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National League: Diese Teams sind Favorit in den Playoff-Halbfinals

Wer gewinnt in den Playoff-Halbfinals der National League? Eine Stärke-Analyse in 9 Punkten.
Wer gewinnt in den Playoff-Halbfinals? Eine Stärke-Analyse in 9 Punkten.Bild: imago, keystone, shutterstock
Analyse

Final-Revanche und Romand-Duell – so eng werden die Playoff-Halbfinals

Heute starten die Playoff-Halbfinals. Die ZSC Lions sind gegen Zug zu favorisieren, beim Duell zwischen Fribourg und Lausanne ist die Ausgangslage knapper.
01.04.2024, 10:49
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Die Playoff-Halbfinals versprechen viel Spannung. Die ZSC Lions sinnen gegen den EV Zug auf Revanche für den Playoff-Final 2022. Damals vergaben die Zürcher einen 3:0-Vorsprung und den Meistertitel auf bitterstmögliche Art und Weise. In der Westschweiz kommt es zu einem Playoff-Duell, das es erst einmal gab.

ZSC Lions – EV Zug

Direktduelle

  • ZSC – Zug 2:3 n. V.
  • Zug – ZSC 2:4
  • ZSC – Zug 2:3 n. V.
  • Zug – ZSC 3:6
ZSC – Zug 1:0

Torproduktion

In der Regular Season konnte es kaum ein Team mit der Torproduktion der ZSC Lions bei numerischem Gleichbestand aufnehmen – ausser der EV Zug. Die Zürcher schossen pro 60 Minuten 2,98 Tore, die Zuger kamen mit 2,91 Treffern diesem Wert extrem nahe. In den Playoffs hat sich der Spiess gar gedreht. Die Zuger profitierten von den teilweise ungenügenden Goalieleistungen beim SC Bern, während sich die Lions oft an Biels Torhüter Harri Säteri die Zähne ausbissen. Klar ist: Hier treffen zwei der torgefährlichsten Mannschaften der Liga aufeinander. Punkt für beide.

ZSC – Zug 2:1

Verteidigung

Die ZSC Lions können eben nicht nur Tore schiessen, sie können auch verteidigen. Hatten die Zürcher schon in der Regular Season die beste Verteidigung der Liga, so haben sie sich in der Playoff-Serie gegen Biel noch einmal gesteigert und noch weniger gegnerische Chancen zugelassen. Da kann Zug nicht mithalten, zudem geht der Trend bei den Zentralschweizern in die andere Richtung.

ZSC – Zug 3:1

Schussvolumen und Chancenkontrolle

Auch in dieser Kategorie wird es schwierig für Zug. Die Mannschaft von Dan Tangnes hat in der Regular Season zwar viele Chancen kreiert, aber auch viele gegnerische Möglichkeiten zugelassen und deshalb nur ein knapp positives Verhältnis. Die ZSC Lions hingegen waren auch in dieser Kategorie Ligaspitze. Auch in den Playoffs hat sich an dieser Ausgangslage nichts geändert.

In den Direktduellen hatten die Zürcher bei 5-gegen-5 in allen vier Spielen das Chancenplus auf der eigenen Seite. Dabei haben die Löwen den Unterschied stets in der zweiten Spielhälfte gemacht.

ZSC – Zug 4:1

Spielstil-Duell

Auch hier gibt es ein Problem für die Zuger: Sie erarbeiten sich einen stattlichen Teil ihrer Chancen nach Forecheck-Situationen und das durchaus erfolgreich. Aber keine Mannschaft in der National League verteidigt dieses Szenario besser als die ZSC Lions. Die Zürcher ihrerseits sind in allen Situationen gefährlich, aber besonders nach anhaltendem Scheibenbesitz in der gegnerischen Zone. Und wer hätte es gedacht: Damit hat Zug in dieser Saison grosse Mühe gehabt.

