Trotz der wenig optimalen Vorbereitung und vieler Zweifel konnte die Schweizer Nati an der Heim-Europameisterschaft eine Euphoriewelle lostreten. Mit dem Erreichen des Viertelfinals erfüllte sie auch die Erwartungen, selbst beim Ausscheiden gegen Spanien konnte die Nati sich mit einem aufopferungsvollen Kampf gut verkaufen, obwohl sie im Endeffekt chancenlos und die 0:2-Niederlage etwas schmeichelhaft war.
Trainerin Pia Sundhage erklärte wenige Tage nach dem EM-Aus beim SRF: «Das wäre das perfekte Ende: den Viertelfinal erreicht und dann trete ich zurück.» Die 65-Jährige übernahm die Schweiz im Januar 2024, ihr Vertrag läuft demnächst aus. Doch die Schwedin sagt: «Es gibt zwei Dinge, weshalb ich mir das nochmal überlege. Erstens geht es um die jungen Spielerinnen.» Talente wie die 18-jährigen Iman Beney und Sydney Schertenleib, aber auch die 22-jährige Riola Xhemaili sowie die ein Jahr jüngere Smilla Vallotto glänzten an der EM und lassen positiv in die Zukunft blicken. Sundhage sagt: «Mich beeindruckt der Enthusiasmus, den sie ins Team bringen.» Im Zusammenhang mit den weiteren Talenten, die sie in der Schweizer Liga gesehen habe, sei dies «verlockend».
«Zweitens sehe ich, was wir geschafft haben», fährt Sundhage weiter, «und dann überlege ich: Was, wenn wir den nächsten Schritt machen? Was könnte noch folgen? Auch das ist verlockend.» Die Welttrainerin des Jahres 2012 hat schon einmal ein solches Heimturnier erlebt. 2013 erreichte die Schwedin mit ihrem Heimatland gar den Halbfinal. «Wir hatten damals einen Hype, die Leute waren an den Spielerinnen interessiert und kannten sie. Die Spielerinnen waren zudem gute Vorbilder, wie jetzt hier in der Schweiz», so Sundhage. Jedoch sei der Frauenfussball nun bereits zwölf Jahre weiter, habe sich in allen Bereichen weiterentwickelt. Deshalb ist Sundhage überzeugt: «Was in der Schweiz nach der EM kommt, wird besser als damals in Schweden.» Sie habe bei Amtsantritt bei der Nati schon gedacht, dass die Heim-EM gross wird, «aber ich hätte nicht gedacht, dass es ein so grosser Anlass wird – deshalb danke an die Leute aus der Schweiz».
Auch wegen dieser Unterstützung aus der Bevölkerung wird Sundhage ihren ursprünglichen Plan mit dem Rücktritt noch einmal überdenken. Doch sie stellt auch eine klare Forderung: «Wir müssen beim Staff einen Schritt vorwärts machen, das ist nicht verhandelbar.» Bisher arbeiten ihre Assistenzkräfte und Landsleute Anders Johansson und Lilie Persson auf Mandatsbasis. Sundhage fordert, dass sie vom Verband fest angestellt werden. «Alleine bin ich nutzlos, aber ich weiss, dass wenn wir mehr Zeit gemeinsam haben, wir überall auf ein neues Niveau kommen», begründet Sundhage diese Forderung.
Die Gespräche mit dem Verband über eine mögliche weitere Anstellung laufen derzeit. Der Schweizerische Fussballverband dürfte in seine Bilanz neben der EM auch die schwachen Leistungen in der Nations League miteinbeziehen. Nach der EM-Qualifikation, welche die Nati ausser Konkurrenz absolvierte, mit fünf Siegen aus sechs Spielen gegen schwächere Konkurrenz, blieb die Schweiz in der Nations League sieglos und holte nur zwei Punkte. Zu der Kritik, die danach auf sie eingeprasselt ist, sagte Sundhage nun: «Ich bin froh, wenn die Menschen eine Meinung haben. Denn das heisst, das Thema bedeutet ihnen etwas.» (nih)
Ich würde es begrüssen, wenn sie noch nicht aufhört bei der Frauennati.
Falls Sundhage nicht mehr möchte, wäre dies zwar schade, aber weniger schlimm als es jetzt scheint. Martina Voss-Tecklenburg stünde wieder bereit (hat Interesse signalisiert).