Er war der Plan A bis vergangenen Donnerstag: Leroy Sané. Dann erfuhr der FC Bayern, dass der deutsche Nationalspieler von Manchester City nach seiner Verletzung monatelang ausfallen wird. Nun bastelt der Rekordmeister am Plan B.
Und das weiterhin unter Hochdruck, denn die Zeit drängt. Spieler werden jetzt eher teurer als günstiger. Am 2. September schliesst das Transferfenster und so ziemlich jeder Klub auf diesem Planeten hat mitbekommen, dass die Bayern unter Zugzwang stehen. Das treibt die Preise zusätzlich in die Höhe.
Neben zahlreichen Gerüchten um Namen wie RB-Leipzig-Stürmer Timo Werner oder Barça-Star Philippe Coutinho hat sich der FC Bayern München definitiv für Ivan Perisic entschieden. Der kroatische Nationalspieler kommt von Inter Mailand leihweise für eine Saison mit einer Kaufoption.
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— FC Bayern München (@FCBayern) August 13, 2019
Perisic ist kein Sané, aber wohl eine der besten Plan-B-Varianten, um das Transfer-Fiasko beim Rekordmeister nun schnell zu beenden.
Das grösste Plus für Perisic ist wohl seine Historie: Er spielte beim grössten Bayern-Kontrahenten Borussia Dortmund und anschliessend beim VfL Wolfsburg. In vier Jahren Bundesliga lernte er Sprache und Liga kennen. Er dürfte keinerlei Anpassungsprobleme in München haben.
Der kroatische Nationalspieler schoss in 112 Bundesliga-Spielen insgesamt 27 Tore. Zum Vergleich: Leroy Sané spielte 47 Bundesliga-Partien für den FC Schalke 04 und schoss 11 Tore.
Zudem weiss Bayern-Trainer Niko Kovac, was für einen Spieler und manchmal Heisssporn er da geholt hat: Er war schon mal Trainer seines Landsmannes. Als kroatischer Nationaltrainer nahm Kovac Perisic unter anderem zur Weltmeisterschaft 2014 nach Brasilien mit.
Perisic ist mit seinen 30 Jahren erfahren genug, damit die jungen Offensivspieler wie Serge Gnabry (24), Kingsley Coman (23) oder Alphonso Davies (18) von ihm lernen können. Aber er ist nicht zu alt, um noch einige Jahre beim FC Bayern auf hohem Niveau zu spielen.
Wie man gewinnt, weiss er auch: Perisic holte mit dem BVB nicht nur das Double aus Meisterschaft und Pokal, sondern gewann mit den Wolfsburgern noch einmal den DFB-Pokal. Mit Druck kennt er sich auch aus: Er schoss bei der bitteren Niederlage gegen Frankreich im WM-Finale 2018 ein Tor für Kroatien.
Perisic ist das, was die Bayern wollten: ein vielseitiger Flügelspieler, der sofort helfen kann. Er kann auf beiden Flügeln spielen, kam bei Inter Mailand und in seiner gesamten Karriere lieber auf der linken Seite zum Einsatz. Kovac setzte ihn bei der WM 2014 jedoch in der Gruppenphase dreimal auf der rechten Seite ein.
Was auch für Perisic spricht: Er ist so gut wie nie verletzt. In vier Saisons in der Serie A stand der Kroate immer mindestens in 34 Spielen auf dem Platz und verpasste verletzungsbedingt nur zwei Partien. Zum Vergleich: Leroy Sané verpasste im gleichen Zeitraum ganze 15 Spiele wegen Verletzungen.
Die Münchner bezahlen laut Medienberichten wohl eine Leihgebühr von fünf Millionen Euro und besitzen anschliessend eine Kaufoption, die um die 20 Millionen Euro liegen soll. Damit wäre Perisic ein Schnäppchen und wesentlich günstiger als etwa Barcelonas Coutinho.
Klar ist: Den sieben Jahre jüngeren Sané mit all seinen Qualitäten und den Möglichkeiten, zum deutschen Weltstar zu reifen, wird ein Perisic nicht 1:1 ersetzen können. Doch Perisic ist im bayrischen Transfer-Dilemma genau die richtige Lösung, die so kurzfristig realisierbar ist. Und Sané könnte ja dann immer noch kommen.
Eigentlich ein guter Transfer, wenn nur zuvor bereits Spieler für die Spitze gekommen wären.
Das Problem ist, dass von der Führung viel zu viel versprochen wurde und enorme Erwartungen geweckt wurden. Man hat sich extrem auf Sane fokussiert und Spieler wie Zyiech usw. völlig vernachlässigt. Dabei handelt es sich um die wichtigste Transferperiode der letzten Jahre.
Nach dem Gerede nun einen Perisic zu präsentieren ist ein schlechter Witz.