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Biels Trauma aus dem Vorjahr soll helfen und keine Belastung sein

EHC Biel fans jubeln nach dem Sieg (3-2) mit EHC Biel Spieler, im zweiten Eishockey Playoff-Halbfinalspiel der National League zwischen dem EHC Biel und dem SC Bern, am Donnerstag, 28. Maerz 2019, in  ...
Biels Spieler und Fans feiern – wie lange in dieser Saison?Bild: KEYSTONE

Biels Trauma aus dem Vorjahr soll helfen und keine Belastung sein

Kann Biel Meister werden? Sind die Seeländer nicht nur ein gutes, sondern ein grosses Team? Der weitere Verlauf der Playoff-Halbfinals gegen Bern wird Antworten auf diese Fragen liefern.
02.04.2019, 16:19
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Stolz dürfen die Bieler schon lange sein. In den letzten 20 Jahren verbesserten sie sich nach finanziellen Schwierigkeiten und einer Sanierung zuerst zu einer guten, dann zu einer dominanten NLB-Mannschaft. Vor elf Jahren die Rückkehr in die NLA. Danach die grosse Angst vor dem schnellen Wiederabstieg: Zweimal schaffte Biel erst im siebenten Spiel der Ligaqualifikation den Klassenerhalt.

Eine Relegation hätte die Pläne für das neue Stadion wohl gebodigt. Aber der Aufstieg ging weiter: 2012 qualifizierten sich die Bieler erstmals seit 1993 für die Playoffs der höchsten Liga, vor einem Jahr erreichten sie die Halbfinals, im vergangenen Herbst wurden sie von Experten bei Prognosen auf Platz 1 gesetzt, und der EHC Biel-Bienne zelebriert sein feines Hockey seit vier Jahren in der neuen Arena.

Biels Trainer Kevin Schlaepfer freut sich ueber den Treffer zum 3:2 im Eishockey Spiel der National League A zwischen dem EHC Biel und den ZSC Lions, am Dienstag, 15. September 2015, in der Tissot Are ...
Lange das Gesicht Biels: Ex-Trainer Kevin Schläpfer.Bild: KEYSTONE

Auf Augenhöhe mit Spitzenklubs

Die Seeländer stehen sportlich und wirtschaftlich mittlerweile auf Augenhöhe mit Bern, Zürich, Zug oder Lugano. Sie verfügen über Donatoren, die jährlich fast vier Millionen Franken einschiessen. Der Nachwuchs zählt zu den besten im Land: Mit Janis Moser, Valentin Nussbaumer und Ramon Tanner besitzt Biel derzeit die Rechte an drei der grössten Schweizer U20-Talente.

Auch auf dem Transfermarkt feiert der Verein Erfolge. Es kamen in den letzten Jahren nicht nur alternde Stars wie Jonas Hiller, Beat Forster oder Damien Brunner, sondern mit Damien Riat auch einer, der überall hätte unterschreiben können. Mit einem Durchschnittsalter von 27 Jahren gehört Biel zu den jüngsten vier Teams der National League.

Biels Beat Forster, links, und Biels Goalie Jonas Hiller, rechts, jubeln nach dem Sieg (2-0), beim Eishockey Meisterschaftsspiel der National League A zwischen den HC Biel und dem HC Fribourg Gotteron ...
Appenzeller im Seeland: Verteidiger Forster und Goalie Hiller.Bild: KEYSTONE

Jetzt fehlt nur noch der letzte Schritt auf dem Eis. «Ja, es ist schon so», sagt auch Captain Mathieu Tschantré (34) am Samstagabend nach der ersten Niederlage gegen Bern. «Eine grosse Mannschaft sind wir erst, wenn wir den Final erreichen.» Tschantré erlebte als Spieler den gesamten Bieler Aufstieg mit. Er war nie für einen anderen Klub tätig.

Der Einbruch 2018

Schon vor einem Jahr hatte Biel die Finalqualifikation vor Augen. In der Halbfinalserie gegen Lugano lagen die Seeländer mit 2:0 Siegen vorne. In Spiel 3 führten sie vor heimischem Publikum bis zur 27. Minute 3:0. Ein Shorthander Luganos durch Sébastien Reuille leitete die Wende ein: Biel verlor nicht nur Spiel 3 mit 3:6, sondern viermal hintereinander – der Traum vom Final platzte zum ersten Mal.

