Das Spiel ist aus und auf einmal stehen
Sie auf dem Eis und mahnen das Publikum
über Lautsprecher, jetzt noch nicht zu
feiern. Wieder einmal «Kevin Hollywood».
Kevin Schläpfer: Nein, nicht Hollywood. Es
war ein spontaner Entscheid von mir. Ich
war da draussen fürs TV-Interview und
bekomme mit, wie gefeiert wird und
neben mir steht einer mit dem Mikrofon.
Da musste ich einfach handeln. Es ist
noch nicht vorbei. Wir haben uns dieses siebte Spiel nicht erkämpft, um jetzt schon zu
feiern, sondern um diese einmalige
Chance zu packen und ins Halbfinale zu
kommen. Ich will einfach verhindern, dass
jetzt schon alle glauben, wir seien am Ziel.
So wie wir nach der Playoff-Qualifikation
noch nicht am Ziel waren, so sind wir auch
jetzt noch nicht am Ziel. Es geht weiter!
Was hat dieses wundersame Comeback
ermöglicht? Im fünften Spiel in Zürich wirkte
Ihre Mannschat ziemlich müde.
Ja, das stimmt. Wir
hatten tatsächlich zum ersten Mal in
dieser Serie weniger Energie als der
Gegner.
Warum ist diese Energie wieder
zurückgekommen?
Am Mittwoch waren wir
alle zum Training da, aber ich habe
spontan entschieden, dass das Eistraining
freiwillig ist. Ich hatte einfach das Gefühl,
dass Erholung wichtiger ist als ein
Training. Ich bin wirklich überrascht, wie
viel Energie wir nun im sechsten Spiel
wieder hatten.
Verzichten Sie auch vor dem siebten Spiel auf
ein Eistraining?
Das lasse ich offen. Ich
werde in den Gesichtern der Spieler
sehen, wie gross die Müdigkeit ist und aus
dem Gefühl heraus entscheiden.
Jedenfalls ist die Erholung sehr wichtig
und jeder soll die Möglichkeit haben, sich
auf die Weise zu erholen, die er mag. Alle
sollen den Tag vor dem Spiel geniessen.
Zur Erholung gehört ja auch die Freude
über das, was wir erreicht haben.
Wann hatten Sie das Gefühl, dass der Sieg
möglich ist?
Ich hatte schon zu
Beginn des letzten Drittels ein sehr gutes
Gefühl. Nach dem 2:1 war ich dann sicher,
dass wir das Spiel gewinnen.
Es war trotzdem nicht alles Gold, was
glänzte. Die Fehler im Powerplay führten
dazu, dass die Zürcher zweimal alleine auf
Torhüter Simon Rytz laufen konnten. Das
hätte das Spiel kosten können.
Ja, wir haben zu viele
Fehler gemacht. Diese Fehler müssen wir
unbedingt vermeiden, wenn wir das siebte Spiel gewinnen wollen. Unser Powerplay
muss einfach besser werden.
Sie haben in der Schlussphase nur noch
drei Linien eingesetzt und mit Ahren Spylo
erstmals in dieser Saison sogar ihren
besten Torschützen aus der Qualifikation
auf der Bank gelassen. Das ist
ungewöhnlich.
Ich habe die ganze Linie
von Spylo nicht mehr eingesetzt. Da kam
einfach zu wenig, so geht das nicht und
da werde ich noch ein ernsthaftes Wort reden.
Greifen Sie in die psychologische oder
taktische Trickkiste für dieses siebte Spiel?
Nein und ich glaube
auch, dass es die Zürcher nicht tun
werden. Wir haben bisher gut gespielt und
die ZSC Lions auch. Es gibt keinen Grund,
alles, was sich bewährt hat, über den
Haufen zu werden.
Was wird in diesem siebte Spiel entscheiden?
Die Energie, das
Powerplay und das Momentum. Das erste
Tor wird sehr wichtig sein und kann uns
das Momentum bringen, das wir für einen
Sieg benötigen. Und wissen Sie was?
Nein.
Wenn wir dieses siebte Spiel
gewinnen und noch einmal in unser altes
Stadion zurückkehren können – das wäre
dann wirklich Hollywood.