Der Traum war gross, die Hürde noch grösser: Im EM-Viertelfinal vor eigenem Anhang die Weltmeisterinnen aus Spanien bezwingen und so ein Märchen schreiben. Es wäre in Wankdorf das 2. Wunder von Bern gewesen, nach dem legendären WM-Final von 1954, wo Deutschland an gleicher Stelle das favorisierte Ungarn bezwang.
Aus diesem Wunder wurde nichts, auch wenn es phasenweise gut aussah und die Schweizerinnen gegen überlegene Gegnerinnen aufopferungsvoll kämpften. Die spanische Klasse setzte sich am Ende dank Toren von Athenea del Castillo und Claudia Pina mit 2:0 durch. Trotz der Niederlage, trotz des ausbleibenden Wunders von Bern, gab es im Wankdorf Gänsehaut-Momente – sie kamen einfach vor dem Spiel, als die Nati ins Stadion einlief und nach dem Schlusspfiff.
Als die italienische Schiedsrichterin Maria Sole Ferrieri Caputi das Spiel beendete, waren die Schweizer Spielerinnen natürlich am Boden zerstört. Doch das Publikum schaffte es sofort, ihre Heldinnen der letzten Tage und Wochen wieder aufzubauen. Auch wenn der EM-Traum geplatzt war, wurden die Natistars vom Publikum nach minutenlang frenetisch gefeiert und besungen. Nach viel und teilweise auch unfairer Kritik vor dem Turnierstart hat das Land dieses Team definitiv ins Herz geschlossen.
Und dann der Moment, den es so auf diesem Niveau wohl noch selten gegeben hat: Als die Schweizerinnen nach viel Applaus und Wellen vor dem eigenen Anhang in die Garderobe verschwinden wollen, stehen die Spanierinnen Spalier. Der Weltmeister zollte der tapfer kämpfenden Nati Respekt und die Spielerin beglückwünschten und bedankten sich noch einmal gegenseitig für diesen speziellen Abend vor gewaltiger Kulisse.
«Diese Geste bedeutet sehr viel», sagte die Schweizer Kapitänin Lia Wälti später in die Mikrofone des Schweizer Fernsehens SRF. Auch für die Spanierinnen müsse dieses Spiel vor diesen Fans eine spezielle Situation gewesen sein, erklärte die Mittelfeldspielerin. Und: «Sie hatten Respekt vor unserer Leistung.»
Respekt und Wertschätzung erfuhr nach dem Schlusspfiff auch die Schweizer Nationaltrainerin Pia Sundhage. Auch sie haben die Fans im Laufe des Turniers ins Herz geschlossen. Die 65-jährige Schwedin erhielt in Bern noch ihre ganz persönliche Ovation, als die Schweizerinnen und Schweizer auf den Tribünen ihren Namen skandierten. «Die Fans waren unglaublich, vielen Dank dafür», sagte Sundhage später.
Und gut möglich, dass es morgen Nachmittag noch einen weiteren Gänsehaut-Moment gibt: Um 15 Uhr will sich die Nati auf dem Bundesplatz in Bern noch mit einem offiziellen Event bei den Fans bedanken. (abu)
Und auch wenn das Schweizer-Team jetzt ausgeschieden ist, die weitere Unterstützung hilft auch ihnen.
Diese Euro war die grosse Chance für de Frauenfussball in der Schweiz. Sie wurde eindrücklich genutzt. Bravo.