Biels Mathieu Tschantre jubelt nach seinem Tor (2-2), beim Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem EHC Biel und den SCL Tigers, am Freitag, 22. Februar 2019, in der Tissot Arena ...
«Ewiger» Bieler: Captain Mathieu Tschantré.Bild: KEYSTONE

Natürlich kamen letzten Samstag nach dem 2:6 in Bern in der dritten Partie bei den Bieler Akteuren Erinnerungen hoch. Sie werden verdrängt. Die Serien liessen sich nicht miteinander vergleichen. Vor einem Jahr habe man das dritte Spiel im eigenen Stadion verloren, deshalb sei ohnehin alles anders. Und man habe aus dem letzten Jahr gelernt. Das sagten die Spieler.

Auch Martin Steinegger, der Sportchef, der aus seinen Jahren mit dem SC Bern weiss, wie man Meister wird, lässt Vergleiche nicht zu: «Vor einem Jahr waren wir schon nach der Qualifikation für die Halbfinals euphorisiert. Als wir gegen Lugano 2:0 führten, verloren wir den Kopf. Diesmal haben wir die gewonnene Viertelfinalserie nicht gefeiert. Der Fokus liegt auf höherem. Ich gehe sogar davon aus, dass uns die Erfahrung aus dem Vorjahr helfen wird. Sie ist keine Belastung.» Steinegger sagt aber auch, dass das vierte Spiel vom Dienstag wichtig sei, weil «wir zeigen müssen, dass wir in der Lage sind, auf die Niederlage in Bern zu reagieren».

«Das Maximalmögliche»

Der EHC Biel verfügt zweifellos über die Routine für heikle Situationen in grossen Playoff-Schlachten. Hiller (37), Forster (36), Anssi Salmela (34), Brunner (33) und Tschantré haben in ihren langen Karrieren schon zuviel erlebt, als dass sie sich von einer Niederlage aus dem Konzept werfen liessen. Für die Routiniers sind die Playoffs in diesem Frühling womöglich auch eine der letzten Chancen auf ein grosses Hurra im Spätherbst ihrer Karriere – auch wenn alle auch nächste Saison in Biel weiterspielen.

Wer kommt in den Final?

«Es ist sicher richtig, dass ein paar unserer Spieler nicht mehr viele Chancen auf Titel bekommen werden», so Martin Steinegger. «Aber stehen sie deswegen unter grösserem Druck? Ich denke nicht. Wir haben in Biel bislang nie vom Titel fabuliert. Unser Ziel Anfang Saison war ein Platz unter den ersten sechs. Und jetzt? Jetzt wollen wir natürlich das Maximalmögliche.»

Eine gewonnene Playoff-Serie gegen den grossen SC Bern käme dem schon sehr nahe. Die Bieler stehen sozusagen vor der ersten Meisterprüfung. (ram/sda)

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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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goschi
02.04.2019 16:31registriert Januar 2014
ich finde den EHC Biel einen der sympathischsten Clubs der Liga
Sie sind sowohl Bodenständig aber doch ehrgeizig, haben eine eigene Kultur, haben eine sehr schöne Mischung aus eigenen jungen Spielern, langjährigen Vereinstreuen, erfahrenen Profis und sind gut aufgestellt in der Breite.
und sie spielen auch einfach ein sehr schönes Hockey, weder rumpelig wie Bern früher oder dessen superlangweiliges Schablonenhockey von Heute.
Und sie haben in dieser Saison gezeigt, dass man sich aus einem Tief wieder aufrappelt und dann mit voller Power weiterspielt.

Ich wünsche ihnen viel Erfolg!
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Balfur
02.04.2019 16:29registriert April 2017
Für mich scheint es so als ob heute die Vorentscheidung fallen würde. Denke nicht, dass Bern ein 3:1 aufholen kann gegen dieses Biel. Bei einem 2:2 sieht die Sache jedoch besser aus für Bern, da würde man mit viel Selbstvertrauen nach Bern zurückkehren.
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Against all odds
02.04.2019 16:48registriert März 2014
"...wirtschaftlich mittlerweile auf Augenhöhe mit Bern, Zürich, Zug oder Lugano". Nicht euer ernst, oder? Wir sind nicht mal auf Augenhöhe mit Lausanne.
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