Seit heute ist definitiv klar: Die New Jersey Devils verpassen dieses Jahr die Playoffs. Das ist eine grosse Enttäuschung, zumal die Konkurrenz in der Metropolitan Division dieses Jahr mehr als schlagbar gewesen wäre. Die Islanders, Washington, Pittsburgh oder Philadelphia hatten die ganze Saison über ebenfalls mit Problemen zu kämpfen. Doch die Devils schafften es nicht, daraus Kapital zu schlagen.
Die Gründe dafür sind vielschichtig. Verletzungen spielten eine grosse Rolle. Jack Hughes, Nico Hischier und Timo Meier fielen alle phasenweise aus oder spielten teilweise verletzt und konnten so die Erwartungen nicht erfüllen. Gestern wurde bekannt, dass sich Hughes einer Schulteroperation unterziehen muss und wohl erst Anfang nächste Saison wieder spielen kann.
nico hischier u deserve a playoff spot im so sorry this team let u down pic.twitter.com/weVPD3zbd9
— cami (@wtfhughes) April 10, 2024
Mit Dougie Hamilton fehlte der wichtigste Verteidiger zudem seit Ende November wegen einer Verletzung in der Brustmuskulatur. Die junge Devils-Verteidigung, die im Sommer auch Damon Severson und Ryan Graves verlor, konnte dies nicht kompensieren. Der Kern der Mannschaft mit Jack Hughes, Hischier, Bratt, Meier und Hamilton ist gut genug, sofern alle in Form sind. Die Rookie-Verteidiger Luke Hughes und Simon Nemec werden schon in der nächsten Saison noch einmal einen Schritt nach vorne machen.
Das Gerüst steht, um die Playoffs nächstes Jahr wieder zu erreichen. Doch zu einem guten Gerüst gehören auch stabile Bretter und gute Sicherungen. Damit diese ebenfalls vorhanden sind, gibt es wichtige Punkte, die General Manager Tom Fitzgerald nun adressieren und korrigieren muss.
Die New Jersey Devils haben schon länger ein Goalieproblem. Die vergangene Saison, als sowohl Akira Schmid als auch Vitek Vanecek solide Leistungen zeigten, scheint nur ein Strohfeuer gewesen zu sein. Dieses Jahr waren sowohl der Schweizer als auch der Tscheche eine Enttäuschung. Auch Nico Daws konnte die Kohlen nicht aus dem Feuer holen. Erst mit den Zuzügen von Jake Allen und Kaapo Kähkönen an der Trade-Deadline kam etwas mehr Stabilität, doch da war es schon zu spät.
Diesen Sommer muss Fitzgerald eine Lösung für dieses Problem finden. Das heisst: Eine neue, fähige Nummer 1 muss her. Allens Vertrag läuft noch bis im Sommer 2025, doch der 33-Jährige ist selbst zu wenig konstant, um diese Last alleine zu tragen. Das Vertrauen in Akira Schmid scheint auch nicht mehr vorhanden zu sein. Gerüchten zufolge versucht Fitzgerald schon länger Nashvilles Juuse Saros nach New Jersey zu holen. Als ehemaliger Captain der Predators hat der Devils-GM sicher eine gute Beziehung zu Nashville, doch bislang hat ihm das noch nichts genützt. Da Nashville im Gegensatz zu New Jersey die Playoffs erreicht hat, scheint es auch unwahrscheinlich, dass sie sich einfach so von Saros trennen würden – es sei denn, Fitzgerald macht ein unfassbar gutes Angebot.
Ansonsten sind die Optionen rar. Möglicherweise gibt es eine Option, den Boston Bruins entweder Linus Ullmark oder Jeremy Swayman abzuluchsen. Auch Jacob Markström von den Calgary Flames wird immer wieder genannt. Doch auch der Schwede ist schon 34-jährig und hatte zuletzt grosse Leistungsschwankungen.
