Sport
Analyse

7 Dinge, die zum Start der National-League-Saison aufgefallen sind

Deception des joueurs bernois Simon Moser et Kaspars Daugavins, lors de la rencontre du championnat suisse de hockey sur glace de National League LNA, entre le Lausanne HC, LHC, et le SC Bern le mardi ...
Der SC Bern ist eine der Enttäuschungen der noch jungen Saison.Bild: keystone
Analyse

7 Dinge, die zum Start der National-League-Saison aufgefallen sind

Rund ein Fünftel der National-League-Qualifikation ist bereits wieder gespielt. Wir blicken auf die Dinge, die in den ersten zehn Runden auffällig waren.
01.10.2021, 08:3901.10.2021, 12:44
Mehr «Sport»

Gefühlt hat die National-League-Saison erst gerade begonnen. Doch tatsächlich ist schon fast ein Fünftel der Spielzeit durch – die Teams haben zwischen sieben und elf Spielen absolviert. Wir blicken auf die ersten Runden der Meisterschaft zurück und sagen, was besonders aufgefallen ist.

Dominantes Lugano

Chris McSorley ist in Lugano angekommen. Unter dem neuen Trainer schiessen die Tessiner ligaweit am meisten auf das gegnerische Tor und haben auch die meisten Schüsse aus dem Slot. Ähnliches war unter McSorley schon in Genf zu beobachten.

Das führt dazu, dass der HCL auch in den Standard-Analytics weit obenauf schwingt. Die Mannschaft von Chris McSorley kontrolliert in den eigenen Spielen 56,17 Prozent aller Schussversuche – der zweitbeste Wert der Liga hinter Kantonsrivale Ambri. Noch deutlicher wird es bei der Expected-Goals-Percentage, also dem erwartbaren Torverhältnis aufgrund der herausgespielten und zugelassenen Chancen. Dort liegt Lugano fast zwei Prozentpunkte vor Lausanne, dem zweitbesten Team der Liga.

Es fällt allerdings auch auf, dass Lugano wie schon letztes Jahr über eine eher tiefe Schusseffizienz verfügt. In allen Situationen liegt sie bei 8,08 Prozent, bei Even-Strength (5vs5, 4vs4 oder 3vs3 Spieler) gar nur bei 6,73 Prozent. Oder anders ausgedrückt: Pro 60 Minuten Even-Strength-Eishockey erzielen die Luganesi im Moment ein halbes Tor weniger, als sie eigentlich sollten.

Warum Ajoie Mühe hat

Wie bereits aus der obigen Grafik herauszulesen ist, bekundet National-League-Neuling Ajoie zum Saisonstart einige Mühe, sich an das höhere Niveau zu gewöhnen. Auch wenn die Jurassier bereits zwei Siege auf dem Konto haben, ist klar, dass es für den Aufsteiger noch eine lange Saison wird. Ajoie trifft selbst am wenigsten und lässt die zweitmeisten Tore zu (Langnau ist noch schlechter).

Das Tracking von nlicedata.com zeigt detailliert auf, wo die Probleme liegen. Einerseits lässt Ajoie den Gegner viel zu einfach in die eigene Zone laufen. In 70 Prozent aller Versuche kommen die Gegner der Jurassier erfolgreich in deren Defensivzone – mit Abstand der schlechteste Wert der National League.

Auf der anderen Seite hat Ajoie selbst auch grosse Mühe, erfolgreich aus der eigenen Zone zu kommen. Die Erfolgsquote liegt bei 72 Prozent, was der viertschlechteste Wert der Liga ist (vor Langnau, Fribourg und Lugano).

Bern unter den Erwartungen

Nur einen Punkt vor Ajoie und damit auf dem zweitletzten Platz liegt der SC Bern. Man rechnete vor dem Saisonstart zwar damit, dass die Berner definitiv kein Spitzenteam mehr sind. Trotz zurückgeschraubten Erwartungen ist das bisherige Abschneiden der Mannschaft des neuen Trainers Johan Lundskog doch enttäuschend. Siege gab es einzig gegen Langnau und Ajoie – beide Spiele gewann man sogar deutlich. Doch sonst setzte es bislang nur Niederlagen ab.

