Heute Abend trifft Bayern München im deutschen Supercup auf Borussia Dortmund (20.30 Uhr, ZDF). Es ist bereits das vierte Spiel in zwölf Tagen seit dem Saisonstart. Das Programm für den Triple-Sieger bleibt happig. Nach der Länderspielpause nächste Woche, während der ein Grossteil der Bayern-Spieler im Einsatz ist, stehen dank Champions League und DFB-Pokal weitere englische Wochen an.
Mit dem Abgang von Thiago sowie den beendeten Leihen von Ivan Perisic, Philippe Coutinho und Alvaro Odriozola verlieren die Bayern gleich mehrere Spieler. Die Wechsel von Michaël Cuisance und Javi Martinez scheinen zudem beschlossene Sache zu sein und bei David Alaba sorgt noch immer der Streit mit Berater Pini Zahavi für Unruhe. Gemäss der «Bild» soll Alaba aber auf jeden Fall bleiben, es gebe sogar ein Verkaufsverbot.
Auf Seiten der Neuzugänge steht bloss Leroy Sané, der bereits den Beweis erbrachte, dass er dem Team sofort helfen kann.
Die Abgänge haben zur Folge, dass die Bayern auf kaum einer Position ebenbürtige Backups für die Stammspieler haben. Auf den vier Positionen im Angriff ist eigentlich nur der verletzungsanfällige Kingsley Coman ein Ersatz, der bereits das erforderliche Bayern-Level hat. Joshua Zirkzee und Jamal Musiala sind zwar grosse Talente, aber noch nicht bereit, um eine grosse Rolle einzunehmen. Zumindest nicht bei den erfolgsverwöhnten Bayern, bei denen es keine lange Anlaufzeit gibt.
Was passiert, wenn ein Robert Lewandowski mal geschont wird und die Spieler etwas müde sind, haben die Bayern beim 1:4 gegen Hoffenheim am Wochenende in der Bundesliga schonungslos aufgezeigt bekommen.
Auch im zentralen Mittelfeld ist hinter Leon Goretzka und Joshua Kimmich mit Corentin Tolisso nur noch eine valable Alternative verfügbar. Adrian Fein, von dem Salihamidzic zwar sagt, dass man von dessen Potenzial überzeugt sei, wird wohl kaum für regelmässige Einsätze eingeplant.
In der Abwehr fehlt ein Ersatz für Benjamin Pavard als Rechtsverteidiger. Diese Position könnte zwar Kimmich einnehmen, den braucht es aber schon im Mittelfeld. Bleibt Alaba, sind die Bayern in der Innenverteidigung mit ihm, Süle und Boateng durch drei routinierte Verteidiger gut aufgestellt. Dazu kommen die vielversprechenden Tanguy Nianzou und Chris Richards. Eigentlich wäre auch Rekordtransfer Lucas Hernandez gelernter Innenverteidiger, er hilft aber regelmässig als Linksverteidiger aus, wo sonst nur Alphonso Davies im Kader ist.
Bezüglich benötigten neuen Spielern meint Trainer Hansi Flick: «Wir müssen schauen, dass wir das mit Sinn und Verstand machen.» Der Klub könne wegen der Coronavirus-Pandemie finanziell nicht aus dem Vollen schöpfen. Dennoch ist auch den Verantwortlichen des Rekordmeisters klar, dass die Bayern noch weitere Spieler brauchen. Sportchef Hasan Salihamidzic muss sich allerdings sputen: Am nächsten Montag schliesst das Transferfenster in Deutschland.
Der Plan für ein breiteres Kader sieht gemäss der «Sport Bild» ähnlich aus wie in der vergangenen Saison: Spieler ausleihen statt fest verpflichten. Demnach sei unter anderem Atléticos Thomas Lemar ein Thema. Der Franzose wechselte 2018 für 70 Millionen Euro nach Madrid, konnte dort aber nicht überzeugen. In der letzten Saison gelang dem Flügelspieler in 22 Partien keine einzige Torbeteiligung. An Lemar sei aber auch RB Leipzig interessiert.
Auf der Liste der Bayern stand offenbar auch der Name Sergino Dest. Doch der Niederländer von Ajax Amsterdam soll sich dem FC Barcelona anschliessen. Bayern sei angeblich nicht bereit gewesen, 20 Millionen Euro plus Boni für den Rechtsverteidiger auszugeben.
Als Alternative gelten der 20-jährige Max Aarons von Norwich City und der ebenfalls 20-jährige Tariq Lamptey, der bei Brighton bisher eine überragende Saison spielt.
Die Bayern haben ein qualitativ überragendes Kader – daran gibt es nichts zu rütteln. Für die anstehende intensive Saison brauchen sie aber dringend Entlastung durch mehr Kaderbreite. Denn Überbelastung führt zu Verletzungen und das ist das Letzte, was die Bayern im Moment gebrauchen können.