Es ist geschafft: Die Schweiz steht nach dem Sieg gegen Deutschland im WM-Halbfinal.Bild: keystone
Die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft steht an der WM in Tschechien in den Halbfinals. Das Team von Trainer Patrick Fischer bezwingt Deutschland dank Doppel-Torschütze Christoph Bertschy 3:1.
23.05.2024, 19:0123.05.2024, 23:05
Die Schweizer hatten alles im Griff, führten 2:0, als Andrea Glauser in der 32. Minute die zweite Strafe seines Teams in dieser Partie kassierte. Vier Sekunden später, nach einem gewonnenen Bully von Wojciech Stachowiak und einem Schuss des Berner Stürmers Dominik Kahun, stand es nur noch 2:1 für die Eisgenossen.
Die WM-Halbfinals
Samstag, 14.20 Uhr: Tschechien – Schweden
Samstag, 18.20 Uhr: Kanada – Schweiz
Dominik Kahun lässt die Schweiz nochmal zittern.Video: SRF
Es kamen ungute Erinnerungen auf. Denn schon an der WM 2021 in Riga lagen die Schweizer im Viertelfinal gegen Deutschland 2:0 vorne. Damals mussten sie den Ausgleich zum 2:2 44 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit hinnehmen und verloren daraufhin im Penaltyschiessen. Würden sich die Ereignisse wiederholen, würden die Schweizer tatsächlich zum fünften Mal in Serie ein K.o.-Spiel gegen die DEB-Auswahl verlieren?
Diesmal hielten die Schweizer hinten dicht, obwohl sie nach dem 1:2 zwei vermeidbare Strafen kassierten – eine wegen zu vieler Spieler auf dem Eis und eine, weil Sven Senteler den Puck nach der Pausensirene ins gegnerische Tor beförderte. Souverän agierten die Schweizer allerdings nicht mehr, sie verteidigten aber leidenschaftlich und liessen als Folge davon im sechsten Spiel in Folge kein Gegentor bei nummerischem Gleichstand zu. Und 58 Sekunden vor dem Ende machte Bertschy, der schon das 1:0 (8.) erzielt hatte, mit dem erlösenden 3:1 ins leere deutsche Tor alles klar.
Die Entscheidung durch Doppeltorschütze Bertschy.Video: SRF
Traumstart dank Shorthander
«Sie haben vielleicht etwas Angst vor uns», hatte der deutsche Topskorer John Peterka im Vorfeld der Partie gesagt. Das war zunächst nicht der Fall. Die Schweizer, bei denen wie erwartet Leonardo Genoni das Tor hütete, waren gut eingestellt auf den Erzrivalen. Sie gingen sehr aggressiv zu Werk und gewährten den Deutschen zunächst kaum Raum.
Und als in der 6. Minute Andres Ambühl eine Strafe kassierte, überstanden die Schweizer diese nicht nur, sie gingen gar in Führung. Bertschy fing einen Pass ab, stürmte los und bezwang den schlecht positionierten deutschen NHL-Keeper Philipp Grubauer trotz Druck eines Gegners.
Christoph Bertschy bringt die Schweiz in Führung.Video: SRF
Es kam noch besser: Nico Hischier erhöhte in der 17. Minute auf 2:0, nachdem ein Deutscher einen Schuss von Jonas Siegenthaler auf dessen Stock abgelenkt hatte. Hischier, der Nummer-1-Draft von 2017, war zum sechsten Mal an diesem Turnier erfolgreich.
Nico Hischier verwandelt den Abpraller zum 2:0.Video: SRF
Nach der Rückkehr nach Prag treffen die Schweizer am Samstag im Halbfinal auf Kanada, sofern das ungeschlagene Schweden am Abend gegen Olympiasieger Finnland seiner Favoritenrolle gerecht wird. Andernfalls heisst der Schweizer Halbfinalgegner USA oder Gastgeber Tschechien.
Schweiz - Deutschland 3:1 (2:0, 0:1, 1:0)
Ostrava. 6583 Zuschauer. SR Brander/Holm (FIN/SWE), Gustafson/Nyqvist (USA/SWE).
