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Playoffs: Warum die Bieler Wende gegen die ZSC Lions fast unmöglich wird

Biels PostFinance Top Scorer Toni Rajala im dritten Playoff Eishockeyspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem EHC Biel, am Mittwoch, 20. Maerz 2024, in der Swiss Life Arena in Zuerich. ...
Der EHC Biel steht vor einer fast unmöglichen Aufgabe.Bild: keystone
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Wir wollten den Biel-Fans Hoffnung auf eine Wende gegen den ZSC machen, aber…

Der EHC Biel muss im Playoff-Viertelfinal gegen die ZSC Lions einen 0:3-Rückstand aufholen. Angesichts der Zürcher Dominanz eine fast unmögliche Aufgabe.
22.03.2024, 15:4222.03.2024, 15:43
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Vor dem Start der Playoff-Viertelfinals schrieb ich, dass die vermutlich einzige Chance des EHC Biel in der Serie gegen die ZSC Lions sei, wenn sie den Schwung aus den Pre-Playoffs mitnehmen und die vielleicht noch etwas eingerosteten Zürcher überrumpeln können. Nun steht es nach drei Spielen 3:0 für den ZSC und Biel steht vor den Ferien. Überrumpeln fehlgeschlagen.

Zuerichs Yannick Zehnder, Mitte, jubelt nach seinem 3:2 Tor im dritten Playoff Eishockeyspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem EHC Biel, am Mittwoch, 20. Maerz 2024, in der Swiss Lif ...
Es ist schwierig, die ZSC Lions in der derzeitigen Verfassung aufzuhalten.Bild: keystone

Normalerweise analysiere ich in einem solchen Moment die bisherigen Spiele der Serie und suche nach Statistiken und Fakten, die dem unterlegenen Team Hoffnung auf die Wende machen. Doch diese Suche gestaltet sich in der Serie zwischen ZSC und Biel als schwierig.

Biel-Fans mögen nun protestieren und anführen, dass die Spiele immer knapp waren und genauso gut auf die Seite der Seeländer hätten kippen können. Das stimmt ansatzweise. Die Lions gewannen ein Mal mit zwei Toren Unterschied, und zwei Mal mit einem Tor Unterschied. Eines der drei Spiele ging zudem in die Verlängerung. Doch wenn man die Spielanteile anschaut, waren die Zürcher bislang in allein drei Spielen klar besser. Und der 3:2 nach Verlängerung vom Mittwochabend war der bislang dominanteste Auftritt der Serie.

Zürcher Chancenplus

In allen drei Spielen hatte der ZSC ein Chancenplus von mindestens 55 Prozent auf seiner Seite, am Mittwoch waren es gar überlegene 65 Prozent. Biels Problem ist die Vielseitigkeit der Zürcher. Während der EHCB sich in den ersten beiden Spielen ähnlich viele Chancen nach Rush-Situationen oder längerem Scheibenbesitz herausspielte wie sein Gegner, ging das Forecheck-Duell immer klar verloren.

Die Bieler können nicht verhindern, dass die Zürcher durch Druck, Zweikämpfe und Ausgraben der Scheibe in der Offensivzone zu Chancen kommen, was den Lions die relativ deutliche Chancenmehrheit beschert. Die Serie zeigt eben auch, wie schwierig es dieses Jahr ist, die ZSC Lions zu neutralisieren. Selbst wenn Martin Steineggers Biel die Zürcher Toplinie um Denis Malgin, Sven Andrighetto und Rudolfs Balcers mit ihrer spielerischen Brillianz in den Griff kriegt, sind da noch andere Problemherde.

Da ist etwa noch die Linie mit Derek Grant, Jesper Fröden und Denis Hollenstein, die im Slot für viel Gefahr sorgt. Die Linie mit Yannick Zehnder, Justin Sigrist und Vinzenz Roher bringt viel Energie ins Spiel, während auch Willy Riedy, Reto Schäppi und Simon Bodenmann dem Gegner unter die Haut fahren können. Zudem zeigen sich die Zürcher in Überzahl in den Playoffs noch einmal ein gutes Stück gefährlicher als in der Regular Season, während Biel dort grosse Mühe bekundet. In den letzten 18 Spielen haben die Seeländer nur vier Powerplay-Tore geschossen – eines davon in Spiel 1 gegen den ZSC, weshalb die Effizienz in den Playoffs im Vergleich mit der Regular Season trotzdem gesteigert werden konnte.

