Die Young Boys haben in dieser Ligaphase nichts dafür getan, in einer grossen Fussballstadt mit Ehrfurcht empfangen zu werden. Wie schwach ihre Bilanz ist, bekommen sie auf den schottischen Fachseiten detailliert vor Augen geführt. Das Porträt des Gegners von Celtic ist mit Statistiken versehen, die auch den Berner Fan nochmals leer schlucken lassen.
In der aktuellen Saison ist YB mit 0 Punkten aus 6 Spielen und einer Tordifferenz von -19 der schlechteste Champions-League-Teilnehmer. Das Out nach der Vorrunde ist schon besiegelt, und die Aussicht, die Bilanz in Glasgow aufzubessern, ist nicht rosig. In den bisherigen zwölf Auswärtspartien in Gruppen- und Ligaphasen der Champions League gab es zwei Unentschieden als beste Resultate: 2021 bei Manchester United und 2023 bei Roter Stern Belgrad, das in der kommenden Woche im Wankdorf der letzte YB-Gegner ist.
Auch wenn der sportliche Wert der beiden ausstehenden Champions-League-Partien gering ist, und diesbezüglich vom Gastspiel bei den Grasshoppers am Samstag in der Super League in den Schatten gestellt wird, so bietet der Abschluss der Ligaphase auch eine Chance. Die herrliche Atmosphäre – im Celtic Park an diesem Mittwoch und im Wankdorf eine Woche darauf – scheint ideal für einen YB-Neustart in dieser Saison, die bisher wenig Erfreuliches hervorgebracht hat.
Giorgio Contini, der sein Debüt bei den Young Boys am letzten Wochenende mit einem vor allem resultatmässig enttäuschenden 0:0 gegen Winterthur gegeben hat, könnte in Glasgow ein erstes Ausrufezeichen setzen. Ein Sieg in der Champions League ist an sich schon keine Selbstverständlichkeit für ein Team aus der Super League, ein solcher bei Celtic Glasgow erst recht nicht. In neun Versuchen konnte noch keine Schweizer Mannschaft beim 54-fachen schottischen Meister gewinnen (8 Niederlagen, 1 Remis).
Mit Cedric Itten haben die Young Boys einen Spieler in ihren Reihen, der im Celtic Park schon gewonnen hat. Der 28-Jährige kam mit den Glasgow Rangers beim 2:0-Auswärtssieg im Januar 2021 zu einem kurzen Teileinsatz. Damals machten die Rangers einen Schritt Richtung Meistertitel. Es war der einzige Meistertitel seit 2012, der nicht an Celtic ging. Auch in dieser Saison ist die von Brendan Rodgers trainierte Mannschaft mit 13 Punkten Vorsprung auf den Stadtrivalen klar auf Titelkurs.
Auch wenn Celtic mit Ausnahme von Goalie Kasper Schmeichel keine europaweit bekannten Spieler in seinem Kader zählt, macht es in der laufenden Champions League eine gute Figur und könnte am Mittwochabend den Vorstoss in die Sechzehntelfinals perfekt machen. Im Celtic Park, der wegen seiner Nähe zu einem Friedhof auch «Paradise» genannt wird, gab es in den drei bisherigen Spielen Siege gegen Leipzig (3:1) und Slovan Bratislava (5:1) sowie ein Remis gegen den FC Brügge.
An den Young Boys liegt es, die schottischen Beobachter Lügen zu strafen, die den Schweizer Meister als Prügelknaben der Champions League ansehen. Noch ist es für die Berner nicht zu spät, um zumindest etwas für ihr Ansehen zu tun – und für die Finanzen. Ein Sieg bringt 2,1 Millionen Euro.
Besonders unter Druck stehen heute Abend Paris Saint-Germain und Manchester City, welche im Direktduell aufeinandertreffen. Beide Teams kämpfen noch um das Weiterkommen in der Königsklasse.
Der angestrebte direkte Einzug in die Achtelfinals hat Paris Saint-Germain schon verpasst. Schlimmer: Derzeit liegt das Team von Luis Enrique mit nur sieben Punkten aus den ersten sechs Spielen im 25. Rang, also ausserhalb der Plätze, die zur Teilnahme an der K.o.-Runde berechtigen.
Manchester City hat sich nach schwierigen Wochen und einer langen Serie ohne Sieg wieder gefangen, und in der Meisterschaft zuletzt gegen Ipswich Town mit 6:0 gewonnen. In Paris muss für Manuel Akanji und Co. die Bestätigung folgen. Eine Niederlage würde die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola vor dem Abschluss der Ligaphase mit dem Heimspiel gegen den FC Brügge in eine sehr unbequeme Lage bringen.
Titelverteidiger Real Madrid ist als 20. ebenfalls in ungemütlicher Position. Mit einem Heimsieg am Mittwoch gegen Salzburg wäre aber wohl ein grosser Schritt Richtung K.o.-Runde gemacht, bevor der wiedererstarkte Kylian Mbappé mit seinen Teamkollegen nächste Woche beim bretonischen Überraschungsteam Brest gastiert. Dieses hat bislang vier Punkte mehr gesammelt als Real Madrid. (riz/sda)