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Braucht das Eishockey den Video-Beweis auch bei 5-Minuten-Strafen?

San Jose Sharks center Joe Pavelski, right, lies on the ice next to Vegas Golden Knights center Cody Eakin during the third period of Game 7 of an NHL hockey first-round playoff series in San Jose, Ca ...
Joe Pavelski liegt nach dem Crosscheck von Cody Eakin am Boden.Bild: AP

«Es ist ein verdammter Witz!» – muss der Videobeweis im Hockey ausgeweitet werden?

Die San Jose Sharks setzen sich in der ersten Runde der Stanley-Cup-Playoffs dank einer spektakulären Wende gegen die Vegas Golden Knights durch. Der Sieg wird durch eine umstrittene Strafe eingeleitet – die nun eine spannende Diskussion anregt.
24.04.2019, 12:5924.04.2019, 13:01
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Es war eines der verrücktesten Spiele der jüngeren NHL-Geschichte. Die San Jose Sharks drehen gegen die Vegas Golden Knights einen 0:3-Rückstand innert 241 Sekunden. Plötzlich steht es 4:3 für Timo Meier und Co. Am Ende setzen sich die Kalifornier in der Verlängerung durch und ziehen in die zweite Runde der Stanley-Cup-Playoffs ein.

Doch zu diesem Spektakel kommt es erst, weil Cody Eakin für einen Crosscheck gegen Sharks-Captain Joe Pavelski eine 5-Minuten-Strafe kassiert. Im folgenden Powerplay – die Strafe wird nach einem Tor nicht wie bei einer 2-Minuten-Strafe aufgehoben – erzielt San Jose die vier Tore.

Der Crosscheck an Pavelski.Video: streamable

Pavelski fällt zu Boden (bzw. er wird von Paul Stastny aufs Eis gestossen) und verletzt sich beim Sturz. Er blutet aus einer Wunde am Kopf. Wohl deshalb entscheiden sich die Schiedsrichter gegen eine kleine und für eine grosse Strafe. Ein strenger Entscheid. Und einer, der für die Golden Knights fatale Folgen hat.

War die Strafe gegen Cody Eakin korrekt?

Don van Massenhoven, NHL-Supervisor der Serie zwischen Vegas und San Jose, erklärt den Entscheid der Refs folgendermassen:

«Die Schiedsrichter haben eine Strafe wegen eines Crosschecks ausgesprochen, der eine bedeutende Verletzung zur Folge hatte. In ihrer Beurteilung verdiente das Vergehen und dessen Resultat eine grosse Strafe.»

Da ist Golden-Knights-Stürmer Jonathan Marchessault komplett anderer Meinung: «Ich hoffe, dass es Joe Pavelski gut geht. Aber die Strafe ist ein verdammter Witz. Wenn du den Crosscheck bestrafen willst, okay. Aber nicht mit fünf Minuten. Das hat das ganze Spiel, die Serie und unsere Zukunft entschieden. Es ist peinlich.»

Jonathan Marchessault im Interview nach der Niederlage gegen San Jose.Video: streamable

Und der 28-Jährige bringt einen interessanten Punkt ins Spiel: «Warum können sich die Schiedsrichter in einer solchen Situation nicht die Wiederholung anschauen?»

Im Eishockey kommt der Videobeweis nur bei Tor-Entscheidungen zum Einsatz. Es darf angeschaut werden, ob einem Tor eine Torhüterbehinderung, ein hoher Stock oder ein Offside vorausging, oder ob der Puck überhaupt über der Linie war. Das Videostudium einer Strafe, auch wenn sie in einem Fall wie diesem genau so entscheidend ist wie ein Tor, geht nicht.

Auch auf Twitter fordern Journalisten und Beobachter eine solche Möglichkeit.

In der NHL wäre das relativ einfach umzusetzen. Dort gibt es einen sogenannten «Situation Room» in Toronto, wo jedes Spiel von Unparteiischen beobachtet wird. Bei einem hohen Stock vor einem möglichen Goal geht der Schiedsrichter nicht mehr selbst das Video anschauen, sondern erhält aus der Zentrale in Toronto den definitiven Entscheid.

Ähnlich könnte es auch bei grossen Strafen sein. Die Offiziellen im «Situation Room» schauen sich bei jeder grossen Strafe die Bilder an und teilen dem Schiedsrichter mit, ob der Entscheid in Ordnung geht oder ob er allenfalls revidiert werden muss. Man könnte auch diskutieren, wann es diesen Videobeweis geben soll: In der Regular Season oder nur in den Playoffs?

In der Schweiz gibt es (noch) keinen «Situation Room». Hier müssten die Schiedsrichter selbst zum Videostudium antraben. Aufgrund der teilweise ungenügenden Infrastruktur in einigen Stadien (kleine Bildschirme etc.), wären manche Entscheide auch mit dem Videobeweis nicht zweifellos zu klären.

Soll der Videobeweis auch bei grossen Strafen verfügbar sein?

Man müsste sich also die Frage stellen, ob eine Ausweitung des Videobeweises unter solchen Umständen überhaupt Sinn ergibt. Die Diskussion darüber ist aber allemal angebracht.

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53 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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kupus@kombajn
24.04.2019 12:37registriert Dezember 2016
Gemäss Regelwerk gibt es eine grosse Strafe, wenn der Gegenspieler durch einen Cross-Check rücksichtlos gefährdet wurde, und wenn eine Verletzung die Folge eines Cross-Checks ist, dann geht das bereits über eine Gefährdung hinaus.
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Best of 7
24.04.2019 13:13registriert November 2017
Ob der 5er gerechtfertigt ist oder nicht, darüber lässt sich streiten. Aber wer 10 Minuten vor Schluss so einen sinnlosen Crosscheck macht, beim Stande von 3:0, der sollte in Behandlung gehen. Und wenn man dann in den 5 Min. Boxplay 4 Tore kassiert, sollte man einfach die Schnauze halten.
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ClownNr
24.04.2019 13:17registriert Mai 2015
Der Puck war lange weg und er wird von zwei Spielern angegangen. Es ist auch in unserer National League so, dass wenn der Gefoulte danach blutet es automatisch eine grosse Strafe gibt. Korrekter Entscheid, scheiss Boxplay würde ich meinen.
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