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Fussball: Warum Murat Yakin den Vertrag als Nati-Trainer nicht verlängert

Murat Yakin, Cheftrainer der Schweizer Fussball Nationalmannschaft, spricht waehrend einer Medienkonferenz zur Kaderbekanntgabe des Maenner-Nationalteams fuer die Laenderspiele gegen Daenemark und Irl ...
An der EM wird Murat Yakin die Schweiz noch trainieren – aber wie sieht es danach aus?Bild: keystone
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Warum Murat Yakin den Vertrag nicht verlängert – und das für die Nati auch ein Risiko ist

Um zwei Jahre hätte er den nach der EM auslaufenden Kontrakt verlängern können. Doch Murat Yakin kommt zur Erkenntnis: «Ich will mich beweisen.» Für den Fussballverband ist diese Geschichte nicht frei von Risiko. Eine Analyse.
15.03.2024, 09:5915.03.2024, 15:19
françois schmid-bechtel / ch media
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Eine Vertragsverlängerung bis 2026 ist vorgelegen. Doch Murat Yakin wird vorerst nicht unterschreiben. Das heisst: Der Nati-Trainer wird im Juni an die EM fahren, ohne Gewissheit zu haben, wie, ob und wo es für ihn weitergehen wird.

Nach der holprigen Qualifikation im November stand Yakin noch unter Beschuss, musste um seinen Job bangen. Und nun, ohne in der Zwischenzeit die Möglichkeit zur Rehabilitation zu haben, soll der Vertrag verlängert werden? Andererseits wurde in der Vergangenheit eine erfolgreiche Endrunden-Qualifikation stets mit einer Vertragsverlängerung belohnt.

Beim Fussballverband präferierte man ein Zwischending. Vertragsverlängerung ja, aber nicht bedingungslos. Heisst: Yakin müsste an der EM vordefinierte Ziele erreichen (Achtelfinal? Viertelfinal?), um sich die Weiterbeschäftigung als Nati-Trainer zu verdienen. Das alles ist nun obsolet, weil Yakin vor der EM nicht unterschreiben wird, warum auch immer.

Switzerland's defender Manuel Akanji, left, and Switzerland's midfielder Granit Xhaka react during the UEFA Euro 2024 qualifying group I soccer match between Switzerland and Belarus, on Sund ...
Die Schweizer Nati zeigte sich zuletzt nicht von ihrer besten Seite.Bild: keystone

Trotzdem berichtet Yakin von guten Gesprächen. Er sagt, dass sich beide Seiten darin einig seien, sich primär auf die in drei Monaten beginnende EM zu konzentrieren. Und der Coach macht nun einen erheblich besseren Eindruck, nicht wie im aufwühlenden Spätherbst, als seine Mutter starb und auf dem Platz die Resultate fehlten. Ja, wir sehen wieder diesen kämpferischen, selbstbewussten wie auch gelassenen Yakin, der in seiner Anfangszeit als Nati-Trainer die Massen begeisterte.

Vielleicht hätte Yakin einer Verlängerung ohne leistungsbasierte Klausel unterschrieben. Aber gekränkt wirkt er deswegen nicht. Stattdessen sagt er, dass es ihm viel bedeute, wenn Kontinuität in Aussicht gestellt werde. Und er spricht von der Lust, sich an der EM beweisen zu wollen. Aber für wen oder was?

Pierluigi Tami, Director of Swiss Football Federation SFV, looks on prior to the UEFA Euro 2024 qualifying group I soccer match between Romania and Switzerland at the National Arena stadium in Buchare ...
Deckte Yakin nicht wirklich den Rücken: Pierluigi Tami.Bild: keystone

Den fehlenden Rückhalt im Herbst, insbesondere von seinem Vorgesetzten, Nati-Direktor Pierluigi Tami, hat Yakin nicht vergessen. Deshalb wird er die EM nutzen, um seine eigene Marktposition zu verbessern. Und deshalb ist es auch ein Risiko, wenn der Fussballverband jetzt nicht alles dafür tut, dass Yakin verlängert. Denn was, wenn die Nati an der EM den Viertelfinal erreicht? Über fehlende Alternativen muss sich Yakin dann jedenfalls nicht kümmern. Und der Verband hätte das Problem, innerhalb weniger Wochen einen geeigneten Kandidaten zu finden.

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Die Nati-Trainer der Schweiz seit 1981
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Die Nati-Trainer der Schweiz seit 1981
24. März 1981 bis 13. November 1985: Paul Wolfisberg
Nationalität: Schweiz
51 Spiele/Punkteschnitt: 1,39
quelle: keystone / karl mathis
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48 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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James R
15.03.2024 10:27registriert Februar 2014
Es braucht momentan echt keine Vertragsverlängerung. Das Abschneiden an der EM wird es regeln.

Wenn die Nati erfolgreich spielt an der EM, dann wird der Verband Yakin eine Vertragsverlängerung anbieten. Ob Yakin diese dann annehmen würde, weiss er jetzt wohl selbst nicht.
Und wenn die Nati nicht erfolgreich spielt, dann trennen sich die Wege.
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Der Pinguin
15.03.2024 11:04registriert September 2016
Also Tami muss aus meiner Sicht schnellstmöglich ersezt werden. Das war taktisch wiederum extrem unklug. Das Yakin diesen Vertrag nicht unterschreibt, war klar. Was hat er davon? Ist er erfolgreich, holt er einen bessere Konditionen raus, weil er Alternativen hat. Ist er nicht erfolgreich, hat er so oder so keinen Job mehr. Hallo SFV? Schon mal verhandelt?

Entweder vertraust du deinem Coach und verlängerst, oder du lässt es bleiben (respektive lässt ihn gehen, also vor ein paar Monaten, nicht jetzt). Ohne Not hat der Verband sich nun in eine Situation der Abhängigkeit manövriert.
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Ziasper
15.03.2024 10:20registriert September 2017
Mit dieser Mannschaft ist das Viertelfinale Pflicht. Die Schweiz hatte noch nie so viele Spieler auf Weltklasseniveau. Sommer einer der besten TH, Xhaka einer der besten MF, Akanji einer der besten IV, und der Rest ist solid. Jetzt liegt es an Yakin, daraus Kapital zu schlagen. Wenn alle fit bleiben, erwarte ich Grosses von dieser Mannschaft.
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