Wo liegen die Gründe für den Misserfolg? Es zeigt sich, dass die Basis des Spiels beim SCB eigentlich passt. Sie sind Ligaspitze, wenn es darum geht, erfolgreich und kontrolliert mit der Scheibe aus der eigenen Zone zu kommen. Sie sind Ligadurchschnitt im Betreten des Offensivdrittels. Und keine andere Mannschaft in der Liga spielt im gegnerischen Drittel öfter und erfolgreicher die sogenannten High-Danger-Pässe.

Doch dieses Jahr hapert es in Bern im eigenen Drittel. Die Berner lassen gemäss 49ing – der Analytics-Firma von Ex-Verteidiger Andreas Hänni – bei 5vs5 pro 60 Minuten Chancen für 2,92 Expected Goals zu. Das ist nach Ajoie der zweitschlechteste Wert der Liga.

Goalie-Überflieger und Underperformer

Ebenfalls immer spannend zu Beginn der Saison ist die Frage, welche Torhüter gut gestartet sind und welche mehr Mühe hatten. Der meistbeschäftigte Torhüter der Liga ist wenig überraschend Ajoies Tim Wolf. Der 29-Jährige, der aus der Nachwuchsabteilung der ZSC Lions stammt, schlägt sich bislang aber auch hervorragend. Wolf hat beinahe 7,6 Tore weniger zugelassen, als dies aufgrund der Expected Goals eigentlich zu erwarten gewesen wäre.

Auf der anderen Seite des Spektrums befinden sich Fribourgs Reto Berra und Gilles Senn vom HC Davos, die bislang eher enttäuscht haben.

Überraschender Topskorer

Eine der überraschendsten Geschichten der noch jungen Saison ist Rapperswils Stürmer Nando Eggenberger. Bereits letztes Jahr stark verbessert, hat er in den ersten Runden der neuen Saison nochmals eine Schippe draufgelegt. Mit sieben Toren und vier Assists in neun Spielen ist der 21-Jährige nicht nur Topskorer der Lakers, sondern auch der drittbeste Punktesammler der Liga.

Ob Eggenberger für den Rest der Saison ebenfalls rund einen Punkt pro Spiel sammelt, darf zumindest angezweifelt werden. Seine Schusseffizienz liegt derzeit bei fast 27 Prozent, ein Wert der über eine ganze Saison kaum haltbar ist. Irgendwann werden die Pucks also auch beim Bündner weniger häufig reinkullern. Ähnliches kann auch für Langnaus Jesper Olofsson, Berns Cory Conacher und Biels Damien Brunner gesagt werden, die momentan wohl auch eher etwas am überperformen sind.

Ins gegenteilige Spektrum fallen Fribourgs Julien Sprunger sowie Mark Arcobello und Calvin Thürkauf von Lugano, die aktuell alle eher von Abschlusspech verfolgt sind.

Viel Verletzungspech

Es ist auffällig, mit wie vielen Verletzungen sich die National-League-Teams bereits kurz nach Saisonstart herumschlagen. müssen. Am Donnerstag wurde bekannt, dass Ajoies Jonathan Hazen wegen einer Knieverletzung für rund vier Monate ausfällt. Beim SC Bern fehlt Vincent Praplan, bei Davos hat sich am Dienstag Enzo Corvi verletzt, die SCL Tigers müssen auf Stammgoalie Ivars Punnenovs verzichten, genau wie Lausanne auf Luca Boltshauser. Lugano Daniel Carr fehlte mit einer Hirnerschütterung und bei den ZSC Lions ist Simon Bodenmann nicht einsatzfähig.

