Die Finnen sind nicht nur als einzige Mannschaft noch ungeschlagen, sie gaben auch keinen Punkt ab. Zum Abschluss der Vorrunde liessen sie Titelverteidiger Kanada, der zuvor 16 Spiele in Serie an Weltmeisterschaften gewonnen hatte, keine Chance und siegten 4:0. Es war die dritte Zu-Null-Begegnung der Finnen in den letzten vier Partien. Überhaupt liessen sie bisher nur sechs Gegentore zu.
Auch in der Offensive überzeugte das Team von Headcoach Kari Jalonen, der ab der kommenden Saison beim Schweizer Meister SC Bern an der Bande stehen wird, mit 29 erzielten Toren, dem drittbesten Wert. Die Finnen sind gegen Dänemark der klare Favorit. Die Dänen, die das stärkste Powerplay an diesem Turnier stellen, stehen erstmals seit 2010 in der Runde der besten acht Teams.
Russland, das den ersten WM-Titel im eigenen Land seit 1986 anstrebt, dürfte gegen Deutschland ebenfalls die Halbfinals erreichen. Die Gastgeber legten seit der 0:3-Niederlage zum Auftakt gegen Tschechien eine enorme Steigerung hin. Wie sie am Dienstagabend die Schweden (4:1) während 40 Minuten an die Wand spielten, war mehr als beeindruckend. Die Sturmlinie mit Wadim Schipatschjow, Artemi Panarin und Jewgeni Dadonow brachte es zusammen auf sagenhafte 34 Skorerpunkte.
Noch kein Faktor war bisher Superstar Alexander Owetschkin, der bisher drei Partien bestritt. Auch in der Defensive präsentierten sich die Russen zuletzt sehr stabil. Die Unterstützung seitens der Fans ist ohnehin gewaltig. Werden Finnland und Russland ihrer Favoritenrolle gerecht, treffen sie im Halbfinal aufeinander. Es wäre quasi ein vorgezogener Final.
Doch die Deutschen wollen da noch ein Wörtchen mitreden. Wie bei der Schweiz mit Patrick Fischer steht auch beim DEB mit Marco Sturm ein unerfahrener Headcoach an der Bande. Im Gegensatz zu Fischer wies der 37-Jährige keinerlei Erfahrung im Trainerbusiness auf, er wurde quasi auf höchster Ebene ins kalte Wasser geworfen.
Allerdings hat Sturm als Spieler eine fantastische Karriere hingelegt. Er bestritt in der NHL 1006 Partien und erzielte 251 Tore sowie 258 Assists. Als Identifikationsfigur besitzt er eine natürliche Autorität, jeder im deutschen Team schaut zu ihm hoch und die Spieler kommen wieder gerne zur Nationalmannschaft.
Sturm orientiert sich an Darryl Sutter, seinem ersten Trainer in den USA, der die Los Angeles Kings 2012 und 2014 zum Stanley-Cup-Triumph geführt hat. In seinem System wird die Disziplin, speziell in der Verteidigung, gross geschrieben. Zudem ist er ein Verfechter des einfachen Spiels. Ein Sieg gegen Russland wäre allerdings der grösste Erfolg der DEB-Geschichte.
Offener präsentiert sich die Ausgangslage auf dem Papier in den beiden anderen Viertelfinals zwischen Kanada und Schweden sowie Tschechien und den USA. Allerdings hinterliessen die Schweden und die Amerikaner bislang einen zwiespältigen Eindruck und müssen sich deutlich steigern, wenn sie noch ein Wörtchen um den Titel mitreden wollen.
Anders sieht es bei den Kanadiern aus. 16 WM-Siege hatten die Ahornblätter aneinander gereiht, dann kam diese 0:4-Niederlage gegen Finnland im letzten Gruppenspiel. Doch die Bilanz des Titelverteidigers darf sich dennoch sehen: Angeführt von Taylor Hall, Connor McDavid und Corey Perry erzielten die Kanadier in sieben Spielen 34 Tore. Gegen Schweden ist allerdings eine Reaktion aufs schwache Finnland-Spiel gefordert. (pre/sda)