Zwar liegt Bayern München in der Bundesliga unangefochten an der Spitze, trotzdem kam wegen der lethargischen, uninspirierten, defensiv anfälligen Spielweise unter Carlo Ancelotti immer mehr Kritik am deutschen Rekordmeister.
Die bekannten Schwächen der Bayern wollte Arsenal-Trainer Arsène Wenger resolut ausnützen. Seine Taktik: Den Bayern den Ball überlassen, defensiv kompakt stehen und die Deutschen mit schnellen Gegenstössen überrumpeln.
So weit der Plan. Doch der funktionierte zu Wengers Leidwesen überhaupt nicht. Denn die Bayern waren weder lethargisch noch uninspiriert und nur kurz vor der Pause defensiv anfällig. In der ersten halben Stunde hatten sie 74 Prozent Ballbesitz, überrollten die «Gunners», die nicht mehr wussten, wie ihnen geschah.
Arjen Robben kennt man in London, schliesslich hat er ja mal bei Chelsea gespielt. Vielleicht erinnern sich die jungen Arsenal-Spieler nicht mehr daran. Im Fernsehen haben sie aber sicher schon mal gesehen, wie sich der Holländer den Ball am rechten Flügel auf den linken Fuss legt, zur Mitte zieht und den Ball in die hohe Torecke schlenzt. Er hat es auch schon 100, wenn nicht 1000 Mal getan.
Doch was macht Kieran Gibbs? Er deckt den Flügel ab und lässt Robben nach innen ziehen. Dieser bedankt sich und tut, was er am besten kann. Bereits nach elf Minuten führen die Bayern.
Arsenal ist eine Stimmungsmannschaft. Wenn's läuft, dann läuft's. Dann können die «Gunners» jedes Team dieser Welt mit ihrem Tempo-Fussball erdrücken. Und wenn's nicht läuft? Richtig, dann läuft's eben nicht. Dann werden aus elf Zauberfussballern zehn Zwerge und eine Diva. Dann verschwindet Mesut Özil komplett von der Bildfläche. Dann will Granit Xhaka bloss keinen Fehler machen. Dann verwirft der vorne komplett auf sich alleine gestellte Alleinunterhalter Alexis Sanchez völlig entnervt die Hände.
Zu was Arsenal eigentlich fähig wäre, zeigt es in der Viertelstunde vor der Pause. Da spielen Wengers Mannen plötzlich, wie man gegen Teams mit viel Ballbesitz spielen muss. Da spielen sie plötzlich wie der PSG gegen Barça. Mit einem hohen, ständigen Pressing. Und bringen die Bayern so in Verlegenheit – bevor sie sich wieder in ihr Schneckenhaus zurückziehen.
Sanchez's reaction to Bayern's fifth goal... pic.twitter.com/tGrpTE90ek
— James Olley (@JamesOlley) 15. Februar 2017
Ich muss immer wieder gucken, ob Özil noch spielt.
— flo bogner (@flopumuc) 15. Februar 2017
Und was tun die Bayern? Sie spielen nach der Pause so, als hätte es diese Viertelstunde davor nie gegeben. Ab der 53. Minute werden sie für ihre Beharrlichkeit belohnt. Innert 600 Sekunden ziehen sie von 1:1 auf 4:1 davon. Jeder Schuss ein Treffer, Kopfball, Hacke, Spitze, Tor!
Und am Ende trifft auch noch Thomas Müller. Ausgerechnet Müller, dem in dieser Saison bislang noch fast nichts gelang, der in 25 Spielen erst dreimal getroffen hatte.