ZSC – Zug 5:1

Goalies

Zürichs Simon Hrubec gegen Zugs Leonardo Genoni – ein Duell der Titanen, wie watson-Eismeister Klaus Zaugg sicher schreiben würde. Hrubec war in der Qualifikation der beste und konstanteste Torhüter der Liga, aber auch Leonardo Genoni spielte hinter der eher löchrigen Zuger Abwehr stark und musste sich gar noch häufiger auszeichnen als sein Zürcher Gegenüber. In den Playoffs spielten beide konstant, wobei auch hier Leonardo Genoni deutlich mehr zu tun hatte als Hrubec. Bessere Resultate bei schwächeren Vorderleuten – der Punkt geht hauchdünn an Zug.

Und hier noch eine kleine Kuriosität aus dem Statistik-Archiv: In der Regular Season haben sowohl Hrubec als auch Genoni 54 Gegentore bei 5-gegen-5 erhalten. Und auch die gegnerischen Chancen (Expected Goals), mit denen sie sich konfrontiert sahen, waren beinahe identisch (72,1 bei Hrubec, 72,5 bei Genoni). Der grosse Unterschied: Hrubec spielte fast zehn Spiele und 600 Minuten mehr als sein Zuger Gegenüber.

ZSC – Zug 5:2

Special Teams

In der Regular Season hatte der EV Zug kurioserweise das schwächste Powerplay der Liga. Die Mannschaft von Dan Tangnes wandelte nur knapp 15 Prozent der eigenen Überzahlmöglichkeiten in ein Tor um. In der Viertelfinalserie gegen Bern haben die Zuger die Effizienz nun auf 40 Prozent gesteigert. Nur ein Strohfeuer oder die Früchte langer Arbeit? Das Problem der Zuger: Die ZSC Lions kamen in den Viertelfinals auf die exakt gleichen, absurden Zahlen.

Was das Unterzahlspiel angeht, bewegten sich die beiden Teams in der Qualifikation praktisch auf Augenhöhe. Die ZSC Lions haben sich in den vier Spielen gegen Biel nochmals stark gesteigert, aber auch von Zug kam eine leichte Steigerung. Aufgrund der Powerplay-Fragezeichen aus der Regular Season geht dieser Punkt trotzdem nach Zürich.

ZSC – Zug 6:2

Trainer

Marc Crawford hat vor zehn Jahren mit den ZSC Lions bereits einmal den Meistertitel gewonnen. Dan Tangnes hat den EVZ 2021 zum Titel geführt und diesen ein Jahr später erfolgreich verteidigt. Beide kennen das internationale und Schweizer Eishockey bestens. Beide sind erfahren genug, um auf die taktischen Kniffe des Gegners eine Antwort zu finden. Ergo: Punkt für beide.

Zuerichs Trainer Marc Crawford, rechts, spricht mit Denis Hollenstein im Eishockeyspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem EHC Kloten am Samstag, 20. Januar 2024, in der Swiss Life Are ...
Marc Crawford weiss, wie man mit dem ZSC Meister wird.Bild: keystone
ZSC – Zug 7:3

Form

Hier ist der Fall relativ klar: Die ZSC Lions haben Biel im Viertelfinal kompromisslos mit 4:0 weggeputzt. Der EV Zug bekundete gegen ein ebenfalls nicht überragend auftretendes Bern grosse Mühe und gewann die Serie erst im siebten Spiel. Der ZSC konnte sich erholen, während Zug bis zuletzt um den Halbfinaleinzug kämpfen musste.

ZSC – Zug 8:3

Fazit

Dass der Qualifikationssieger in dieser Serie zu favorisieren ist, kommt nicht wirklich überraschend. Auf dem Papier sind die ZSC Lions die bessere Mannschaft als der EV Zug (der ja schon länger und weiterhin ohne seinen besten Schweizer Stürmer Gregory Hofmann auskommen muss). Wollen die Zentralschweizer den Löwen die Stirn bieten, muss Leonardo Genoni besser sein als Simon Hrubec, die Special Teams müssen gleich gut sein wie gegen Bern und Dan Tangnes wird sich etwas anderes überlegen müssen als die bisherige Forechecking-Taktik.

