Die Zukunft von Fabian Rieder dürfte nicht bei YB liegen. Dass der 21-Jährige die Super League im kommenden Sommer verlassen wird, scheint nahezu klar. Er selbst sagte dazu kürzlich: «Ich verfolge die Bundesliga, seit ich ein Kind bin, aber ich bin auch offen für andere Ligen. Die Premier League beispielsweise. Wenn ich wählen könnte, wär's die Bundesliga, aber ich weiss, dass es kein Wunschkonzert ist.»
In Deutschland ist das Interesse an Rieder gross, die Frage ist allerdings: Welcher der an Rieder interessierten Klubs würde zum Nati-Spieler passen und wo könnte er sich am besten weiterentwickeln?
Bei den Gladbachern steht im Sommer ein Umbruch an. Ramy Bensebaini und Marcus Thuram werden die «Fohlen» am Saisonende ablösefrei verlassen. Dazu könnte mit Manu Koné auch ein weiterer Leistungsträger die Elf von Trainer Daniel Farke verlassen. Zudem endet die Leihe von Benfica Lissabons Julian Weigl und Kapitän Lars Stindl ist auch nicht mehr der Jüngste.
Im zentralen Mittelfeld, in dem Rieder beheimatet ist, muss sich die Borussia in jedem Fall verstärken. Allerdings sind die Gladbacher aktuell knapp bei Kasse. Die ablösefreien Abgänge von Thuram und Bensebaini schmerzen.
Geschäftsführer Sport Roland Virkus ist auf Einnahmen aus Spielerverkäufen angewiesen, um seine Leistungsträger in der kommenden Saison ersetzen zu können. Ob da ein Fabian Rieder, welcher eine Ablösesumme im zweistelligen Millionenbereich kosten dürfte, im Budget liegt, scheint fragwürdig. Zumal die ohnehin klammen «Fohlen» auch noch adäquaten Ersatz für Bensebaini und Thuram benötigen.
Auch die Aussicht auf den internationalen Fussball schmälert Gladbachs Chancen als potenzieller neuer Arbeitgeber des YB-Juwels. Aktuell befindet sich das Team auf dem 10. Tabellenplatz.
Beim Europa-League-Sieger spielt mit Djibril Sow aktuell bereits ein ehemaliger YB-Akteur. Sportvorstand Christoph Spycher war zudem ebenfalls früher bei der Eintracht aktiv. Die Frankfurter pflegen demnach beste Beziehungen in die Hauptstadt.
Für Frankfurt spricht ebenfalls der europäische Wettbewerb, die Eintracht ist auch in dieser Saison wieder auf dem besten Weg, sich für das internationale Geschäft zu qualifizieren. Von Conference League bis hin zur Champion-League-Qualifikation ist für die Mannschaft von Oliver Glasner noch alles möglich.
Glasners bevorzugtes 3-4-2-1-System würde gut zu den Fähigkeiten des Berners passen. Das schnelle Umschaltspiel der Frankfurter, mit wenigen Ballkontakten, dürfte Rieder zudem auch liegen.
Auch beim Champions-League-Achtelfinalisten könnte es im Sommer zu einer gehörigen Rotation im Kader kommen. Daichi Kamadas Vertrag läuft im Sommer aus, der Japaner wird sich wohl dem BVB anschliessen. Jesper Lindström liebäugelt mit einem Wechsel in die Premier League und auch Djibril Sow möchte im Sommer eine neue Herausforderung in Angriff nehmen. Dadurch würde die Eintracht definitiv neue Mittelfeldspieler benötigen und hätte zudem ein prallgefülltes Konto.
Die TSG Hoffenheim befindet sich aktuell mitten im Abstiegskampf der Bundesliga. Da ist es nur logisch, dass sich die Kraichgauer bereits nach Verstärkung für die nächste Saison umsehen. Die TSG agiert seit der Übernahme von Pellegrino Matarazzo wie Frankfurt in einem 3-4-2-1-System. Auch im Falle der Hoffenheimer dürfte Rieder optimal ins Spielsystem passen.
Selbst wenn der Dorfklub die Klasse halten würde, dürfte ein Klub, welcher sich zuvor im Abstiegskampf befand, für Rieder nicht die erste Wahl sein. Auch wenn das Team viel Entwicklungspotenzial besitzt und mit Matarazzo einen Trainer hat, welcher auf junge Spieler setzt und bereits in Stuttgart gezeigt hat, dass er diese auch besser machen kann.
Borussia Dortmund erwies sich in den letzten Jahren häufig als Top-Adresse für junge Talente. Erling Haaland, Jadon Sancho und Ousmane Dembélé sind nur einige Namen, die vom BVB aus den Sprung in die grosse Fussballwelt schafften. Der englische Mittelfeldspieler Jude Bellingham könnte in diesem Sommer bereits der nächste grosse Export der Borussen werden.
Damit würde im Mittelfeld der «Schwarz-Gelben» auch ein zentraler Platz frei werden, weshalb der BVB sein Interesse an Rieder bereits hinterlegt hat. Dortmunds Trainer Edin Terzic variiert in seinem Spielsystem häufig zwischen einem 4-3-3 und einem 4-2-3-1.
