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André Heim spricht über seine Zeit in Ambri und die Chance in der NHL

Le hockeyeur Andre Heim desSt. Louis Blues est photographie pendant son entrainement lors d'une rencontre avec les medias ce vendredi 25 aout 2023 au Mont-sur-Lausanne. (KEYSTONE/Valentin Flaurau ...
Im Sommer hat André Heim für seinen NHL-Traum geschuftet.Bild: keystone

André Heim schnuppert NHL-Luft: «Ich bin keiner, der rasch aufgibt»

Nach zwei erfolgreichen Jahren bei Ambri-Piotta will André Heim den nächsten Schritt machen. Die St. Louis Blues geben ihm die Chance, in der NHL Fuss zu fassen.
27.09.2023, 19:0828.09.2023, 14:09
sascha fey / keystone-sda
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Am vergangenen Donnerstag begann für Heim der Kampf um einen Platz im Team der Blues. Der 25-Jährige ist einer von 31 Stürmern, die für das Vorbereitungscamp aufgeboten wurden. Er sei vor dem ersten Eistraining schon etwas nervös gewesen, sagt Heim. Er ist in einer Gruppe mit Verteidiger Justin Faulk, einem der Führungsspieler. Total gibt es drei Gruppen.

Dass sich Heim überhaupt Hoffnungen machen darf, in der besten Liga der Welt zu spielen, kam für ihn selber überraschend. Da er nie gedraftet wurde, war die NHL für ihn kein grosses Thema mehr. Er fokussierte sich vielmehr darauf, in der National League ein Leader zu werden. Das gelang ihm. In der vergangenen Saison erhielt er bei Ambri-Piotta von allen Schweizern im Durchschnitt am meisten Einsatzzeit (17:30 Minuten) und trug er das «A» auf der Brust.

Wechsel zu Ambri als Glücksfall

Heim kam durch seine Schwester Sandra, die heute bei den ZSC Lions spielt, zum Eishockey. In Wilderswil aufgewachsen, begann er die Karriere beim SC Unterseen-Interlaken. 2011 wechselte er zum SC Bern, bei dem er am 9. September 2017 mit 19 Jahren in der höchsten Schweizer Liga debütierte. Allerdings erhielt er beim SCB nicht das gewünschte Vertrauen, weshalb es ihn 2021 in die Leventina zog.

«Ich stehe eigentlich lieber auf der sicheren Seite.»
André Heim

Dieser Schritt entpuppte sich für Heim als Glücksfall. In der weniger hektischen Umgebung konnte er sich optimal entwickeln. «Von den Fans kommt weniger Druck», sagt Heim. «Wenn sie sehen, dass alles für den Verein gegeben wird, sind sie zufrieden.» Ambri reizte ihn auch deshalb, weil er die Komfortzone verlassen musste. «Für Aussenstehende ist es zwar nur das Tessin, jedoch ist es nicht das Gleiche wie in der Deutschschweiz. Zudem war es an einem freien Tag nicht mehr möglich, nach Hause zu gehen.»

«Sie sagten, dass es einen Umbruch im Team gebe und es für mich möglich sei, als Center den dritten oder vierten Block anzuführen.»
André Heim

Auf die Frage, ob er gerne Abenteuer eingeht, antwortet Heim: «Ich stehe eigentlich lieber auf der sicheren Seite.» Dennoch musste er nicht lange überlegen, als er das Angebot von den St. Louis Blues erhielt, wobei er sich unter anderen mit Nico Hischier und Gaëtan Haas unterhielt, die ihm rieten, «mein Ding durchzuziehen».

Argument Umbruch

Heim unterschrieb bei den Blues einen Zweiweg-Vertrag über eine Saison, in der AHL würde der Jahreslohn statt 855'000 lediglich 82'500 Dollar betragen. «Ich will nicht mit 35 Jahren zurückblicken und mir die Frage stellen, warum ich es nicht versucht habe», sagt Heim. «Ich werde hier auch dann als Eishockeyspieler und Person weiterwachsen, wenn ich in die AHL müsste.»

«Wichtig ist, schnelle Entscheide zu treffen und stark am Puck zu sein.»
André Heim

Ausschlaggebend war für ihn zudem, dass «sie ehrlich zu mir waren und mir nicht das Gelbe vom Ei versprochen haben. Sie sagten, dass es einen Umbruch im Team gebe und es für mich möglich sei, als Center den dritten oder vierten Block anzuführen. Bei Colorado beispielsweise hätte ich es mir zweimal überlegt, ob es Sinn machen würde, dorthin zu gehen.»

Andre Heim, hockeyeur aux St. Louis Blues pose pour un portrait apres son entrainement lors d'une rencontre avec les medias ce vendredi 25 aout 2023 au Mont-sur-Lausanne. (KEYSTONE/Valentin Flaur ...
André Heim posiert im Leibchen der St. Louis Blues.Bild: keystone

Jedenfalls gibt es aufgrund des Umbruchs mehr freie Plätze als in anderen Organisationen und es sind solide Zweiweg-Center wie Heim gerade in den hinteren zwei Linien gefragt. «Es zählt jedes Training», ist er sich bewusst. «Das ist schon speziell.» An das kleinere Eisfeld muss er sich noch gewöhnen. «Wichtig ist, schnelle Entscheide zu treffen und stark am Puck zu sein. Ich denke aber, dass ich mich rasch wohlfühlen werde, da ich das Spiel gut lesen kann.»

An Oberkörperkraft zugelegt

Zudem behagt Heim die höhere Intensität auf den kleineren Eisfeldern und fühlt er sich gut vorbereitet, weil er bei Ambri voll mittrainieren durfte. Da er nach dem Development Camp der Blues Anfang Juli das Feedback bekam, im Oberkörperbereich noch kräftiger werden zu können, arbeitete er daran. Ein weiterer Fokus lag auf der Explosivität, die nicht zu seinen Stärken gehört. Im Sommer 2022 hatte er mit vielen Extraschichten auf synthetischem Eis ein grosses Augenmerk auf die Schussqualität gesetzt.

Als Junior war für Heim der Schritt nach Nordamerika noch kein Thema, da er Bern nicht verlassen wollte. Nun ist er bereit für die grosse Herausforderung. Aktuell wohnt er in einem Hotel. Die Gegend mit schönen Parks gefällt ihm. Er ist gerne in der Natur, um abzuschalten, was angesichts der grossen Konkurrenz umso wichtiger ist. «Ich bin es mir gewohnt zu beissen. Ich bin keiner, der rasch aufgibt», sagt Heim. Durchhaltewillen wird er auf jeden Fall benötigen. (abu/sda)

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1 Kommentar
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    Weiter, immer weiter!
    Gross ist die Lust bei Spielern und Trainern auf die in der Nacht auf den morgigen Sonntag beginnende Klub-WM scheinbar nicht. Dies zeigen unter anderem Aussagen von Manuel Akanji. Aufhalten können – oder wollen – sie die aktuelle Entwicklung aber trotzdem nicht.

    Als Mitte Mai die Saison in den nationalen Ligen endete, wirkten die Spieler und Trainer bereit für Ferien. Auch viele Fans dürften sich nach dieser langen Saison auf eine Pause gefreut haben. Mancherorts wurde gejubelt und gefeiert, andernorts geweint und getrauert. Man muss Erfolge Revue passieren lassen, Misserfolge müssen verarbeitet werden – das braucht Zeit. Doch die gibt es im modernen Fussball nicht mehr. Es geht Schlag auf Schlag. Oder wie Oliver Kahn einst sagte: «Weiter, immer weiter!»

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