Die ganze Schuld für die schwachen Torhüterleistungen in New Jersey auf die einsamen Männer zwischen den Pfosten abzuschieben, wird dem Problem wohl nicht gerecht. Fakt ist, dass die Goalies in den letzten Jahren fast nie genügend waren, egal ob der hochtalentierte Mackenzie Blackwood, Legende Cory Schneider, Vitek Vanecek oder Youngster wie Akira Schmid oder Nico Daws spielten. In der Saison 2021/22 setzten die Devils sieben verschiedene Torhüter ein und nur einer davon hatte eine Fangquote von über 90 Prozent (Jonathan Bernier, 10 Spiele, 90,2 Prozent).
Das bedeutet sicherlich einerseits, dass es auch in der Verteidigung gewisse Probleme gibt. Doch auch die Rolle von Torhütertrainer Dave Rogalski muss mittlerweile hinterfragt werden. Der 43-Jährige ist seit 2020 für die Goalies der Devils verantwortlich. Die schlechten Goaliejahre überwiegen die guten deutlich. Was genau schief läuft ist schwierig zu bestimmen, wenn man nicht in jedem Training dabei ist, doch es scheint offensichtlich, dass es auch hier eine Veränderung braucht.
Lindy Ruff ist weg. Anfang März wurde der 64-Jährige entlassen. Assistenztrainer Travis Green, der 2023 als Berater dem Schweizer Nationaltrainer Patrick Fischer zur Verfügung stand, übernahm interimistisch. Das brachte zwar kurzzeitig etwas frischen Wind in die Mannschaft, doch auch der Kanadier schaffte es nicht, den Devils Konstanz beizubringen. Ein Festhalten an Green als Cheftrainer wäre ein Fehler.
Eigentlich wäre die Lösung schon letzte Saison bereitgestanden, als Andrew Brunette noch Assistent von Lindy Ruff war. Doch die historisch gute Saison half Ruff, seinen Job doch noch zu behalten und Brunette wanderte zu Nashville ab und führte sein neues Team trotz auf dem Papier schwächerem Kader in die Playoffs.
Die geeignetste Option scheint Jay Woodcroft zu sein. Der Kanadier wurde im November bei den Edmonton Oilers entlassen. In den zwei Jahren als Chef von Connor McDavid und Co. hat der 47-Jährige aber gute Resultate erzielt. Woodcroft lässt ein schnelles, auf Umschaltspiel basiertes Eishockey spielen, das den talentierten Spielern bei den Devils entgegenkommen sollte.
Berichten zufolge sollen aber auch Craig Berube, der die St.Louis Blues 2019 zum Stanley Cup geführt hat und Pittsburghs Mike Sullivan (Champion 2015, 2016 und 2017) zu den Kandidaten gehören. Berube gilt als eher defensiv orientierter Trainer, da ist es fraglich, ob sein Spiel zum aktuellen Devils-Kader passt. Sullivan gilt bei seinen Spielern als äusserst beliebt. Dass er weiss, wie man Titel gewinnt, ist unbestritten.
Als Bottom Six werden in der NHL die dritte und vierte Sturmlinie bezeichnet. Vor der Saison schienen die Devils in diesem Bereich auf dem Papier sehr gut aufgestellt. Auch dank zwei guten Centern in Erik Haula und Michael McLeod und Flügel Nathan Bastian. Ihre Linien brachten Energie, Defensive Stabilität und immer wieder auch Tore und Assists als offensive Unterstützung. Doch Haula musste aufgrund der diversen Verletzungen immer wieder in den vorderen Linien aushelfen. Und McLeod wurde im Februar im Zuge eines prominenten Missbrauchskandals angeklagt und aus dem Team entfernt.
Gerade McLeod spielte eigentlich eine sehr starke Saison mit zehn Toren und neun Assists in 45 Spielen, während er gleichzeitig einer der besten Bully-Spieler der NHL war. Doch dass er noch einmal in die Mannschaft zurückkehrt, scheint derzeit unwahrscheinlich. Und da Haula aufgrund seiner Flexibilität und seiner Bullystärke oft an der Seite von Jack Hughes zum Einsatz kommt, wird Fitzgerald gerade die Centerposition in den hinteren Linien noch einmal verstärken müssen.