Lausanne, Hammarby, YB, Lugano, Qarabag, Rorschach-Goldach. Es sind dies die Gegner des FC Basel seit Ende August. Klammert man die Pflichtaufgabe gegen Rorschach im Cup aus, wartet der FCB seit fünf Partien auf einen Sieg. Der letzte Vollerfolg gegen einen gleichwertigen Gegner datiert vom 19. August – zu Hause gegen Hammarby.
Seit dem dort dank drei Toren von Arthur Cabral erknorzten Sieg harzt es bei den Baslern. Klar, man muss auch sagen: Die Basler sind Ligazweiter sowie noch immer ungeschlagen, und das nach bereits 15 absolvierten Partien. Das ist beachtlich. Aber im Moment kann der FCB nicht mehr siegen. Doch wieso? Was ist aus dem Spektakel-Fussball von Anfang der Saison geworden, als die Basler schier aus jeder Lage und gegen jeden Gegner immer zahlreich Tore erzielten?
, sagt Trainer Patrick Rahmen, angesprochen auf die Remis-Serie. Und Kaderplaner Philipp Kaufmann sagt bei «Telebasel»: «Es waren am Anfang sehr hohe Resultate dabei, die vielleicht auch nicht dem entsprochen haben, wie es wirklich ist.» Doch woran liegt die grosse Diskrepanz zwischen Saisonstart und aktueller Verfassung?
Es ist alles in allem eine Kettenreaktion, welche das Harzen im Spiel gegen vorne ausgelöst hat. Der FCB muss wieder zurück auf Start. Zurück zum anfänglichen Ideenreichtum, dem Flow und jener Aufbruch-Stimmung. Denn wie zu hören ist, ist auch der Umgangston der neuen Führung rauer geworden. Vielleicht hilft auch dort eine Besinnung auf die anfänglichen Erfolge, damit es auf dem Platz ebenfalls wieder harmoniert.
Auch auf eben diesem Platz ist der eine oder andere Grund zu finden für das ins Stottern geratene Offensivspiel. Einer davon ist, dass der FCB nicht mehr zwingend agiert im dritten Drittel. Bis zur gefährlichen Zone oder bis vor den Strafraum kombiniert das Team gut.
Geht es jedoch um den letzten Pass, jenen in den Strafraum, fehlt Präzision. Oft landen Bälle im luftleeren Raum. Auch, weil wiederum die Präsenz «in der Box» fehlt, wie Rahmen es auf das Cupspiel bezogen bemängelte, es aber auch allgemein als Kritikpunkt aufführte.
Diese schlechter gewordene Präsenz ist auch an Zahlen ablesbar. In den fünf sieglosen Partien kamen die Basler im Schnitt 43,2 Mal in die dritte Zone. In den neun siegreichen Partien zuvor waren es durchschnittlich 47,5 Vorstösse ins letzte Drittel. Noch deutlicher gesunken sind die Vorstösse in den Strafraum des Gegners. In den letzten fünf Partien gelang dies nur 15,4 Mal im Schnitt, davor war es ein Durchschnittswert von 19,87. Die Konsequenz: gerade mal fünf Tore in den fünf Spielen gegen Lausanne, Hammarby, YB, Lugano, Qarabag. Zuvor waren es im Schnitt 3,37 Tore. Rahmen sagt dazu:
Das Leben für Rahmen schwerer macht vor allem das Fehlen von zwei Spielern: Edon Zhegrova und Sebastiano Esposito. Allen vor allem Letzterer, der seit seinem Transfer zum FCB bereits zum Herz der Kreativzentrale, zum Dreh- und Angelpunkt im Offensivspiel avanciert ist. Durch seine klugen Laufwege reisst er Räume für seine Mitspieler auf, er geht die Extra-Meter, die es braucht und die man auch als ebendiesen Willen bezeichnen kann.
Und: Er hat die Spielintelligenz, um dann den Unterschied zu machen, wenn es den anderen nicht so sehr läuft. Sei es mit einem Geniestreich, der zu einem eigenen Tor führt oder wenn er einen Mitspieler in Szene setzt. Exemplarisch dafür sind die rückläufigen Zahlen Cabrals, seit Esposito verletzt ist.
«Es ist sicher so, dass Edon und Sebastiano fehlen. Gerade Sebastiano ist sicher auch ein Ausnahmespieler», bestätigt auch Rahmen und ergänzt: «Er hat gezeigt, dass er den Unterschied machen kann, mit Toren und Assists. Auch das Verhalten gegen den Ball hat er sehr gut gemacht.»
Zwar sind sowohl Esposito als auch Zhegrova wieder im Mannschaftstraining, für das heutige Spiel aber reicht es nicht, und fürs Wochenende wird es zumindest eng.
Die Abwesenheit dieser beiden Akteure gibt Rahmen aber auch die Gelegenheit, die jüngsten Neuzugänge wie Dan Ndoye oder Joelson Fernandes in die Pflicht zu nehmen. Ndoye und Fernandes sind zwei von vier Spielern, die erst am allerletzten Tag des Transferfensters, dem Deadline-Day, zum FCB gestossen sind. Kaufmann begründet die späten Transfers vor allem mit der späten Klarheit, ob man europäisch dabei ist oder nicht.
Ob gut begründet oder nicht: Es ist offenkundig, dass die späten Zuzüge das bis dahin funktionierende Gefüge etwas aus dem Lot gebracht haben. Schwierig ist das vor allem für Rahmen, der in der Vorbereitung ein funktionierendes Kollektiv aufgebaut hat und nun mit der anspruchsvollen Aufgabe betreut ist, im laufenden Spielbetrieb vier Neue zu integrieren. Er kennt sie selbst noch kaum – und muss dennoch auf sie setzen. Das ist schwierig, aber auch eine Chance.
Klar ist: Die Neuzugänge brauchen und verdienen ihre Adaptionszeit. Sie aber müssen den Prozess des Kennenlernens der Spielanlage in Pflichtspielen und vor den Augen aller durchleben, derweil andere Neuzugänge die Zeit und Chance hatten, dies in der Vorbereitung und in Testspielen zu tun. Dort konnte Rahmen auch mit jedem Einzelnen noch in Ruhe arbeiten.
Den Neuen fehlt hingegen folgerichtig noch die Bindung zum Spiel, sie haben in einer Zeit mit nur englischen Wochen kaum Trainings mit dem Team absolviert. Auch deshalb gibt Rahmen zu:
Heisst: Alle Spieler müssen wissen, wie das Offensivspiel des FCB zu funktionieren hat. In den vergangenen Tagen habe man gut daran arbeiten können. Am Mittwoch gegen St.Gallen kann der FCB das beweisen.