Dieses Mal hatte sie es selbst in der Hand: Mit einer Niederlage im abschliessenden Gruppenspiel hätte die Schweiz dem Angstgegner aus dem Weg gehen können. Die Eishockey-Nati setzte sich gegen Finnland aber 3:1 durch und trifft somit nicht auf die USA, sondern auf das auf dem Papier schwächere Deutschland. Wieder einmal im Viertelfinal einer Eishockey-WM (Donnerstag, 16.20 Uhr). Die Partie könnte sich nahtlos in eine Reihe von denkwürdigen vergangenen Duellen einfügen. Eine Auswahl.
Mai 2010, WM-Viertelfinal, Tatort Mannheim. Gastgeber Deutschland empfängt den südlichen Nachbarn, der bis dahin sechs Spiele gewonnen hat und sich nur Schweden sowie überraschend Norwegen geschlagen geben musste. Doch die favorisierten Schweizer tun sich schwer, es entwickelt sich eine Abwehrschlacht, bei der die Nati viermal den Pfosten, aber nie ins Tor trifft.
Dies gelingt in den 60 hitzigen Minuten, in denen insgesamt 121 Strafminuten ausgesprochen werden, einzig dem Deutschen Philip Gogulla. 1:0 gewinnt Deutschland, nach dem Spiel mündet der angestaute Schweizer Frust in eine Massenschlägerei.
15 Mal kam es seit 1990 an einer WM oder an Olympischen Spielen zum Duell mit Deutschland. Oftmals endete die Partie extrem knapp, nur zweimal siegte die Schweiz mit mehr als einem Tor Unterschied. Einmal gelang der Nati dies an der WM 2005. Die Schweiz setzte sich dank Toren von Ivo Rüthemann, zweimal Martin Plüss, dem heutigen Nationaltrainer Patrick Fischer und Beat Forster gleich mit 5:1 durch. Es war das deutlichste Ergebnis zwischen den beiden Nachbarn an einem grossen Turnier. 2022 gewann die Schweiz ein Freundschaftsspiel 6:1.
Acht Jahre nach dem schmerzhaften Viertelfinal-Aus an der WM 2010 kommt es bei den Olympischen Spielen 2018 im südkoreanischen Pyeongchang wieder zu einem Duell in der K.o.-Runde. Wieder ist die Schweiz favorisiert, doch bereits nach neun Sekunden wird Cody Almond für einen Check gegen den Kopf mit einem Spielausschluss bestraft. Deutschland geht in Führung, der Schweiz gelingt im Mitteldrittel der Ausgleich durch Simon Moser.
Auch dieses Mal entwickelt sich eine torarme Partie, das Spiel geht beim Stand von 1:1 in die Verlängerung. Dort braucht Deutschland aber erneut nicht lange für ein Tor: Nach 26 Sekunden entscheidet Yannic Seidenberg den Achtelfinal zugunsten des späteren Silbermedaillen-Gewinners.
TOOOOR! Yannic #Seidenberg (oder: SEIDENBEEEEERG!) schießt Deutschland ins Viertelfinale und wir haben immer noch Gänsehaut, weil @fetzi6 so abgeht! PS: #SWEGER ab 13:10 Uhr LIVE bei Eurosport 1 HD und https://t.co/xYi7JrycZW - wie lautet Euer Tipp? #IceHockey #HomeOfTheOlympics pic.twitter.com/Xq5TtNCUlT
— Eurosport DE (@Eurosport_DE) February 21, 2018
An der WM 2021 geht es zwischen der Schweiz und Deutschland erneut in die Verlängerung, die aber ebenfalls keine Entscheidung bringt. Die anschliessende Penalty-Lotterie endet für die «Eisgenossen» enttäuschend. Dabei scheint die Schweiz der Favoritenrolle im Viertelfinal der WM 2021 gegen Deutschland für einmal auch in einem Ausscheidungsspiel gerecht zu werden. Nach Toren von Ramon Untersander und Fabrice Herzog führt sie im Mitteldrittel 2:0, und auch nach dem Anschlusstreffer von Timo Kühnhackl sieht es lange so aus, als würde das Team von Patrick Fischer als Sieger vom Eis gehen.
Doch dann, 44 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit, das Tor der Deutschen ist schon leer, trifft Leon Gawanke doch noch zum 2:2. Ein Schock für die Schweiz, von dem sie sich nicht mehr richtig erholt. Das Spiel geht ins Penaltyschiessen, von den ersten jeweils vier Schützen treffen nur Timo Meier und Dominik Kahun. Dann scheitert Grégory Hofmann und Deutschlands Marcel Noebels trickst den Schweizer Goalie Leonardo Genoni aus, und sorgt so für die Entscheidung. Es ist wohl die bitterste Niederlage gegen Deutschland an einem grossen Turnier für die Schweiz.
