Marcel Koller heisst also der neue Trainer des FC Basel. Der 57-jährige Zürcher tritt per sofort die Nachfolge des vor einer Woche entlassenen Raphael Wicky an. Koller einigte sich mit dem 20-fachen Schweizer Meister auf einen Zweijahresvertrag mit Option, ausserdem darf er seine Assistenten Thomas Janeschitz und Carlos Bernegger mitbringen.
Den FCB wieder auf Kurs bringen – auf Koller und seine Entourage wartet eine schwierige Aufgabe. Diese drei Baustellen muss der neue Trainer mit seinem Team so schnell wie möglich bearbeiten:
Vier Pflichtspiele, drei Niederlagen und ein Remis gegen den Aufsteiger lautet die magere FCB-Bilanz in der noch jungen Saison. Das 0:3 zuhause gegen PAOK Saloniki in der Champions-League-Qualifikation war – zumindest vorerst – der Tiefpunkt der Abwärtsspirale. Wie sich der frühere Serienmeister nach dem frühen Rückstand präsentierte, war schlicht blamabel.
Da war kein Feuer zu sehen, kein Ruck, der durch die Mannschaft ging. Es wirkte, als würde der FCB zu keinem Zeitpunkt an ein Weiterkommen glauben. Die Spieler wirkten ratlos. «Es ist unglaublich, wie wir spielen. Es geht einfach nichts», erklärte Captain Marek Suchy nach der Partie bei Teleclub. «Wir waren nicht böse genug, wir waren nicht intelligent genug, wir waren physisch komplett unterlegen und auch ein bisschen naiv», analysierte Interimstrainer Alex Frei messerscharf.
"Die Enttäuschung ist sehr gross." Das sagt Marek Suchy nach der Niederlage gegen @PAOK_FC.#FCBasel1893 #zämmestark #rotblaulive pic.twitter.com/SQokgoS0PW
— FC Basel 1893 (@FCBasel1893) 1. August 2018
Das Selbstvertrauen der Spieler ist angeknackst. Marcel Koller könnte jedoch genau der richtige Mann sein, um dieses wieder behutsam aufzubauen. Er gilt als einfühlsamer Motivator, kann Emotionen entfachen und Begeisterung wecken.
Am Besten gewinnt man Selbstvertrauen aber noch immer durch Erfolgserlebnisse auf dem Platz zurück. Die nächste Gelegenheit dafür haben Koller und der FCB bereits am Samstag im Krisengipfel gegen GC. 0 Punkte, 0 Tore – der Schweizer Rekordmeister ist noch schlechter gestartet als Basel. Ein Selbstläufer also? Sicher nicht. GC-Trainer Thorsten Fink wird die «Hoppers» bis in die Zehenspitzen motivieren, um seinen Ex-Klub noch tiefer in die Krise zu stossen.
Es war augenscheinlich gestern Abend gegen PAOK: Dieser FC Basel weiss nicht, wie er spielen soll. Immer wieder klafften im rot-blauen Verbund eklatante Lücken. Marek Suchy und seine Innenverteidigung sahen nicht nur beim 0:2 ganz schlecht aus, Eder Balanta war auf der ungewohnten Position als linker Aussenverteidiger völlig überfordert und vorne harmonierten Albian Ajeti, Kevin Bua und Valentin Stocker überhaupt nicht.
Aber wie sollten die FCB-Spieler auch wissen, wie sie spielen sollten? In vier Partien wurden sie von zwei verschiedenen Trainern in drei unterschiedliche Systeme gepresst. Mal mit einem, mal mit zwei Stürmern. Mal mit drei, mal mit vier Verteidigern. Das Team ist nicht geformt und nicht gefestigt. Es kann nicht sicher verteidigen und nicht effizient stürmen.
Hier muss Koller ansetzen: Den wackligen Defensivverbund zu stabilisieren, wird dabei die einfachere Aufgabe sein. Viel schwieriger wird es, der Offensive wieder mehr Wucht und Präzision zu verleihen. Viel zu viele FCB-Angriffe verpufften gegen PAOK in der Zone zwischen Mittellinie und Sechzehner.
Mehr Basel, mehr Jugend, mehr Spektakel – so stellte sich die neue Führung um Präsident Bernhard Burgener und Sportchef Marco Streller vor einem Jahr den neuen FCB vor. Sinkende Ausgaben bei gleich bleibendem sportlichem Erfolg erhofften sie sich, was sich im Nachhinein als ziemlich naiv herausstellte.
Gut 50 Millionen Euro nahm der FCB im Jahr 2018 für die Transfers von Manuel Akanji (zu Dortmund), Renato Steffen (zu Wolfsburg), Michael Lang (zu Gladbach), Tomas Vaclik (zu Sevilla) und Mohamed Elyounoussi (zu Southampton) ein. Der sportliche Aderlass wurde jedoch unterschätzt. Zwar holte der FCB mit Fabian Frei, Valentin Stocker, Silvan Widmer und Jonas Omlin sofort Spielermaterial mit Erfahrung, «gleichwertig ersetzt» – wie Sportchef Streller herausposaunte – wurden die Abgänge aber nicht.
Es fehlen momentan die Leaderfiguren: Marek Suchy, Fabian Frei und Luca Zuffi sind keine Lautsprecher, Valentin Stocker zu launisch, Silvan Widmer erst frisch in der Mannschaft, Taulant Xhaka noch immer verletzt und Geoffroy Serey Die nur auf dem Platz ein Vorkämpfer. Hier besteht definitiv Handlungsbedarf. Koller ist gut beraten, Sportchef Streller und Präsident Burgener noch den einen oder anderen Transfer schmackhaft zu machen.
Die FCB-Führung bekräftigte zuletzt allerdings immer wieder, dass sie das aktuelle Kader für «gut genug» hält. Für Koller bleibt zu hoffen, dass der schwache Auftritt gegen PAOK am Schweizer Nationalfeiertag die FCB-Spitze auch etwas nachdenklich gestimmt hat. Das Schweizer Transferfenster schliesst am 31. August um 23.59 Uhr.