Fribourg-Gottéron – Lausanne HC

Direktduelle

  • Fribourg – Lausanne 3:2 n. V.
  • Lausanne – Fribourg 1:2 n. V.
  • Lausanne – Fribourg 6:3
  • Fribourg – Lausanne 4:3
Fribourg – Lausanne 1:0

Torproduktion

In der Regular Season waren Fribourg-Gottéron und Lausanne praktisch exakt gleich torgefährlich. In den Playoffs tat sich Fribourg bei numerischer Gleichzahl auf dem Eis etwas schwerer mit dem Toreschiessen als die Waadtländer. Doch gemessen an der Anzahl Schüsse war Gottéron bislang effizienter. Ausgeglichene Sache, Punkt für beide.

Fribourg – Lausanne 2:1

Verteidigung

Seit Christian Dubé an der Bande steht, agiert Fribourg-Gottéron stets aus einer soliden Defensive heraus. In der Regular Season war die Verteidigung der Drachen die drittbeste hinter den ZSC Lions und Davos. Auf die Playoffs hin hat sich Fribourg noch einmal verbessert und gegen Lugano noch weniger Chancen zugelassen. Lausanne war in der Regular Season ein Stück schwächer und traf dann im Viertelfinal mit Davos auf einen Gegner, der ihnen das Spieldiktat überliess und nur selten viel Druck machte.

Fribourg – Lausanne 3:1

Schussvolumen und Chancenkontrolle

Lausanne kann defensiv nicht ganz mit Gottéron mithalten, ist aber deutlich besser darin, eigene Chancen zu kreieren. Tatsächlich sind die Waadtländer in dieser Kategorie Ligaspitze. Das hat zur Folge, dass die Mannschaft von Geoff Ward in der grossen Mehrheit ihrer Spiele das Chancenplus auf der eigenen Seite hat. Wie wir in der Regular Season und der Serie gegen Davos gesehen haben, mangelt es aber noch immer an der Effizienz.

In den Direktduellen hatte Lausanne bei 5-gegen-5 in drei von vier Spielen das Chancenplus auf seiner Seite.

Fribourg – Lausanne 3:2

Spielstil-Duell

Dass Lausanne eine Offensivmacht ist, haben wir also bereits gemerkt. Was die Waadtländer besonders gefährlich macht, ist, dass sie in allen drei Angriffsszenarien (Rush, Forecheck, Scheibenbesitz) erfolgreich sein können. Auch wenn die meisten ihrer Chancen nach Rush-Angriffen kommen, dürfte gegen Fribourgs gute Verteidigung ein aggressives Forechecking besonders erfolgversprechend sein. Damit haben die Drachen am ehesten Mühe.

Gottéron selbst ist in Rush-Szenarien am gefährlichsten. Mit diesen schnellen Angriffen – und das hat auch die Serie gegen Davos gezeigt – bekundet Lausanne etwas Mühe. Der Punkt geht aufgrund der Lausanner Vielseitigkeit in die Waadt.

Fribourg – Lausanne 3:3

Goalies

Das Torhüterduell in dieser Serie spannend: Gottérons Reto Berra hat eine sehr gute Saison gespielt, wurde in der Regular Season allerdings von Lausannes Connor Hughes überstrahlt. Der absolvierte zwar wegen einer Verletzung deutlich weniger Spiele, doch wenn er zwischen den Pfosten stand, überzeugte er.

In den Playoffs hat sich das etwas geändert. Beide Torhüter haben in ihren Viertelfinalserien auch mal schlechte Partien eingezogen, doch insbesondere Hughes kam nicht mal mehr annähernd an seine Leistungen aus der Regular Season heran. Aufgrund des Formstands geht dieser Punkt an Fribourg.

Fribourg – Lausanne 4:3

Special Teams

Fribourg-Gottéron war in der Regular Season die gefährlichste Mannschaft der Liga in Überzahl. Auch in den Playoff-Viertelfinals gegen Lugano haben das die Drachen immer wieder bewiesen. Lausanne steigerte sich vom zweitschlechtesten Powerplay der Liga in der Regular Season auf ein immerhin akzeptables Niveau in den Playoffs.