Dass Biel die bisherigen Viertelfinalspiele trotzdem derart knapp halten konnte, lag vorwiegend auch an den guten Torhütern. Aufgrund der zugelassenen Chancen hätte Biel am Mittwoch eigentlich fast fünf Tore erhalten müssen. Dank Goalie Harri Säteri konnten die Seeländer lange vom Sieg träumen und kassierten am Ende nur drei Tore.

Biels Cheftrainer Martin Steinegger im Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem EHC Biel und HC Davos, am Donnerstag, 29. Februar 2024, in der Tissot Arena in Biel. (KEYSTONE/Pet ...
Biels Trainer Martin Steinegger ist gefordert.Bild: keystone

Ist es also wirklich hoffnungslos für Biel? Natürlich nicht. Selbst wenn die ZSC Lions auch das vierte Spiel abermals dominieren sollten, bedeutet das nicht automatisch, dass es auch mit dem Sieg klappt. Schliesslich war das Endresultat bislang auch immer knapp. Es muss allerdings viel zusammenpassen für Biel.

  • Der Goalie (egal ob Säteri oder van Pottelberghe zwischen den Pfosten steht) muss wieder eine starke Leistung abliefern.
  • Biel darf den Zürchern keine Powerplays schenken und muss sich in Überzahl selbst steigern.
  • Das Glück muss auf Biels Seite kippen. Bereits vier Mal trafen sie in den bisherigen drei Playoff-Spielen nur die Torumrandung.
  • Trainer Martin Steinegger muss ein Mittel gegen das effektive Forechecking der Lions finden.

Man sieht, der EHC Biel steht vor einer Herkulesaufgabe. Erst fünf Mal ist es in der 38-jährigen Schweizer Playoff-Geschichte einer Mannschaft gelungen, einen 0:3-Rückstand in einer Serie noch zu drehen. Aber als es das letzte Mal passierte, im Playoff-Final von 2022, waren ausgerechnet die ZSC Lions am schlechteren Ende. Sie verspielten gegen Zug einen 3:0-Vorsprung und vergaben den Meistertitel. Wer weiss: Vielleicht reicht ein Heimsieg von Biel heute Abend, damit bei den Zürchern unliebsame Erinnerungen aufkommen.

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Thomas Meister
22.03.2024 16:22registriert April 2019
Ach bitte, hört doch auf diese Serie mit dem Final gegen Zug zu vergleichen. Zürich gewann damals die ersten drei Spiele mit viel Glück, Zug war eigentlich klar am Drücker. Dann kam der erste Zuger Sieg, dann der zweite. Damals stand Grönborg an der Bande und hat nicht reagiert sondern weiter an seinem System festgehalten und damit den Titel verschenkt. Crawford ist da ein ganz anderes Kaliber. Zürich spielt diverse Spielsysteme und Crawford kann die variieren ohne das Panik aufkommt. Ja Biel kann noch ein Spiel gewinnen aber sie werden das nicht zweimal in Zürich hinkriegen.
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kopfherzhand
22.03.2024 16:27registriert März 2020
Sie haben recht Herr Bürgler. Die Zürcher sind eine Top Mannschaft, mit einigen herausragenden Spielern und trotzdem sind die Resultate nicht so klar, wie es scheint oder wie es sein sollte? Es hätte (ausser in Match Nr. 2) immer kippen können. In Biel sind wir stolz auf unsere Mannschaft, denn noch vor ein paar Wochen hätten wohl die wenigsten geglaubt, dass die Bieler die Playoffs erreichen. So oder so, Biel ist eine Mannschaft mit Herz und die Fans werden heute alles geben, um ihre Mannschaft anzufeuern, auch wenn es heute in die Ferien gehen soll. On se bat jusqu'au bout, ici c‘est Bienne.
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