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Eishockey-WM: Denkwürdige Duelle zwischen der Schweiz und Deutschland

Bildnummer: 05935280 Datum: 20.05.2010 Copyright: imago/Revierfoto
Schweiz (rot) - Deutschland (gelb), Thomas Deruns ( Schweiz ), links - Robert Dietrich ( Deutschland ), rechts; Eishockey Herren WM  ...
Nach dem WM-Viertelfinal 2010 kam es zu einer Massenschlägerei – es war nicht das einzige denkwürdige Duell zwischen der Schweiz und Deutschland.bild: imago

Schon wieder Schweiz gegen Deutschland – das waren die denkwürdigsten Duelle der Nachbarn

Zum vierten Mal in Serie treffen die Schweiz und Deutschland an einer Eishockey-WM aufeinander. Aufgrund des Derby-Charakters haben die Spiele jedes Mal eine hohe Brisanz – wenn es dieses Mal auch nur ein Gruppenspiel ist. Ein Rückblick auf vergangene Duelle.
15.05.2025, 13:29
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Im letzten Jahr besiegte die Schweiz endlich den Nachbarsfluch. Viermal war die Eishockey-Nati seit der WM 2010 in K.o.-Spielen an Deutschland gescheitert, 2024 bezwang sie die Deutschen im Viertelfinal dann aber souverän 3:1. Nun kann sie den Erfolg bestätigen.

Einfach wird das nicht, Deutschland hat bisher alle drei Spiele an der laufenden Weltmeisterschaft in Dänemark und Schweden gewonnen. Die Gegner waren aber alle nicht vom Kaliber der Schweiz, weshalb die Nati nun zum ersten echten Härtetest für das DEB-Team wird. Die Schweiz zeigte sich mit den Siegen gegen Dänemark und vor allem die USA in bestechender Form. Bevor es am heutigen Donnerstag (16.20 Uhr, live im watson-Ticker) zum insgesamt 65. Aufeinandertreffen der beiden Nachbarn – bisher lautet die Bilanz aus Schweizer Sicht bei vier Unentschieden 27:33 – kommt, werfen wir einen Blick auf denkwürdige Duelle in der Vergangenheit.

Das Erleichternde

Muss denn die Nati im WM-Viertelfinal schon wieder auf Angstgegner Deutschland treffen, denken sich viele Schweizer Eishockey-Fans vor dem Duell im letzten Jahr. Vielleicht stellen sich auch einige Spieler diese Frage, nachdem die vorherigen vier K.o.-Duelle gegen diesen Gegner alle verloren gegangen sind. Die Angst ist in jedem Fall unbegründet: Die Schweiz setzt sich souverän 3:1 durch und erreicht später gar den Final, der aber gegen Tschechien verloren geht.

Für einmal hat hat die Schweiz gegen Deutschland alles im Griff, verteidigt die Führung nach Toren von Christoph Bertschy und Nico Hischier auch nach dem Anschlusstreffer vom Deutschen Dominik Kahun und teilweise in Unterzahl. Am Ende sorgt Bertschy mit einem Schuss ins leere Tor dann für die Entscheidung und für grosse Erleichterung: Der Angstgegner ist endlich bezwungen.

Das Hitzige

Mai 2010, WM-Viertelfinal, Tatort Mannheim. Gastgeber Deutschland empfängt den südlichen Nachbarn, der bis dahin sechs Spiele gewonnen hat und sich nur Schweden sowie überraschend Norwegen geschlagen geben musste. Doch die favorisierten Schweizer tun sich schwer, es entwickelt sich eine Abwehrschlacht, bei der die Nati viermal den Pfosten, aber nie ins Tor trifft.

Dies gelingt in den 60 hitzigen Minuten, in denen insgesamt 121 Strafminuten ausgesprochen werden, einzig dem Deutschen Philip Gogulla. 1:0 gewinnt Deutschland, nach dem Spiel mündet der angestaute Schweizer Frust in eine Massenschlägerei.

Das Deutliche

16 Mal kam es seit 1990 an einer WM oder an Olympischen Spielen zum Duell mit Deutschland. Oftmals endete die Partie extrem knapp, nur dreimal siegte die Schweiz mit mehr als einem Tor Unterschied. Einmal davon an der WM 2005. Die Schweiz setzte sich dank Toren von Ivo Rüthemann, zweimal Martin Plüss, dem heutigen Nationaltrainer Patrick Fischer und Beat Forster gleich mit 5:1 durch. Es war das deutlichste Ergebnis zwischen den beiden Nachbarn an einem grossen Turnier. 2022 gewann die Schweiz ein Freundschaftsspiel 6:1.

Swiss Patrick Fischer (R) celebrates his first goal against Belarus at the Ice Hockey World Championships in Vienna, Austria, Monday 09 May 2005. (KEYSTONE/EPA/CALLE TOERNSTROEM)
Ein Bild aus dem Spiel gegen Deutschland ist nicht zu finden, aber hier jubelt der heutige Nati-Coach Patrick Fischer nach einem Tor gegen Belarus an der WM 2005.Bild: EPA

Das Olympische

Acht Jahre nach dem schmerzhaften Viertelfinal-Aus an der WM 2010 kommt es bei den Olympischen Spielen 2018 im südkoreanischen Pyeongchang wieder zu einem Duell in der K.o.-Runde. Wieder ist die Schweiz favorisiert, doch bereits nach neun Sekunden wird Cody Almond für einen Check gegen den Kopf mit einem Spielausschluss bestraft. Deutschland geht in Führung, der Schweiz gelingt im Mitteldrittel der Ausgleich durch Simon Moser.

