Trotz des Gewinns der elften deutschen Meisterschaft in Folge trennte sich der FC Bayern München am Wochenende vom Vorstandvorsitzenden Oliver Kahn und von Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Mit Jan-Christian Dreesen ist der Nachfolger für Kahn bereits gefunden, doch wie es sonst beim deutschen Rekordmeister weitergeht, scheint derzeit noch unklar zu sein.
Jan-Christian Dreesen ist bereits seit 2013 Mitglied der Vorstandschaft des FC Bayern München. Er kam damals als Finanzvorstand zum deutschen Rekordmeister. Der 55-Jährige stammt nicht wie sein Vorgänger aus der Fussballbranche. Dreesen war früher als Bänker tätig und war hier unter anderem Vorstandsvorsitzender der UBS in Deutschland.
Deshalb gilt Dreesen auch nicht als ausgewiesener Fussballexperte. Dennoch erinnerte der neue Vorstandsvorsitzende der Münchner daran, dass sie 2016, nach dem Ausscheiden von Matthias Sammer als Sportchef, bereits eine ähnliche Situation zu meistern hatten. Damals arbeitete er gemeinsam mit Karl-Heinz Rummenige an den Transfers der Bayern.
Für die kommenden Wochen wird sich nun ein Quintett um die Kaderplanung beim deutschen Meister kümmern. Zu diesem zählen Präsident Herbert Hainer, der neue Vorstandsvorsitzende Dreesen, Uli Hoeness, Karl-Heinz Rummenige, welcher auch in den Aufsichtsrat einziehen soll, und Trainer Thomas Tuchel.
Tuchel selbst sagte nach dem Titelgewinn: «Es wäre natürlich wünschenswert, dass Ruhe einkehrt und wir uns auf das Sportliche konzentrieren können. Wir haben sportlich genug zu tun. Wir müssen schneller spielen, besser spielen, konstanter spielen. Wir wollen uns in allen Ebenen verbessern.» Dazu gehöre, dass das Team wieder stärker zu einer Einheit werde und das Familiengefühl zurückkomme. Zudem müsse der Klub sich auch vor äusseren Einflüssen und Meinungen schützen können. «Das ist ganz wichtig. Nur dann können wir auch alles von den Spielern abverlangen», sagt der Trainer.
Dieser verschob wegen der neuen Situation gar seinen Urlaub und bleibt vorerst in München. «Ich muss da sein, Verantwortung übernehmen, meine Meinung sagen, weil ich Verantwortung für die sportliche Weiterentwicklung der Mannschaft habe.» Dies hat er unterdessen wohl bereits getan. Laut Informationen von Sky Sport News soll der deutsche Trainer bereits Kontakt mit Mittelfeldspieler Declan Rice aufgenommen haben, um sich nach einem möglichen Transfer des englischen Nationalspielers zu erkundigen.
❗️News #Rice: There was a phone call with #Tuchel a few days ago! Been told it was a good talk. Both appreciate each other. Rice is open to join Bayern & Tuchel. FCB wants to intensify their efforts now. He’s still a transfer target.
— Florian Plettenberg (@Plettigoal) May 29, 2023
But: Time is running as he could sign for… pic.twitter.com/ShJcBHCrf4
Trotzdem soll die aktuelle Lösung nicht zum Dauerzustand an der Säbenerstrasse werden. Die Führungsriege der Münchner ist bereits auf der Suche nach einem neuen Sportvorstand. Dieser soll bis spätestens Dezember gefunden werden. Präsident Hainer sagte auf der Meisterfeier gegenüber ARD: «Wir suchen ein grosses Kaliber.»
Als Kandidaten für die Nachfolge von Salihamidzic werden aktuell vor allem der erst kürzlich zu RB Leipzig gewechselte Max Eberl und Eintracht Frankfurts Markus Krösche gehandelt. Mit dem Ex-Bayern-Spieler Eberl sollen die Bayern schon Kontakt aufgenommen haben. Da er allerdings erst seit Anfang Dezember 2022 und noch bis 2026 in Leipzig unter Vertrag steht, ist sein Abgang eher unwahrscheinlich.
Bei Krösche sieht die Situation etwas anders aus. Der Eintracht-Boss soll einem Angebot der Münchner nicht abgeneigt sein. Ein Wechsel zu den Bayern würde eine grosse Chance für den Sportvorstand von Eintracht Frankfurt darstellen. Allerdings kommt für den 42-Jährigen ein Wechsel nur infrage, wenn er genug Handlungsspielraum bekommt. Deshalb lehnte er bereits Angebote von Tottenham Hotspur und dem FC Liverpool ab.
News #FCBayern: #Eberl (Leipzig) and #Krösche (Frankfurt) are still at the top of the list as a replacement for #Salihamidzic. Confirmed again. More discussions will follow this week.
— Florian Plettenberg (@Plettigoal) May 29, 2023
➡️ Contact with Eberl ✅
➡️ No contact with Krösche yet.
Bayern wants to find a new board… pic.twitter.com/EUwFz2ULIS
Als der Posten des Sportchefs nach dem Rücktritt von Matthias Sammer im Jahr 2016 vakant war, dauerte es allerdings über ein Jahr, bis mit Salihamidzic ein Nachfolger gefunden wurde. Auch Leipzig war nach dem Wechsel von Krösche zu Eintracht Frankfurt lange auf der Suche nach einem neuen Sportdirektor.
Doch klar ist, dass die Wahl des neuen Sportchefs für die Bayern enorm wichtig ist. Im Verein herrscht aufgrund der Ereignisse der letzten Wochen eine enorme Unruhe, was auch bei den Spielern nicht sonderlich gut ankommt. Unter anderem stoppten die Berater von Linksverteidiger Alphonso Davies wegen der unklaren sportlichen Situation die Gespräche bezüglich einer Vertragsverlängerung des Kanadiers.
Alphonso Davies agent Nedal Huoseh: “There seems to be too much instability and uncertainty about the direction of Bayern now”, told BILD. 🚨🔴🇨🇦
— Fabrizio Romano (@FabrizioRomano) May 29, 2023
“Maybe it's better if we wait until 2024 and see how things develop with the club before we move on to a new contract”. pic.twitter.com/XcOYcsis42
Ein Problem sieht Uli Hoeness in der freien Stelle des Sportchefs nicht, wie er dem Kicker bestätigte. Mit der Suche nach dem Nachfolger wird sich der FC Bayern Zeit lassen, auch wenn diese Herangehensweise nicht bei allen gut ankommt.
Echt lustig, dass ein Ehrenpräsident einen Vorstandsvorsituenden entlassen kann.