HC Ajoie Stuermer Jonathan Hazen, Mitte, wird verletzt vom Eis gefuehrt von seinem Mitspielern Daniel Eigenmann, links, und einem Arzt der SC Rapperswil-Jona Lakers, rechts, waehrend dem Eishockey-Mei ...
Jonathan Hazen verletzte sich am Dienstag im Spiel gegen die Lakers.Bild: keystone

Was die Verletzungen angeht, hat es aber Biel und Genf am schlimmsten erwischt. Bei den Seeländern fehlen mit Gaëtan Haas und Luca Cunti die zwei besten Center und mit Fabio Hofer und Jere Sallinen auch zwei Top-Flügel. Bei Servette fallen Verteidiger Roger Karrerund die Stürmer Marc-Antoine Pouliot und Tanner Richard aus.

Fehlende Fans

Seit dem Saisonstart dürfen Schweizer Sportfans erstmals seit dem Beginn der Coronavirus-Pandemie wieder ohne Kapazitätseinschränkung in die Stadien – sofern sie über ein Covid-Zertifikat verfügen. Doch noch scheint die Lust, wieder ins Stadion zurückzukehren (oder die Lust, sich dafür impfen oder testen zu lassen), noch nicht weit verbreitet zu sein.

Anmerkungen: HCFG und HCAP spielen 2021/22 in einem neuen Stadion mit veränderter Kapazität. Beim HCA werden die Zahlen mit der Swiss-League-Regular-Season verglichen.

Im Vergleich zu 2019/20, der letzten Saison wo Zuschauer ohne Kapazitätsbeschränkung zugelassen waren, haben nämlich die meisten NL-Klubs einen Zuschauerschwund zu beklagen, viele davon gar drastisch. Die einzigen Klubs, die heuer gar einen höheren Zuschauerschnitt vorweisen können, sind Fribourg und Ambri, die beide in einem neuen Stadion spielen sowie Ajoie, das erstmals wieder in der National League spielt.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Der 1000er-Klub des Schweizer Eishockeys
1 / 19
Der 1000er-Klub des Schweizer Eishockeys
Bislang 16 Eishockeyspieler (Stand: 10.10.2024) schafften es auf 1000 oder mehr Spiele in der höchsten Schweizer Spielklasse. Das sind sie:
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Dinge, die Hockey-Fans niemals sagen würden
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
23 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Chalbsbratwurst
01.10.2021 10:01registriert Juli 2020
Und heute Abend wird Eggenberger seine Punktekonto weiter aufstocken und die Berner dadurch noch tiefer in die Misere stürzen ;-) Ich hoffe es zumindest :-) Hopp Rappi!
4015
Melden
Zum Kommentar
avatar
Wat Sohn
01.10.2021 08:57registriert Juni 2017
In der Tabelle fehlt der Zuschauerschnitt HCFG. Danke!
275
Melden
Zum Kommentar
avatar
phasto
01.10.2021 09:00registriert Juli 2018
"Bern unter den Erwartungen"

Wirklich ?

Aufgrund der letzten 2 Saisons und das das Team immer älter wird, habe ich Bern für Platz 11 prognostiziert.
Davon ist Bern 1 Punkt entfernt ... das ist nicht wirklich unter den Erwartungen.
Zwischen Rang 9-12, liegen nur 2 Punkte

P.S
Falls jemand denkt ich als Tigers Fan bin einfach gegen Bern ... Langnau ist auf Platz 12 bei mir ;)
259
Melden
Zum Kommentar
23
Erster Schweizer Schwimm-Weltmeister der Geschichte: Ponti triumphiert über 50 m Delfin
Noè Ponti ist nicht zu stoppen und schafft Historisches. An der Kurzbahn-WM in Budapest krönt sich der Tessiner über 50 m Delfin mit Weltrekord zum ersten Schweizer Weltmeister im Schwimmbecken.

Gerührt steht Noè Ponti in der Schwimmhalle auf dem Podest, die Hand an der linken Brust, und summt die Nationalhymne mit – nach dem Einrücken in die Sportler RS hat er diese neu gelernt, auf Deutsch. Erstmals steht nach einem WM-Rennen ein Schweizer auf dem obersten Treppchen.

Zur Story