In Unterzahl bewegten sich beide Mannschaften in ähnlichen Sphären und mussten in den Playoffs einen Dämpfer hinnehmen. Lausanne war in der Regular Season etwas besser, in den Playoffs hat Fribourg die Nase leicht vorn.

Fribourg – Lausanne 5:3

Trainer

Fribourgs Christian Dubé kennt das Schweizer Eishockey – als Spieler und als Trainer – wohl etwas besser als Geoff Ward. Doch der Kanadier in Diensten von Lausanne hat als Trainer schon grössere Erfolge gefeiert – 2011 gewann er als Assistent in Boston den Stanley Cup. Dubé hingegen hat gegen Lugano erst gerade die zweite Playoff-Serie seiner Trainerkarriere gewonnen. Deshalb geht der Punkt an Lausanne und Ward.

L'entraineur Christian Dube (HCFG) celebre la victoire 4-2 et la qualification pour les demi-finales, lors de l'acte 7 du quart de finale des play-off du championnat suisse de hockey sur gla ...
Gewinnt Christian Dubé erstmals zwei Playoff-Serien in Folge als Trainer?Bild: keystone
Fribourg – Lausanne 5:4

Form

Beide Mannschaften mussten im Viertelfinal über sieben Spiele gehen, haben also gleich oft gewonnen und verloren. Fribourg hatte aufgrund des Spielplans einen Tag mehr Pause, aber das dürfte, auf den ganzen Halbfinal gesehen, keinen riesigen Unterschied machen. Punkt für beide.

Fribourg – Lausanne 6:5

Fazit

Auf dem Papier ist der zweite Halbfinal deutlich ausgeglichener als das Duell zwischen dem ZSC und dem EVZ. Es ist ein wenig das Prinzip der unaufhaltbaren Kraft (Lausannes Offensive) gegen das unbewegliche Objekt (Fribourgs Verteidigung). Klar ist: Connor Hughes muss sich steigern, wenn Lausanne in den Final will. Und gegen Fribourgs Powerplay können sich die Waadtländer nicht so viele Disziplinlosigkeiten leisten wie noch gegen Davos.

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HC Davos: 31 Titel, 6 seit 1986; zuletzt Meister: 2015.
quelle: keystone / ennio leanza
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Das Büro steht Kopf, wir sind im Playoff-Fieber
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66 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Name the Nick
01.04.2024 12:57registriert April 2021
Immer wieder interessant die statistischen Artikel von Bürgler und ein gutes Gegengewicht zur Polemik vom Eismeister. Als Gotteronfan stellt sich mir aber die zentrale Frage, wie dreckig Lausanne spielen wird, wieviele Verletzte daraus resultieren und wie DiDo, Mottet und co. darauf reagieren werden.
Ich denke, dass dies mitentscheidend sei wird, wenn auch statistisch schwierig veraussehbar ist.
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Sonichu
01.04.2024 11:11registriert Dezember 2022
Ich denke, der Sieger aus dem Duell ZSC gegen Zug wird Meister.
Lausanne ist zu schwach besetzt und Gotteron wird, wenn sie das Halbfinal gegen Lausanne gewinnen, einem Lazarett gleichen mit zu wenig Substanz für den Titel, weil Lausanne in jeder Serie jeweils die halbe gegnerische Mannschaft verletzt.
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Sünneli31
01.04.2024 12:23registriert Mai 2018
Die Statistiken sind schon immer wieder spannend und interessant auszuwerten. Das gute daran ist aber, dass sie halt auf Vergangenheitswerten basieren und über die kommenden Serien nichts aussagen. Obwohl der Z klar überlegen scheint, sind jetzt beide am gleichen Punkt, es steht 0:0 und vier Spiele müssen zuerst gewonnen werden. Und gerade die Zürcher wissen, wie schwer das sein kann. Let the battle beginn!
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