So langsam läuft den Schweizern die Zeit davon. Mehr als die Hälfte der Weltcup-Rennen dieses Winters sind jetzt schon gefahren. Und noch immer ist da dieser Rückstand auf die Österreicher in der Nationenwertung. Er ist zwar am letzten Wochenende ein wenig geschrumpft. Aber es sind immer noch satte 566 Punkte, die auf den Nachbarn fehlen.
Nach zwei Jahren, in denen die Schweiz die Ski-Krone geholt hat, spricht derzeit vieles dafür, dass der langjährige Dominator zurückschlägt. Und wie in den Jahren zwischen 1990 und 2019 triumphiert. Vier Erklärungen, warum das so ist.
Die letzten zwei Winter waren nicht einfach für die Österreicher. Sie hatten mit Verletzungssorgen zu kämpfen. Und vor allem: Mit dem Rücktritt von Jahrhundertfahrer Marcel Hirscher, der den Gesamtweltcup achtmal in Folge gewonnen hatte.
Plötzlich fehlte der Punktelieferant, der in seiner letzten Saison noch rund 13 Prozent aller Punkte seines Landes herausgefahren hatte. Doch heuer können die Österreicher das besser kompensieren. Sie haben im Durchschnitt pro Rennen 145 Punkte gewonnen. Das sind ähnlich viele wie zum Ende der Hirscher-Ära (157). Die Schweiz steht aktuell bei 132 – 19 weniger als im Vorjahr.
In Sachen Siege ist die Schweiz weiterhin die unangefochtene Nummer 1, acht stehen bereits zu Buche. Österreich hat erst deren vier.
Doch in der Breite sind die Nachbarn stärker. Bei den Top-10-Plätzen haben sie anders als im letzten Winter die Nase vorn. Und sie bringen generell mehr Fahrerinnen und Fahrer in die Punkte.
Walter Reusser, Alpin-Direktor beim Schweizer Ski-Verband, sagt, man müsse in der Breite besser werden. Dafür investiert der Verband einiges. Eine zusätzliche Million fliesst neuerdings in die Regionen, sie soll die Nachwuchsbetreuung verbessern. Reusser ist zuversichtlich, dass das bald Früchte tragen wird.
566 Punkte fehlen der Schweiz derzeit auf Österreich. Einen schönen Teil dieses Rückstands haben sich die Fahrer schon ganz zu Beginn des Weltcup-Winters eingehandelt: bei den Parallel-Rennen von Mitte November in Österreich. Dort fuhr das Austria-Team 340 Punkte heraus. Die Schweizer kehrten mit 103 Punkten heim. Differenz 237. Und damit ein beträchtlicher Teil der Hypothek, der die Schweizer bis heute hinterherrennen.
Der Rückstand kam fast ausschliesslich bei den Männern zu Stande. Die Schweiz hatte ein Rumpfteam nach Österreich geschickt, verzichtete darauf, Fahrer wie Marco Odermatt oder Loic Meillard einzusetzen. Ein Fehler? Alpinchef Walter Reusser sagt, die Athleten hätten bewusst auf die Rennen verzichtet und stattdessen trainiert. «Und das hat sich gerade im Fall von Marco Odermatt auch ausbezahlt», sagt Reusser.
Egal welche Disziplin, egal ob Männer oder Frauen: Das österreichische Team liegt momentan meist vor der Schweiz. Das gilt vor allem bei den Frauen, wo 418 Punkte auf den Nachbarn fehlen. Walter Reusser erklärt das damit, dass alle Topathletinnen heuer schon mal «im Schlamassel» steckten: Wendy Holdener, Michelle Gisin und Corinne Suter kämpften in der Vorbereitung mit körperlichen Problemen. Die blieben Lara Gut-Behami zwar erspart – dafür verpasste die Tessinerin wegen Covid-19 gleich fünf Rennen, in denen sie viele Punkte hätte sammeln können.
Unter dem Strich fehlen im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr zwei Podest- und neun Top-Ten-Plätze des Quartetts. Das ist für Walter Reusser einerseits ein weiterer Beleg dafür, dass die Schweiz mehr Breite braucht. Und andererseits dafür, wie eng es im Kampf um die Nationenwertung zugeht. «Es darf nichts schief gehen, sonst wird es schwierig», sagt er.
Rein sportlich ist glaub vieles eng zusammen, was den Zuschauer freut.
Den Zweikampf CH-AT hab ich nie anders gesehen als einen andersgeordneten neben der Piste und ich schau da seit 40 Jahren zu. Ein Bisschen Häme, ja, ein Spruch, ja - Missgunst nein.