Auch dieses Mal entwickelt sich eine torarme Partie, das Spiel geht beim Stand von 1:1 in die Verlängerung. Dort braucht Deutschland aber erneut nicht lange für ein Tor: Nach 26 Sekunden entscheidet Yannic Seidenberg den Achtelfinal zugunsten des späteren Silbermedaillen-Gewinners.

Das Schmerzhafte

An der WM 2021 geht es zwischen der Schweiz und Deutschland erneut in die Verlängerung, die aber ebenfalls keine Entscheidung bringt. Die anschliessende Penalty-Lotterie endet für die «Eisgenossen» enttäuschend. Dabei scheint die Schweiz der Favoritenrolle im Viertelfinal der WM 2021 gegen Deutschland für einmal auch in einem Ausscheidungsspiel gerecht zu werden. Nach Toren von Ramon Untersander und Fabrice Herzog führt sie im Mitteldrittel 2:0, und auch nach dem Anschlusstreffer von Timo Kühnhackl sieht es lange so aus, als würde das Team von Patrick Fischer als Sieger vom Eis gehen.

Doch dann, 44 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit, das Tor der Deutschen ist schon leer, trifft Leon Gawanke doch noch zum 2:2. Ein Schock für die Schweiz, von dem sie sich nicht mehr richtig erholt. Das Spiel geht ins Penaltyschiessen, von den ersten jeweils vier Schützen treffen nur Timo Meier und Dominik Kahun. Dann scheitert Grégory Hofmann und Deutschlands Marcel Noebels trickst den Schweizer Goalie Leonardo Genoni aus, und sorgt so für die Entscheidung. Es ist wohl die bitterste Niederlage gegen Deutschland an einem grossen Turnier für die Schweiz.

Das Frustrierende

Zwei Jahre später geht es für die Schweiz erneut gegen Deutschland. Nach der starken Vorrunde mit sechs Siegen aus sieben Spielen geht die Schweiz als klare Favoritin in die Partie. Die Geister der Vergangenheit sollen endgültig verjagt werden, doch das erste Tor geht trotzdem aufs Konto der Deutschen. Maximilian Kastner profitiert dabei vom Fehler von Goalie Robert Mayer, dem Trainer Fischer anstelle von Leonardo Genoni das Vertrauen schenkt.

Der Schweiz gelingt aber der Ausgleich und nachdem sie selbst sechs Minuten in Unterzahl übersteht, steht die Nati fünf Minuten lang mit einem Mann mehr auf dem Eis. NHL-Profi Moritz Seider hat Gaëtan Haas mit dem Ellbogen gegen den Kopf gecheckt. Doch auch diese Strafe bleibt ungenutzt und so sind es schliesslich doch die Deutschen, die durch J. J. Peterka im Mitteldrittel wieder in Führung gehen. Die Vorentscheidung fällt nur 36 Sekunden später, als Nico Sturm in Unterzahl zum 3:1 trifft. Auch in der Folge bleibt die Schweiz völlig harmlos und scheidet erneut im Viertelfinal aus – wieder gegen Deutschland.

Das Legendäre

Schon bevor die Schweiz 2024 den Deutschland-Fluch bezwingen konnte, setzte sie sich einmal in einem K.o.-Duell gegen den Nachbarn durch. Zwischen den beiden Siegen lagen aber 32 Jahre. An der WM 1992 gewinnt die Schweiz den Viertelfinal gegen Deutschland in Prag 3:1. Die Torschützen heissen Mario Brodmann, Felix Hollenstein und Roberto Triulzi. Die Schweiz wird am Schluss WM-Vierter und kehrt mit dem besten Resultat seit der Heim-WM 1953 in die erweiterte Weltspitze zurück.

Dieser Artikel wurde bereits vor einem Jahr veröffentlicht und aus aktuellem Anlass aktualisiert.

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62 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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vayiaelanor
24.05.2023 17:54registriert August 2018
Warum nur 15:20 🙈 Krank, Homeoffice, weiss noch nicht. Leider hat Eishockey WM nicht so einen hohen Stellenwert, vllt auch weil jedes Jahr / NHL Thematik. Als Eishockeynarr wäre es jedoch schön wenn morgen die Arbeitswelt um 15:20 stillsteht wie wenn die Fussball Nati im Viertelfinal wäre….
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stayhome
24.05.2023 16:51registriert Mai 2015
Ich kann gar nicht hinschauen 🫣🫣🫣
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Sandlerkönig Eberhard
22.05.2024 21:17registriert Juli 2020
Mein Gott Watson, ihr könnt die Niederlage ja auch heraufbeschwören. Es gäbe sicher noch irgendwo ein paar zusätzliche Statistiken, aufgrund deren wir verlieren.
Der Schweizer Center hatte zu 6% mehr den Stock beim Abschluss im Slot auf der falschen Seite.
Die Schweiz braucht für einen Linienwechsel 0.34 Sekunden länger.
Fischers Barthaare sind 4mm länger als die von Kreis. Deshalb verstehen die Spieler taktische Anweisungen zu 11% schlechter als die Deutschen.
Die Deutschen kommen zu 17% besser mit den tschechischen Hotelbetten zurecht und sind deswegen um 4% fitter.

Lasst mal gut sein…
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