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Wieso bekundet der FC Basel Mühe mit dem Siegen? Eine Ursachenforschung

Lugano's player Yuri Costa da Silva, left, fights for the ball with Basel's player Burger Wouter right, during the Super League soccer match FC Lugano against FC Basel 1896, at the Cornaredo ...
Auch gegen Lugano musste sich Basel mit einem Remis begnügen.Bild: keystone
Analyse

Wieso bekundet der FC Basel Mühe mit dem Siegen? Eine Ursachenforschung

Mit Ausnahme der Cup-Partie wartet der FC Basel seit fünf Partien auf einen Sieg, hat Mühe im Offensivspiel. Wieso? Es gibt verschiedene Faktoren – nicht nur welche auf dem Platz.
22.09.2021, 13:1622.09.2021, 13:34
céline feller / ch media
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Lausanne, Hammarby, YB, Lugano, Qarabag, Rorschach-Goldach. Es sind dies die Gegner des FC Basel seit Ende August. Klammert man die Pflichtaufgabe gegen Rorschach im Cup aus, wartet der FCB seit fünf Partien auf einen Sieg. Der letzte Vollerfolg gegen einen gleichwertigen Gegner datiert vom 19. August – zu Hause gegen Hammarby.

Der letzte Basler Sieg gegen ein Team auf Augenhöhe.Video: YouTube/SRF Sport

Seit dem dort dank drei Toren von Arthur Cabral erknorzten Sieg harzt es bei den Baslern. Klar, man muss auch sagen: Die Basler sind Ligazweiter sowie noch immer ungeschlagen, und das nach bereits 15 absolvierten Partien. Das ist beachtlich. Aber im Moment kann der FCB nicht mehr siegen. Doch wieso? Was ist aus dem Spektakel-Fussball von Anfang der Saison geworden, als die Basler schier aus jeder Lage und gegen jeden Gegner immer zahlreich Tore erzielten?

«Anfang Saison ist noch alles sehr gut gelaufen. Wir haben diese Dominanz auf den Platz gebracht, und daran werden wir nun gemessen»

, sagt Trainer Patrick Rahmen, angesprochen auf die Remis-Serie. Und Kaderplaner Philipp Kaufmann sagt bei «Telebasel»: «Es waren am Anfang sehr hohe Resultate dabei, die vielleicht auch nicht dem entsprochen haben, wie es wirklich ist.» Doch woran liegt die grosse Diskrepanz zwischen Saisonstart und aktueller Verfassung?

Super League heute Mittwoch
18.00 Uhr: Lausanne – Young Boys
20.30 Uhr: ​St.Gallen – Basel

Der rauer gewordene Umgangston

Es ist alles in allem eine Kettenreaktion, welche das Harzen im Spiel gegen vorne ausgelöst hat. Der FCB muss wieder zurück auf Start. Zurück zum anfänglichen Ideenreichtum, dem Flow und jener Aufbruch-Stimmung. Denn wie zu hören ist, ist auch der Umgangston der neuen Führung rauer geworden. Vielleicht hilft auch dort eine Besinnung auf die anfänglichen Erfolge, damit es auf dem Platz ebenfalls wieder harmoniert.

Auch auf eben diesem Platz ist der eine oder andere Grund zu finden für das ins Stottern geratene Offensivspiel. Einer davon ist, dass der FCB nicht mehr zwingend agiert im dritten Drittel. Bis zur gefährlichen Zone oder bis vor den Strafraum kombiniert das Team gut.

Basels Cheftrainer Patrick Rahmen reagiert im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem Grasshopper Club Zuerich und dem FC Basel 1893 im Letzigrund, am Sonntag, 25. Juli 2021 in Zuer ...
Musste zuletzt auch immer wieder lamentieren: FCB-Trainer Patrick Rahmen.Bild: keystone

Geht es jedoch um den letzten Pass, jenen in den Strafraum, fehlt Präzision. Oft landen Bälle im luftleeren Raum. Auch, weil wiederum die Präsenz «in der Box» fehlt, wie Rahmen es auf das Cupspiel bezogen bemängelte, es aber auch allgemein als Kritikpunkt aufführte.

Auch die Statistik unterstreicht die Rückläufigkeit

Diese schlechter gewordene Präsenz ist auch an Zahlen ablesbar. In den fünf sieglosen Partien kamen die Basler im Schnitt 43,2 Mal in die dritte Zone. In den neun siegreichen Partien zuvor waren es durchschnittlich 47,5 Vorstösse ins letzte Drittel. Noch deutlicher gesunken sind die Vorstösse in den Strafraum des Gegners. In den letzten fünf Partien gelang dies nur 15,4 Mal im Schnitt, davor war es ein Durchschnittswert von 19,87. Die Konsequenz: gerade mal fünf Tore in den fünf Spielen gegen Lausanne, Hammarby, YB, Lugano, Qarabag. Zuvor waren es im Schnitt 3,37 Tore. Rahmen sagt dazu:

«Es ist ein Fakt, dass wir uns schwerer tun als am Anfang der Saison, die Chancen zu kreieren. Das liegt an verschiedenen Faktoren. Hauptsächlich müssen wir im letzten Drittel überzeugender auftreten, mit mehr Vertrauen, müssen klarer sein und es unbedingt auf den Platz bringen und den Gegner vor Probleme stellen wollen. Das braucht teilweise nicht so viel, wenn der Wille und Biss da sind.»

