Wir haben ihn vermisst, können jetzt aber definitiv sagen: Der Sommer ist zurück. Nicht nur meteorologisch, sondern auch auf dem Fussballplatz. Er hat es nämlich wieder getan: Yann Sommer hat die Schweiz einmal mehr mit einem gehaltenen Penalty gerettet. Der Mann, der bereits zwei Elfmeter im gleichen Spiel von Sergio Ramos hielt. Der Mann, der an der EM den entscheidenden Penalty von Kylian Mbappé gehalten hat und auch im Viertelfinal gegen Spaniens Rodri parierte.
Nun hat Yann Sommer auch gegen Italiens Penalty-Spezialist Jorginho gehalten. Der Penalty wirkt auf den ersten Blick schwach geschossen. Weder scharf noch platziert. Oder wie es ein Kommentator, dessen Name mir soeben entfallen ist, ausdrückte: «Ein hundslausiger Elfmeter von Jorginho. Dem sollte man die Lizenz zum Penaltyschiessen auf eine gewisse Zeit entziehen.»
Wenn es schiefgeht, sieht Jorginhos nonchalanter Hüpfer-Penalty sehr peinlich aus. Aber beim Penalty zählt letztendlich nur die Effizienz und die liegt in der Karriere von Jorginho bei überdurchschnittlichen 85 %.
Zuletzt ging es bei Jorginho bereits im Penaltyschiessen des EM-Finals schief, als Jordan Pickford ebenfalls stark parierte. Das soll die Parade von Yann Sommer nicht schmälern, im Gegenteil. Der Nati-Keeper hat sich mit seinem Trainerteam offensichtlich perfekt auf einen allfälligen Jorginho-Penalty vorbereitet.
Jorginho schiesst seine Penaltys nämlich oft im gleichen Muster. Er läuft an, macht vor dem Abschluss einen Hüpfer, schaut, wohin sich der Torhüter bewegt, und schiebt dann in die andere Ecke. Bleibt der Torhüter stehen, bringt er meist noch einen genügend scharfen Schuss zustande, um das Tor dennoch zu erzielen.
Genau so ist er nun auch gegen die Schweiz vorgegangen. Nur hat Yann Sommer seine Hausaufgaben gemacht, den Schützen im Vorfeld analysiert und den Penalty gehalten.
Die Standbilder zeigen genau auf, dass der Penalty weniger mit Glück, sondern mehr mit Können zu tun hatte.
Jorginho hat seinen Hüpfer hinter sich und blickt auf, um zu sehen, wohin der Torhüter unterwegs ist. In diesem Augenblick entscheidet sich der Italiener, wohin er den Ball schiebt. Yann Sommer verlagert das Körpergewicht auf die vom Schützen gesehen linke Seite.
Jorginho entscheidet sich, den Ball in die rechte Ecke zu schieben, da Sommer in die andere Richtung unterwegs schien. Doch der Schweizer Nati-Goalie nimmt in letzter (Zehntel-)Sekunde einen Richtungswechsel vor und stösst sich mit dem rechten Fuss entgegen seiner scheinbaren Sprungrichtung ab.
Sommer hat die richtige Ecke und kann den Ball nicht nur parieren, sondern sogar noch festhalten.
Dank des gehaltenen Elfmeters – und weiteren starken Paraden von Sommer – konnte die Schweiz das 0:0 gegen Europameister Italien halten. Sie hat somit weiterhin intakte Chancen, die WM-Qualifikation als Gruppenerster zu erreichen.