Wenn du in Konversationen mit Engländern und Amerikanern ab und an fragende Blicke bekommst, hat dies womöglich gute Gründe: Viele Nichtmuttersprachler verwenden Anglizismen zum Teil kreuzfalsch.
Jaja, das Mobiltelefon. So genannt, weil es so praktisch in der Hand liegt. Steht angeblich auch für «handheld phone» Leider nein: Auf Englisch ist «handy» kein Substantiv, sondern ein Adjektiv und bedeutet: «praktisch», «handlich», «gäbig». Das mag auch auf ein Mobiltelefon zutreffen, aber dennoch versteht dich in England niemand, wenn du «I can’t find my handy!» rufst. Dort nennt man die Dinger «mobile (phone)».
Gerne organisiert die Marketingabteilung das Verteilen von Giveaways, also das Verschenken von Gratismustern an potenzielle Kundschaft. Nur: Das ist falsch. «Oh what a giveaway!» bedeutet so viel wie «Ach, wie entlarvend!».
Anscheinend wird dieser Ausdruck in Deutschland für «Rucksack» oder ähnliche Tragetaschen benutzt.
Haha.
Leider bedeutet «body bag» auf Deutsch «Leichensack». In englischsprachigen Ländern fragt man besser nach einem «backpack» oder gar nach einem «rucksack» – das Wort gibt es dort nämlich auch.
Vermutlich meinten die Promo-Verantwortlichen von Esso, dies bedeute so viel wie «auf dem Sprung». Leider nein. Wenn jemand «on the run» ist, befindet er sich auf der Flucht – meistens vor der Polizei. Den Ausdruck, den die Esso-Leute eigentlich wollten? «On the go» – das bedeutet nämlich so viel wie «während man unterwegs ist».
«Trägst du einen String?»
«No, I’m wearing a thong.»
Capisce?
«Abgleiter», «Ablaufbahn», «Ausrutscher» ... etliche Definitionen hat das englische «slip», aber «Damenunterhose» ist keine davon. Ziehen dir lieber «panties», «briefs», «knickers» und dergleichen an!
«Ah, you are driving an oldtimer, ja?» fragt der Deutschsprachige den leicht verwirrten Angelsachsen, der sich überlegt, wie das technisch funktionieren soll, einen «old-timer», einen älteren Menschen also, zu fahren. Hätte der Mensch doch einfach «vintage car» gesagt!
Hirnlos? Nein. Ein «no-brainer» bezeichnet etwas, das dermassen einfach oder selbstverständlich ist, dass man dafür nicht gross hirnen muss.
«Ich habe mir für die WM einen Beamer gekauft» insinuiert gänzlich unterschiedliche finanzielle Verhältnisse auf Deutsch und auf Englisch. Den deutschen Beamer nennen die Angelsachsen «projector» (für rund 500 Franken bekommt man ganz brauchbare Modelle), während der englische «beamer» Slang für einen BMW ist (für 500 Franken bekommt man nichts Brauchbares).
Nochmals WM: Jede zweite Bar hat ihr Public Viewing. Auf Englisch eine heikle Konnotation, versteht man darunter doch eine öffentliche Aufbahrung .
Castingshows gibt es in Grossbritannien, dem Mutterland der Castingshows, nicht. Sie heissen dort «talent shows».
Sorry, liebe hiesige Modebranche, aber ein Shooting ist eine Schiesserei. So richtig mit Opfern und so. Ein Termin, bei dem ein Fotograf Fotos macht, ist ein «shoot». Ohne «-ing». Ein kleiner Unterschied, der über Leben und Tod entscheidet.
Tja, was Sie meinen, nennt sich in der englischsprachigen Welt «tumble dryer». Den «tumbler» gibt es auch – das Whiskyglas.
Auf Englisch ist ein «shooting star» eine Sternschnuppe, also etwas, das am Firmament kurz leuchtet und schnell verglüht. Was nicht immer zutrifft auf den deutschen Shootingstar, der ja ein Senkrechtstarter ist.
Gibt man diesen Begriff bei der Google-Bildersuche ein, erhält man in der Tat Fotos von Heimtrainern, allerdings ausschliesslich solche, die von deutschen, niederländischen oder belgischen Websites stammen. Will man dieselben Bilder auf englisch erhalten, schreibt man am besten «exercise bike» in das Suchfenster. Ein «hometrainer» existiert auf Englisch schlichtweg nicht.
Wie bitte? «Streetwalker»? Also eine Prostituierte? Denn Streetworker kennt man nicht im Englischen. Den netten Sozialarbeiter, der unter den harten Jungs vermittelt, nennt man «social worker».
Im deutschsprachigen Raum wurde «Shitstorm» zum Wort des Jahres 2011 gekürt – dies in seiner Duden-Definition als «ein Sturm der Entrüstung in einem Kommunikationsmedium des Internets». In englischsprachigen Ländern wird die Metapher für diverse Formen von eher schwerwiegenden Katastrophen benutzt und gilt als ziemlich obszön. Stellen dir doch mal vor, du würdest statt «Shitstorm» immer die wörtliche deutsche Übersetzung benutzen, nämlich «Sturm aus Scheisse». Vielleicht verstehst du jetzt besser, weshalb der Begriff einem Angelsachsen weniger leicht über die Lippen kommt als einem Deutschen.
Einige weitere falsche Freunde:
- Mobbing (eher Bulyying auf Englisch)
- Smoking (Tuxedo)
- Messie (Hoarder)
- Wellness (Spa usw.)
- Showmaster, Quizmaster usw. (TV host)
Auf Deutsch sind all diese Wörter selbstverständlich korrekt, erst auf Englisch werden daraus falsche Freunde …