Das Leben für Rahmen schwerer macht vor allem das Fehlen von zwei Spielern: Edon Zhegrova und Sebastiano Esposito. Allen vor allem Letzterer, der seit seinem Transfer zum FCB bereits zum Herz der Kreativzentrale, zum Dreh- und Angelpunkt im Offensivspiel avanciert ist. Durch seine klugen Laufwege reisst er Räume für seine Mitspieler auf, er geht die Extra-Meter, die es braucht und die man auch als ebendiesen Willen bezeichnen kann.

Und: Er hat die Spielintelligenz, um dann den Unterschied zu machen, wenn es den anderen nicht so sehr läuft. Sei es mit einem Geniestreich, der zu einem eigenen Tor führt oder wenn er einen Mitspieler in Szene setzt. Exemplarisch dafür sind die rückläufigen Zahlen Cabrals, seit Esposito verletzt ist.

«Es ist sicher so, dass Edon und Sebastiano fehlen. Gerade Sebastiano ist sicher auch ein Ausnahmespieler», bestätigt auch Rahmen und ergänzt: «Er hat gezeigt, dass er den Unterschied machen kann, mit Toren und Assists. Auch das Verhalten gegen den Ball hat er sehr gut gemacht.»

Basels Sebastiano Esposito, rechts, jubelt nach seinem Freistosstor zum 1:1 im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem BSC Young Boys im Stadion St. Jakob-Park ...
Die Kreativitä von Sebastiano Esposito fehlt Basel.Bild: keystone

Zwar sind sowohl Esposito als auch Zhegrova wieder im Mannschaftstraining, für das heutige Spiel aber reicht es nicht, und fürs Wochenende wird es zumindest eng.

Die Abwesenheit dieser beiden Akteure gibt Rahmen aber auch die Gelegenheit, die jüngsten Neuzugänge wie Dan Ndoye oder Joelson Fernandes in die Pflicht zu nehmen. Ndoye und Fernandes sind zwei von vier Spielern, die erst am allerletzten Tag des Transferfensters, dem Deadline-Day, zum FCB gestossen sind. Kaufmann begründet die späten Transfers vor allem mit der späten Klarheit, ob man europäisch dabei ist oder nicht.

Die Neuen und das aus dem Lot gebrachte Gefüge

Ob gut begründet oder nicht: Es ist offenkundig, dass die späten Zuzüge das bis dahin funktionierende Gefüge etwas aus dem Lot gebracht haben. Schwierig ist das vor allem für Rahmen, der in der Vorbereitung ein funktionierendes Kollektiv aufgebaut hat und nun mit der anspruchsvollen Aufgabe betreut ist, im laufenden Spielbetrieb vier Neue zu integrieren. Er kennt sie selbst noch kaum – und muss dennoch auf sie setzen. Das ist schwierig, aber auch eine Chance.

Basels Dan Ndoye im Schweizer Fussball Cup 1/16 Finalspiel zwischen dem FC Rorschach-Goldach und dem FC Basel, am Sonntag, 19. September 2021, auf der Sportanlage Kellen in Tuebach. (KEYSTONE/Gian Ehr ...
Die neuen Basler wie Dan Ndoye haben das Mannschaftsgefüge etwas durcheinandergebracht.Bild: keystone

Klar ist: Die Neuzugänge brauchen und verdienen ihre Adaptionszeit. Sie aber müssen den Prozess des Kennenlernens der Spielanlage in Pflichtspielen und vor den Augen aller durchleben, derweil andere Neuzugänge die Zeit und Chance hatten, dies in der Vorbereitung und in Testspielen zu tun. Dort konnte Rahmen auch mit jedem Einzelnen noch in Ruhe arbeiten.

Den Neuen fehlt hingegen folgerichtig noch die Bindung zum Spiel, sie haben in einer Zeit mit nur englischen Wochen kaum Trainings mit dem Team absolviert. Auch deshalb gibt Rahmen zu:

«Wir müssen an der Ausrichtung arbeiten.»

Heisst: Alle Spieler müssen wissen, wie das Offensivspiel des FCB zu funktionieren hat. In den vergangenen Tagen habe man gut daran arbeiten können. Am Mittwoch gegen St.Gallen kann der FCB das beweisen.

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