Tore: 8. Bertschy (Ausschluss Ambühl!) 1:0. 17. Hischier (Siegenthaler, Fiala) 2:0. 32. Kahun (Stachowiak/Ausschluss Glauser) 2:1. 60. (59:02) Bertschy 3:1 (ins leere Tor).
Strafen: 4mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 3mal 2 Minuten gegen Deutschland.
Schweiz: Genoni; Glauser, Josi; Kukan, Siegenthaler, Loeffel, Marti; Fora, Jung; Niederreiter, Hischier, Fiala; Bertschy, Thürkauf, Andrighetto; Simion, Senteler, Herzog; Ambühl, Haas, Scherwey.
Deutschland: Grubauer; Wissmann, Jonas Müller; Moritz Müller, Szuber; Wagner, Kälble; Kahun, Sturm, Tiffels; Peterka, Stachowiak, Reichel; Pföderl, Michaelis, Ehliz; Ehl, Kastner, Tuomie.
Bemerkungen: Schweiz ohne Berra, Jäger, Kuraschew (alle überzählig) und Schmid (Ersatzgoalie). - Pfostenschüsse: 9. Thürkauf, 39. Kahun. - Schüsse: Schweiz 25 (12-9-4); Deutschland 15 (5-5-5). - Powerplay-Ausbeute: Schweiz 0/3; Deutschland 1/4. (nih/sda)
Der Liveticker zum Nachlesen
Die Deutschen drücken in den letzten Sekunden noch einmal, aber ohne Erfolg. DAS IST DER SIEG, DIE SCHWEIZ STEHT IM WM-HALBFINAL!
TOOOOOR! Bertschy erobert sich die Scheibe, als es Deutschland ohne Goalie versucht, nachdem er kurz zuvor schon einen wichtigen Block gemacht hat. Dann zieht er davon und trifft ins leere Tor. Damit ist der Halbfinal nun ganz nahe.
Siegenthaler versucht das leere Tor zu treffen, es klappt nicht. Bully vor Leonardo Genoni.
Die Deutschen spielen den Pass quer durch die Schweizer Zone, wo am anderen Ende Lukas Reichelt steht. Der verzieht zum grossen Schweizer Glück. Grubauer ist auf der Bank, die Deutschen versuchen es zu sechst.
Scherwey vertändelt die Scheibe, statt mit einem Schuss ein Bully oder einen Abpraller zu provozieren. Drei Minuten bleiben. Wann nehmen die Deutschen den Goalie raus? Hischier wird an der eigenen blauen Linie hart erwischt und muss sich auswechseln lassen. Keine Strafe gegen die Deutschen.
Auch der NHL-Sturmlinie mit Hischier, Fiala und Niederreiter gelingt es nicht mehr, sich in der offensiven Zone zu installieren. Es kommt wieder zu einem Bully vor Leonardo Genoni.
Noch etwas mehr als sechs Minuten bleiben zu Spielen. Für meinen Geschmack ist die Schweiz immer noch zu passiv. Zu oft haben die Deutschen in der offensiven Zone Platz und Zeit. Die Nati muss schauen, dass sie selbst wieder zu Offensivaktionen kommt.
Andrighetto zeigt vollen Einsatz und wirft sich in einen Schuss von der blauen Linie. Das gibt sicher einen blauen Fleck.
Die Schweiz mit einer leichten Druckphase und schüssen der Verteidiger. Zuerst trifft Siegenthaler das Tor nicht, dann verzieht auch Kukan.
Da hat nicht viel gefehlt zum 3:1 für die Nati! Kukan bringt die Scheibe von der Seite in den Slot, dort steht Niederreiter, der Nachdrückt. Er kann die Scheibe aber nicht an Grubauer vorbei über die Linie befördern.
Wo ist die Scheibe? Die Schweizer ziehen von der blauen Linie ab. Erst die Wiederholung zeigt, dass sie in der Hose von Kastner landete. Der deutsche Stürmer verzieht das Gesicht mit Schmerzen.
Die Nati hat nun das Spiel wieder etwas besser im Griff. Aber für meinen Geschmack ist sie etwas zu wenig geradlinig und kommt noch nicht zu Chancen vor Grubauer.
Die Unterzahl ist überstanden. Daraus muss die Schweiz jetzt wieder Mut und Energie schöpfen.
