nicht zu erzählen zu Pär Sundberg. Darum an dieser Stelle ein wenig Klatsch und Tratsch von anno dazumal.
Gemäss Sundberg war Schauspielkollegin Maria Persson, die Annika verkörperte, Pippis Charakter viel ähnlicher als Inger Nilsson, welche neben der Kamera sehr unsicher und schüchtern war.
Auch standen sich Sundberg und Persson während den Dreharbeiten sehr nahe, während Nilsson teils ausgeschlossen wurde. Diese verpetzte dafür die anderen beiden, wenn diese Schabernack trieben, was zu Unstimmigkeiten und Streit führte.
Zudem war das Pferd Kleiner Onkel während den Dreharbeiten stets sediert und das Äffchen Herr Nilsson wurde Pippi mit einer Schnur um den Bauch gebunden. Aus Stress und Angst nässte es Nilsson aber immer wieder ein oder versuchte, die Schauspieler zu beissen.
Zaghaft an der Seite ihres Bruders Tommy und gegen Pippis Esprit nicht immun, war Annika die dritte im Bunde. Sie war der Beweis dafür, dass in jedem Spiesser auch ein Rebell steckt.
Und was macht Annika denn heute so?
Persson besuchte nach dem Riesen-Hype um die Pippi Langstrumpf-Filme eine Schauspielschule in Malmö, ohne je wieder nennenswert auf einer Bühne, im TV oder auf der Leinwand zu erscheinen.
Sie entschied sich für eine Ausbildung als Krankenschwester, folgte dem Ruf der Liebe auf Mallorca, trennte sich, fand neues Liebesglück, eröffnete eine Bar, wurde Mutter und trennte sich abermals, schloss die Bar und arbeitete dann als Pflegerin in einem Altersheim. ¯\_(ツ)_/¯
2012 dann wegen Arthrose arbeitsunfähig, machte sie ihre Misere öffentlich. Für alle Filmarbeiten verdienten die Kinderdarsteller gerade mal 2000 Euro – insgesamt. Finanziell am Boden, war sie auf die Hilfe zweier niederländischer Fans angewiesen, die mittels Crowdfunding 10'000 Euro pro Darsteller aufbringen konnten.
Das Geld will sie nun in eine Knie-OP investieren, um wieder arbeitsfähig zu sein, damit ihr Sohn Oskar und sie nicht mehr ein verarmtes Dasein fristen müssen.
Kleine Fussnote zum Schluss: Alle drei Darsteller leben ledig, wobei Persson die einzige ist, die Kinder hat.
(jdk)