Zwei Jahre später geht es für die Schweiz erneut gegen Deutschland. Nach der starken Vorrunde mit sechs Siegen aus sieben Spielen geht die Schweiz als klare Favoritin in die Partie. Die Geister der Vergangenheit sollen endgültig verjagt werden, doch das erste Tor geht trotzdem aufs Konto der Deutschen. Maximilian Kastner profitiert dabei vom Fehler von Goalie Robert Mayer, dem Trainer Fischer anstelle von Leonardo Genoni das Vertrauen schenkt.
Der Schweiz gelingt aber der Ausgleich und nachdem sie selbst sechs Minuten in Unterzahl übersteht, steht die Nati fünf Minuten lang mit einem Mann mehr auf dem Eis. NHL-Profi Moritz Seider hat Gaëtan Haas mit dem Ellbogen gegen den Kopf gecheckt. Doch auch diese Strafe bleibt ungenutzt und so sind es schliesslich doch die Deutschen, die durch J. J. Peterka im Mitteldrittel wieder in Führung gehen. Die Vorentscheidung fällt nur 36 Sekunden später, als Nico Sturm in Unterzahl zum 3:1 trifft. Auch in der Folge bleibt die Schweiz völlig harmlos und scheidet erneut im Viertelfinal aus – wieder gegen Deutschland.
So sollten die Nati-Stars lieber nicht an die letzten vier K.o.-Spiele gegen Deutschland denken. Alle endeten nämlich mit einer knappen und deshalb umso schmerzhafteren Niederlage. Einmal gewann aber auch die Schweiz in einem solchen Duell. Dies ist mittlerweile 32 Jahre her. An der WM 1992 gewinnt die Schweiz den Viertelfinal gegen Deutschland in Prag 3:1. Die Torschützen heissen Mario Brodmann, Felix Hollenstein und Roberto Triulzi. Die Schweiz wird am Schluss WM-Vierter und kehrt mit dem besten Resultat seit der Heim-WM 1953 in die erweiterte Weltspitze zurück.
Nun kommt es also erneut zum Viertelfinal-Duell zwischen der Schweiz und Deutschland. Zum dritten Mal in den letzten vier Jahren. Wieder einmal geht das kleinere Land als Favorit in die Partie.
Es ist das 64. Aufeinandertreffen der beiden Nachbarn, 26:33 lautet die Bilanz aus Schweizer Sicht, vier Spiele endeten Unentschieden. Es ist also höchste Zeit, die Bilanz aufzubessern. Vor allem ist es aber an der Zeit, für das viermalige Ausscheiden in Spielen gegen die Deutschen seit 2010 Revanche zu nehmen.
So deutlich wie jetzt waren die Quoten bei den Buchmachern noch nie verteilt, fast alle erwarten einen Sieg der Schweiz. Doch in diesem Duell heisst das nichts. Die bisherigen Leistungen der Schweizer an dieser WM lassen aber Hoffnung aufkommen. Einzig gegen Kanada, das von einer langen Strafe gegen Kevin Fiala profitierte, mussten sie als Verlierer vom Eis.
Trotz der folgenschweren Aktion gegen die Kanadier sind es gerade Fiala (6 Tore, 4 Assists) und seine NHL-Kollegen, welche das Team von Patrick Fischer in diesem Jahr zur vielleicht besten Nati der Geschichte machen. Auch Roman Josi (3 Tore, 8 Assists) und Nico Hischier (5 Tore, 5 Assists) skorten bereits zweistellig. Auch Deutschland hat mit John-Jason Peterka (5 Tore, 4 Assists) aber NHL-Power im Team. Wichtiger könnte in diesem Duell jedoch die Defensive sein, die bei den Schweizern deutlich stabiler wirkt. So stellt die Schweiz mit zwölf Gegentoren die zweitbeste Verteidigung der WM, während Deutschland bereits doppelt so viel Tore kassierte.
Das könnte nun entscheidend sein. Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass es meist nur ein oder zwei Tore braucht, um dieses Spiel für sich zu entscheiden.
Dieser Artikel wurde bereits vor einem Jahr veröffentlicht und aus aktuellem Anlass aktualisiert.
Der Schweizer Center hatte zu 6% mehr den Stock beim Abschluss im Slot auf der falschen Seite.
Die Schweiz braucht für einen Linienwechsel 0.34 Sekunden länger.
Fischers Barthaare sind 4mm länger als die von Kreis. Deshalb verstehen die Spieler taktische Anweisungen zu 11% schlechter als die Deutschen.
Die Deutschen kommen zu 17% besser mit den tschechischen Hotelbetten zurecht und sind deswegen um 4% fitter.
Lasst mal gut sein…