Ab ins dritte Drittel – die Schweiz beginnt in Unterzahl.
«Wir müssen mehr in die Mitte, mehr laufen. Es ist schnell passiert, dass die Deutschen zurückkommen. Die Strafe war wohl korrekt. Niemand hat gesagt, dass es einfach wird, aber wir sind da, wir sind cool. Wir sind überzeugt und holen den Sieg. Wir müssen mit der Scheibe besser umgehen und hinten etwas kompakter stehen.»
Sven Senteler hat die Scheibe noch hinter Grubauer versenkt, obwohl die Sirene schon getönt hat, und daran haben die Deutschen natürlich keine Freude. Und auch die Schiedsrichter nicht, die Senteler noch eine Strafe wegen unsportlichem Verhalten geben.
Kahun lässt Siegenthaler an der blauen Linie aussteigen und zieht sofort ab. Dieses Mal trifft er nur den Pfosten. Damit ist auch diese Statistik jetzt ausgeglichen.
Deutschland verbringt das ganze Powerplay in der Schweizer Zone, aber die Nati übersteht diese schwierige Situation ohene Gegentor.
Fiala sitzt die Strafe wegen zu vieler Spieler auf dem Eis ab. Doch eigentlich befanden sich die fragwürdigen Schweizer in der Wechselzone. Ein harter Entscheid.
Kahun schliesst nach dem Bully sofort ab und bezwingt Genoni auf der Fanghandseite. Das ging ganz schnell.
Andrea Glauser muss auf die Strafbank, weil er JJ Peterka fliegen lässt und dieser liegen bleibt. Die Schiedsrichter schauen sich das im Video an. Gibt es sogar eine grosse Strafe? Für mich war das nicht mal zwingend regelwidrig. Es bleibt bei der Zweiminutenstrafe für Beinstellen. Damit können wir leben.
Dann kommt auch Hischier aus dem Slot zum Abschluss. Da ist aber noch ein deutscher Stock dazwischen, darum fliegt die Scheibe über dem Tor ins Netz.
Scherwey lanciert Haas perfekt, doch der Bieler Stürmer schafft es auf der Backhand nicht, die Scheibe an Grubauer vorbei zu lupfen. Schade, das war die erste grössere Chance der Schweizer in diesem Drittel.
Das Spiel ist mittlerweile etwas zerfahren. Viele Offsides, viele Icings und wenig Spielfluss.
Ansonsten ist das ein eher schwaches Powerplay. Deutschland ist wieder komplett.
Fiala sucht den Abschluss, Ambühl und Hischier stochern nach, aber Grubauer hält den Puck fest.
Niederreiter wird in der Offensivzone unsanft gefällt und holt so die nächste Strafe raus. Hoher Stock lautet das Verdikt gegen Fabio Wagner.
Beinahe hätte Sven Senteler alleine auf Grubauer losziehen können. Der Pass ist etwas zu steil, so kommt es zum Icing und zum Bully in der Schweizer Zone.
Die rund 72 Sekunden Powerplay der Schweiz zum Start des Drittels verstreichen relativ ereignislos.
Ab ins Mitteldrittel. Hoffen wir, dass der gute Auftritt der Schweizer weitergeht.
Bild: keystone
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«Es ist ein sehr guter Start. Wir wussten, dass wir von Anfang an ready sein mussten. Jetzt geht es noch 40 Minuten weiter. Wir wissen, dass die Deutschen nie Aufgeben werden. Es hat gut getan, das erste Tor zu schiessen, das hat uns Auftrieb gegeben.»
Das erste Drittel ist Geschichte. Die Schweiz führt gegen Deutschland souverän mit 2:0. Es ist bislang ein wirklich guter Auftritt. Hinten lassen die Schweizer wenig zu und vorne sind insbesondere die NHL-Stars immer brandgefährlich.
Und noch eine Perspektive:
Szuber schiesst die Scheibe ohne Abfälschung über das Plexiglas. Das gibt eine Strafe, Powerplay für die Schweiz.
Dann ist die Scheibe auch wieder einmal vor Leonardo Genoni zu finden. Der Schweizer Goalie hält sie fest und sorgt für den Spielunterbruch.
