Wodka, Limettensaft, Zuckersirup, ganz viele Eiswürfel und einige Minzblätter zur Garnierung. So stellt sich die künstliche Intelligenz ChatGPT einen Drink namens «Frozen Puck» vor.
Natürlich wird im Reglement der National League nicht vorgeschrieben, was die Eishockeyklubs ihren Fans servieren müssen. Den Frozen Puck finden wir bei Punkt 1.20 in den «Weisungen für den Spielbetrieb».
Wir erfahren an dieser Stelle, dass der Frozen Puck bei Meisterschaftsspielen der höchsten Schweizer Liga Pflicht ist. Der Heimklub sei dafür verantwortlich, dass «bei jedem Spiel mindestens 20 Frozen Pucks» beim Zeitnehmer bereitliegen. Gemeint ist damit, dass die Hartgummischeibe gekühlt sein muss, wenn sie zum Einsatz gelangt.
Der Grund dafür sind die Eigenschaften des Pucks, die sich mit dessen Temperatur verändern. «Kalte Pucks springen auf dem Eis weniger, da der Gummi härter ist», sagt Melvin Nyffeler, der Goalie der Rapperswil-Jona Lakers, auf watson-Anfrage. Sei der Puck nicht gekühlt, «klebe» er auf dem Eis, ergänzt sein Stürmerkollege Nico Dünner. Als ideal gilt eine Temperatur von um die –10 Grad.
Im Reglement der National League ist festgehalten, dass die Schiedsrichter den Puck mindestens drei Mal pro Drittel austauschen. Etwa alle fünf Minuten wird einem von ihnen deshalb eine «frische» Scheibe gereicht. Ausserdem wird diese auch nach jedem Tor gewechselt.
Die Profis schätzen dies. «Ich weiss nicht, ab wie viel Grad ein wesentlicher Unterschied spürbar ist. Aber ein gekühlter Puck oder zumindest ein Puck, der bereits seit einiger Zeit in der Eishalle ist, fühlt sich viel besser an als ein Puck, der beispielsweise in einem warmen Raum gelagert wurde», berichtet Lakers-Stürmer Yannick-Lennart Albrecht. «Das Feeling ist mit einem gekühlten Puck am Stock deutlich besser als mit einem warmen Puck, der gefühlt am Eis kleben bleibt.»
Die Physik dahinter: Der Hartgummi, aus dem die Pucks gemacht sind, ist im warmen Zustand elastischer. Wird er gekühlt, wird er härter. Er springt nicht mehr, sondern gleitet schöner und lässt sich besser kontrollieren. Bei den Rapperswil-Jona Lakers sollen ab nächster Saison auch in den Trainings gekühlte Pucks zur Verfügung stehen.
Während sie Unterschiede der Temperatur gut wahrnehmen, bemerken die angefragten Eishockey-Profis keine Differenzen zwischen Pucks verschiedener Hersteller. Goalie Nyffeler sagt, mit dem Fussball, wo Torhüter oder Freistoss-Spezialisten ihre Lieblingsmarken haben, könne man seinen Sport nicht vergleichen: «Bei einem Fussball ändern sich Materialien, Druck, Oberfläche, Farbe und Schnittformen der Einzelteile von Modell zu Modell. Ein Puck hingegen bleibt ein Puck: gleiche Form, gleiches Material.»
Die Scheibe muss gemäss dem Reglement 2,5 cm dick sein und einen Durchmesser von 7,6 cm haben. Ihr Gewicht muss zwischen 156 und 170 Gramm betragen. «Für mich sind alle identisch, ich kenne nicht einmal die Marken», hält Nyffeler fest. Er hat einen Input: «Es wäre spannend, wenn Heimteams die Farbe des Pucks wählen könnten.» Tatsächlich ist in Regel 13.1 des Weltverbands IIHF, die den Puck beschreibt, keine Farbe vorgeschrieben. Es ist jedoch Usus, dass mit einer schwarzen Scheibe gespielt wird, weil der Kontrast zur weissen Eisfläche am grössten ist.
Rote Pucks in Rapperswil-Jona, blaue bei den ZSC Lions? Ende der 90er-Jahre wurde in der NHL der Einsatz eines «glühenden» Pucks getestet. Dieser sollte den TV-Zuschauern dabei helfen, die Scheibe besser zu sehen. Um sie herum war ein bläuliches Glühen eingeblendet, bei Schüssen sah man einen roten Schweif. Es erinnerte an ein Computer-Game, fiel bei den Fans durch – und verschwand rasch im Kuriositätenkabinett.