Rieder würde von seiner Spielanlage her optimal in die Fussballidentität der Borussen passen. Er kann in Ballbesitz mit dem Ball Lösungen finden und die Offensive ankurbeln. Ohne Ball hat er seine Stärken im Pressingverhalten, was zum Gegenpressing bei Ballverlusten der Dortmunder optimal passt. Hinzu kommt, dass er nach Ballgewinnen sofort einen Gegenangriff kreieren kann. Dabei kommt ihm seine Passstärke und sein Tempo zugute.
Vom Spielertyp könnte man ihn mit einem Julian Brandt vergleichen. Dieser blüht in der aktuellen Saison im System von Edin Terzic auf. Der deutsche Nationalspieler profitiert dabei enorm von seiner Variabilität. Er wird in der Offensive auf unterschiedlichen Positionen eingesetzt und weicht auch im Spiel häufig auf andere Positionen aus. Auch Rieder bringt diese Variabilität mit. Er kann offensiv auch mehrere Positionen spielen und wäre so eine ideale Ergänzung für das System des BVB.
Bayer Leverkusens grösster Pluspunkt im Rennen um die Gunst von Fabian Rieder dürfte der Trainer Xabi Alonso sein. Alonso war einst selbst ein Weltklasse-Mittelfeldspieler und hat eine Vorliebe für technisch versierte Akteure.
Bei einem möglichen Abgang von Moussa Diaby im Sommer könnte das Interesse der Leverkusener am Berner enorm steigern. In Alonsos variablem 3-4-3-System, welches im Spiel häufig auch zu einem 3-4-2-1 wie bei Frankfurt oder Hoffenheim wird, könnte Rieder neben Florian Wirtz auf der Position des 10ers agieren.
Die finanziellen Möglichkeiten der «Werkself» sind im Gegensatz zu Eintracht Frankfurt, TSG Hoffenheim oder Borussia Mönchengladbach sicherlich lukrativer. Doch aktuell steht Bayer 04 noch auf Platz neun in der Bundesliga-Tabelle und wäre damit nicht für den europäischen Wettbewerb in der nächsten Saison qualifiziert.
Dann wäre da in der Bundesliga logischerweise auch noch der FC Bayern München. Rieder selbst sagte in einem Interview: «Mein Traumverein ist, seit ich etwa zehn Jahre alt war, der FC Bayern München. Und es wäre sicher ein Traum von mir, dort mal spielen zu können.»
Doch er sieht einen Wechsel aus der Super League direkt zu einem Top-Klub auch als «gewaltigen Schritt» an. Hinzu kommt, dass das zentrale Mittelfeld der Münchner qualitativ sehr gut besetzt ist.
Mit dem Niederländer Ryan Gravenberch wagte im vergangenen Sommer zuletzt ein hochtalentierter Jungstar den Schritt zu den Bayern. Bisher kommt das Eigengewächs von Ajax Amsterdam allerdings nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus.
Ein Wechsel zum Team von Julian Nagelsmann dürfte aktuell für Rieder noch keinen Sinn ergeben. Auch wenn Ex-FCB-Trainer Alex Frei Rieder als «einen für die Bayern» ansieht.
Ein Wechsel in die englische Premier League wäre für Rieder ebenfalls eine Option. Dabei stellt sich die Frage: Welcher Klub könnte einen Spieler wie den 21-jährigen Schweizer gebrauchen? Ein Wechsel zu einem der Top-Teams aus Manchester, Liverpool und London dürfte für Rieder noch zu früh kommen.
Zwei Teams könnten allerdings eine ideale Weiterentwicklungsmöglichkeit für Rieder bieten. Zum einen der FC Fulham; das Team vom portugiesischen Trainer Marco Silva spielt als Aufsteiger eine tolle Saison und hat gute Chancen, sich für die Europa League oder die Conference League zu qualifizieren.
Im zentralen Mittelfeld hat das Team aus London neben dem defensiv starken Joao Palhinha allerdings noch Luft nach oben. Rieder könnte die optimale Ergänzung zum 27-jährigen Portugiesen sein und hätte bei Fulham sicher die Chance auf viel Spielzeit.
Das andere Team, welches für den Nati-Spieler interessant sein könnte, wäre Brighton & Hove Albion. Die «Seagulls» spielen ebenfalls eine grandiose Saison und haben Chancen, sich für einen europäischen Wettbewerb zu qualifizieren.
Aufgrund der guten Leistung der Mannschaft von Roberto de Zerbi wecken seine Spieler natürlich auch bei den Top-Klubs Begehrlichkeiten. Weltmeister Alexis MacAllister und Moisés Caicedo stehen im Sommer bei diversen Top-Teams auf der Wunschliste.
Rieder dürfte bei einem Abgang dieser beiden für Brighton durchaus interessant werden, da er noch grosses Entwicklungspotenzial besitzt und mit einem Marktwert von zehn Millionen für einen Premier League Klub ein absolutes Schnäppchen wäre.
Auch aus Italien gibt es Interesse am Berner Juwel. Dabei soll vor allem Atalanta Bergamo ein Auge auf Rieder geworfen haben. Das Team von Gian Piero Gasperini musste in den letzten zwei Transferperioden mit Remo Freuler und Russlan Malinovskyi zwei seiner wichtigsten Akteure im Mittelfeld abgeben.
Gerade für den Ukrainer Malinovskyi fehlt den Bergamasken bislang ein adäquater Ersatz. Rieder würde eine ähnliche Spielanlage wie der jetzt bei Olympique Marseille unter Vertrag stehende Ukrainer mitbringen und könnte daher diese Lücke füllen.