TOOOOR! Wieder wirbeln Hischier, Fiala und Niederreiter. Der Schuss von Siegenthaler provoziert einen Abpraller und Hischier steht da, um diesen zu verwerten. Ein wirklich guter Auftritt der Nati bislang.
Die Schweizer NHL-Linie mit Fiala, Hischier, Niederreiter und Josi zaubert wieder. Fiala kommt im Slot zum Abschluss, er kann die Scheibe aber nicht ganz kontrollieren. So hat der Backhand-Schuss zu wenig Power, um Grubauer zu bezwingen.
Calvin Thürkauf haut aus der Mitte des Angriffsdrittels einfach mal drauf und trifft nur den Pfosten.
TOOOOR! Christoph Bertschy liest das Spiel perfekt, sticht im richtigen Moment dazwischen und zieht los. Der Deutsche Verteidiger Jonas Müller bliebt zu passiv und Bertschy kann schiessen. Auch Grubauer sieht nicht gut aus und lässt sich über der Schulter erwischen. Ein Shorthander ist der perfekte Auftakt für die Schweiz.
Michaelis bringt den Puck in die Mitte und bringt so Genoni in Bedrängnis. Doch der Zuger Goalie bringt die Scheibe unter Kontrolle. Deutschland hat sich kurz installiert.
Thürkauf zieht in Unterzahl los und sucht den Pass auf Bertschy, der ebenfalls mitstürmt. Der Pass misslingt, vermutlich wäre der Schuss die bessere Option gewesen. Da das Tor der Deutschen verschoben ist, kommt es zum Drittel in der Schweizer Offensivzone.
Andres Ambühl übertreibt es mit dem Schubser an der Bande. Viel war es nicht, aber man kann es pfeifen. Obacht, die Deutschen haben das beste Überzahlspiel des Turniers.
Ambühl und Haas wirbeln für die Schweiz gleich weiter – Grubauer lässt aber keine Abpraller zu.
Hischier versucht es aus spitzem Winkel und scheitert am deutschen Goalie.
Da ist schon das erste Powerplay für die Schweiz. Wissmann schlägt Fiala ins Gesicht und muss raus.
Der Puck ist im Spiel, los geht's!
In wenigen Augenblicken geht es los.
«Letztes Jahr war ein schwieriges Ende, aber es hat uns stärker gemacht. Wir haben scharf analysiert und wissen, was wir nun besser machen müssen. Das haben wir an dieser WM schon bewiesen. Wir sind bereit.»
Die Swiss-Devils mit Nico Hischier, Timo Meier, Jonas Siegenthaler und Akira Schmid erhalten einen neuen Trainer.
Bild: screenshot iihf
Leonardo Genoni startet im Tor, Akira Schmid ist Ersatz. Nachdem er im letzten Gruppenspiel gegen Finnland nur noch 13. Stürmer war, ist Philipp Kurashev nun heute gar nicht mehr im Kader und muss den Viertelfinal von der Tribüne aus verfolgen.
Diesen Song wollen wir heute ganz ganz oft hören!
Die Nati muss aufpassen, dass sie nicht oft in Unterzahl gerät. Deutschland brillierte in der Gruppenphase mit einer Erfolgsquote von 35,29 Prozent im Powerplay – effizienter war in Überzahl kein anderes Team an diesem Turnier.
Demgegenüber steht das Penaltykilling der Schweiz: Es ist das zweitschlechteste aller 16 WM-Teilnehmer. Acht Gegentore kassierte Patrick Fischers Team in insgesamt 24 Unterzahl-Situationen.
In Ostrava kommt es zum dritten Mal seit 2021 in einem WM-Viertelfinal zum Duell der Erzrivalen Schweiz und Deutschland. Seit Patrick Fischer 2015 Nationaltrainer wurde, haben die Eisgenossen noch kein K.o.-Spiel gegen die Deutschen gewonnen. Dieser Makel soll nun behoben werden.
«Wir konzentrieren uns auf das, was wir beeinflussen können. Wir werden bereit sein», verspricht Fischer.
Die besten Bilder der Eishockey-WM 2024
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Die besten Bilder der Eishockey-WM 2024
Tschechien feiert den WM-Titel zuhause im Goldregen.
quelle: keystone / petr david josek
Mann will Orca «bodyslammen»
Video: watson
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